: Ersatz-Jazz-Duo
■ Statt Pedersen spielt heute abend Charlie Mariano mit Philip Catherine im Kito
Schade – auf das heutige Jazzkonzert im Kito hatten sich viele schon gefreut: Der Gitarrist Philip Catherine wollte mit dem dänischen Bassisten Niels-Henning Oersted-Pedersen auftreten. Beide spielen schon seit 25 Jahren zusammen, und es versprach ein außergewöhnlicher musikalischer Dialog zu werden. Vielleicht sogar auf dem Niveau des Duos von Pedersen mit dem Pianisten Kenny Drew, über das Joachim Ernst Berendt schrieb: „Die beiden sind Freunde, und es ist diese Freundschaft, die das Duo zu einer so glücklichen, runden, Zufriedenheit aussstrahlenden Angelegenheit macht.“ Aber Pedersen leidet an Herzrhythmusstörungen und kann nicht mit dem Flugzeug fliegen, und so mußte sich Philip Catherine schnell ein Notduo zusammenbasteln.
Mit dem Altsaxophonisten Charlie Mariano hat er sicher einen kompetenten Ersatz gefunden – sehr wahrscheinlich haben die beiden Veteranen der europäischen Jazzszene auch schon eine ähnlich lang währende musikalische Beziehung, aber es wird sicher ein ganz anderer Ton herrschen. Während man bei dem Duo mit Pedersen glasklar gespielten Jazz im Stile der alten Meister erwarten konnte (Petersen machte sich als Begleiter von Oscar Peterson, Ben Webster oder Sonny Rollins einen Namen), wird das Duo mit Mariano sicher experimenteller und vor allen Dingen exotischer klingen.
Mariano hat eine Vorliebe für asiatische Spielformen und wird wohl neben dem Saxophon auch auf dem indischen Shenai spielen. Philip Catherine bewies erst im letzten Jahr bei seinem Auftritt auf der Breminale mit den türkischen Gitarristen Ercan Ogur und Bülent Drtacgil, daß auch er sich in der orientalischen Klangwelt heimisch fühlt. So wird es heute abend um 20 Uhr im KITO nicht unbedingt einen Duoabend zweiter Wahl geben, aber sicher eine ganz andere Grundstimmung. Lassen wir uns überraschen. Willy Taub
20 Uhr, Kito, Alte Hafenstr. 35
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen