piwik no script img

Eröffnung Grüne WocheStreit um Kartoffeln

Während der Eröffnung der Grünen Woche haben Greenpeace-Aktivisten gegen Gentechnik protestiert. Bauernverbands-Präsident Sonnleitner und Ministerin Aigner nehmen Lebensmittelpreise in den Blick.

Ergebnis einer von Greenpeace beauftragten Emnid-Umfrage: 77 Prozent der Befragten wollen, dass Ministerin Aigner Amflora verbietet. Bild: Allie Caulfield – Lizenz: CC-BY

BERLIN dapd/taz | Mit einem Rundgang von Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner (CSU) und Berlins Regierendem Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) hat am Freitag die Internationale Grüne Woche in Berlin begonnen. Aigner, die ein traditionelles Dirndl aus ihrer oberbayerischen Heimat trug, würdigte die "grandiose Vielfalt" der Angebote auf der weltgrößten Leistungsschau der Land- und Ernährungswirtschaft.

Bei dem mehrstündigen Rundgang gab es erneut eine Protestaktion von Greenpeace gegen Gentechnik. Ein junger Mann versuchte am Stand von Polen, mit einem Plakat gegen den Anbau von genmanipulierten Kartoffeln zu protestieren. Er wurde von den Sicherheitskräften überwältigt und erhielt Hausverbot.

Bereits am Donnerstag hatten Greenpeace-Aktivisten unter dem Motto "Mach dich vom Acker – Deutsche Verbraucher wollen keine Gen-Kartoffeln" vor den Füßen der Ministerin zwei Körbe mit Kartoffeln ausgeschüttet. Anlass des Greenpeace-Protests ist die baldige Zulassung der Gen-Kartoffelsorte Amflora für den kommerziellen Anbau. Amflora berge "erhebliche Risiken" und sei "gesellschaftlich unerwünscht, technisch veraltet und damit überflüssig", sagte Martin Hofstetter, Gentechnikexperte von Greenpeace.

Landwirtschaftsministerin Ilse Aigner hat bereits durchblicken lassen, dass sie nichts gegen diese Zulassung unternehmen wird. Sie verweist darauf, dass nicht sie, sondern die EU über die Zulassung der Gen-Kartoffelsorte Amflora entscheide. Der Koalitionsvertrag von Union und FDP sehe vor, dass bei einem positiven Votum dies dann auch in Deutschland vollzogen werde.

Zudem appellierte Aigner an die Verbraucher, nicht nur auf den Preis, sondern auf die Qualität zu achten. Lebensmittel seien nicht irgendein Produkt, "sondern Mittel zum Leben".

Auch der Präsident des Deutschen Bauernverbands (DBV), Gerd Sonnleitner, nahm die Preissenkungen im Lebensmittel-Einzelhandel in den Blick. Sonnleitner kritisierte die erneute Preissenkungsrunde des Einzelhandels bei Lebensmitteln parallel zum Beginn der Grünen Woche.

Dies sei eine "Provokation", sagte Sonnleitner. Der Einzelhandel versündige sich am Gemeinwohl. Es stelle sich die Frage von Moral und Ethik. Denn nicht alles könne gesetzlich geregelt werden. Durch die niedrigen Preise hätten die Verbraucher derzeit zwar Vorteile, langfristig seien aber negative Folgen zu erwarten. Die Produktvielfalt werde kleiner und die Abhängigkeit von Exporten wachse.

Auf der Grünen Woche präsentieren bis 24. Januar 1589 Aussteller aus 56 Ländern ihre Produkte und Dienstleistungen. Die Besucher können in den Messehallen unter dem Funkturm eine kulinarische Weltreise unternehmen. Rund 100 000 Spezialitäten von allen fünf Kontinenten werden angeboten. Die Veranstalter erwarten an den zehn Messetagen wieder mehr als 400 000 Besucher.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

3 Kommentare

 / 
  • WB
    Wolfgang Bachelier

    In einer kapitalistischen Marktwirtschaft wird von den Unternehmen angeboten, was die Kunden wollen. Wer pennt denn hier? Der Köder muss dem Fisch, nicht dem Angler schmecken.

  • P
    Pyro

    Zitat: "Zudem appellierte Aigner an die Verbraucher, nicht nur auf den Preis, sondern auf die Qualität zu achten. Lebensmittel seien nicht irgendein Produkt, "sondern Mittel zum Leben"."

     

    Je günstiger die Lebensmittel für mich sind, umso mehr habe ich vom Leben. Denn schließlich ist Essen nicht alles im Leben, auch Freizeit und Arbeit. Außerdem, wenn man nun mal auf knappem Budget lebt, wie soll man da teure Lebensmittel einkaufen? Ich selbst habe nun mal nicht das Geld, um für 1kg Kartoffeln 2€ zu zahlen; auch wenn die Sorte besser schmeckt. Ich kann mir genau so wenig teures Bio-Fleisch leisten, auch wenn das natürlich mit wesentlich höherer Wahrscheinlichkeit eine artgerechte Aufzucht und nicht-schmerzhafte Schlachtung hinter sich hat. 10€ fürs Pfund Schweinefleisch geht einfach nicht!!

  • WB
    Wil Biezen

    Lebensmittel sind Mittel zum Leben und keine Lizenz für eine Land- und Viehwirtschaft die Tierquälerei und Einsatz von gesundheitsschädigende Mittel zulässt. Warum nicht die Lebensmittelindustrie mit einer Umweltsteuer belasten um damit die zeitgemäße, mensch- und umweltfreundliche Land- und Viehwirtschaft zu unterstützen?!