Eröffnung Grüne Woche: Streit um Kartoffeln
Während der Eröffnung der Grünen Woche haben Greenpeace-Aktivisten gegen Gentechnik protestiert. Bauernverbands-Präsident Sonnleitner und Ministerin Aigner nehmen Lebensmittelpreise in den Blick.

BERLIN dapd/taz | Mit einem Rundgang von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat am Freitag die Internationale Grüne Woche in Berlin begonnen. Aigner, die ein traditionelles Dirndl aus ihrer oberbayerischen Heimat trug, würdigte die "grandiose Vielfalt" der Angebote auf der weltgrößten Leistungsschau der Land- und Ernährungswirtschaft.
Bei dem mehrstündigen Rundgang gab es erneut eine Protestaktion von Greenpeace gegen Gentechnik. Ein junger Mann versuchte am Stand von Polen, mit einem Plakat gegen den Anbau von genmanipulierten Kartoffeln zu protestieren. Er wurde von den Sicherheitskräften überwältigt und erhielt Hausverbot.
Bereits am Donnerstag hatten Greenpeace-Aktivisten unter dem Motto "Mach dich vom Acker – Deutsche Verbraucher wollen keine Gen-Kartoffeln" vor den Füßen der Ministerin zwei Körbe mit Kartoffeln ausgeschüttet. Anlass des Greenpeace-Protests ist die baldige Zulassung der Gen-Kartoffelsorte Amflora für den kommerziellen Anbau. Amflora berge "erhebliche Risiken" und sei "gesellschaftlich unerwünscht, technisch veraltet und damit überflüssig", sagte Martin Hofstetter, Gentechnikexperte von Greenpeace.
Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat bereits durchblicken lassen, dass sie nichts gegen diese Zulassung unternehmen wird. Sie verweist darauf, dass nicht sie, sondern die EU über die Zulassung der Gen-Kartoffelsorte Amflora entscheide. Der Koalitionsvertrag von Union und FDP sehe vor, dass bei einem positiven Votum dies dann auch in Deutschland vollzogen werde.
Zudem appellierte Aigner an die Verbraucher, nicht nur auf den Preis, sondern auf die Qualität zu achten. Lebensmittel seien nicht irgendein Produkt, "sondern Mittel zum Leben".
Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Gerd Sonnleitner, nahm die Preissenkungen im Lebensmittel-Einzelhandel in den Blick. Sonnleitner kritisierte die erneute Preissenkungsrunde des Einzelhandels bei Lebensmitteln parallel zum Beginn der Grünen Woche.
Dies sei eine "Provokation", sagte Sonnleitner. Der Einzelhandel versündige sich am Gemeinwohl. Es stelle sich die Frage von Moral und Ethik. Denn nicht alles könne gesetzlich geregelt werden. Durch die niedrigen Preise hätten die Verbraucher derzeit zwar Vorteile, langfristig seien aber negative Folgen zu erwarten. Die Produktvielfalt werde kleiner und die Abhängigkeit von Exporten wachse.
Auf der Grünen Woche präsentieren bis 24. Januar 1589 Aussteller aus 56 Ländern ihre Produkte und Dienstleistungen. Die Besucher können in den Messehallen unter dem Funkturm eine kulinarische Weltreise unternehmen. Rund 100 000 Spezialitäten von allen fünf Kontinenten werden angeboten. Die Veranstalter erwarten an den zehn Messetagen wieder mehr als 400 000 Besucher.
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