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Erneuter FührungswechselOpernchef Rosinski muss den Hut nehmen

Peter F. Raddatz wird neuer Generaldirektor der Opernstiftung. Zu viele Differenzen zwischen Wowereit und Rosinski

Das Personalkarussell der Berliner Bühnen dreht sich rasant weiter. Am Mittwoch entschied der Stiftungsrat der Berliner Opern, Peter F. Raddatz als zukünftigen Generaldirektor der Opernstiftung zu verpflichten. Raddatz, derzeit noch geschäftsführender Intendant des Kölner Schauspielhauses und der dortigen Oper, soll am 1. September 2009 das Amt antreten und einen Fünfjahresvertrag erhalten. Stefan Rosinski, seit 2007 Generaldirektor der Stiftung "Oper in Berlin" und Chef der Bühnenservice GmbH, muss dafür seinen Hut nehmen.

Offiziell erklärt der Stiftungsrat den Wechsel damit, dass Rosinski das Amt seit dem Rauswurf von Michael Schindhelm 2006 "kommissarisch" geleitet habe und man sich wieder einen festen Direktor mit langem Vertrag wünschte. Auch soll Rosinski weiter an Bord bleiben als "kaufmännischer Geschäftsführer des Bühnenservice", wie Torsten Wöhlert, Sprecher der Kulturverwaltung, am Mittwoch mitteilte.

Hinter den Kulissen jedoch wird gemunkelt, dass sich das Verhältnis zwischen Rosinski und dem Stiftungsrat sowie Regierungs- und Kulturchef Klaus Wowereit in den letzten Monaten merklich abgekühlt und sich Rosinski mit Wowereit gestritten habe. So bezog Rosinski mehrfach Position gegen Wowereits Kulturpolitik. Beim Wettbewerb zur Sanierung der Staatsoper kritisierte der Opernchef Wowereits DDR-Stuck-Vorliebe. Zugleich ließ Rosinski durchblicken, dass er sich auch an anderen Häusern, insbesondere an der Volksbühne, eine künstlerische Betätigung vorstellen könnte. Umgekehrt hatte Wowereit den Opernchef nicht mehr in Gespräche mit eingebunden.

In einer ersten Stellungnahme sagte die Vorsitzende des Kulturausschusses im Berliner Abgeordnetenhaus, Alice Ströver (Grüne), Rosinski sei Opfer des "Hahnenkampfs" zwischen Wowereit und Kulturstaatssekretär André Schmitz auf der einen und Rosinski auf der anderen Seite geworden. Sie hoffe aber, dass er als Bühnenservice-Leiter bleibe. CDU-Kulturexperte Michael Braun warf Wowereit vor, kritische Geister nicht neben sich dulden zu können.

Mit der Verpflichtung von Raddatz hat Wowereit innerhalb von einem Monat drei überraschende Personalentscheidungen gefällt. Didi Hallervorden übernahm das Schlosspark-Theater, Jürgen Flimm wird neuer Intendant der Staatsoper.

Peter F. Raddatz hatte vor seiner Kölner Zeit elf Jahre lang das Deutsche Schauspielhaus in Hamburg geleitet und war mit diesem mehrfach zum Theater des Jahres ausgezeichnet worden. ROLF LAUTENSCHÄGER

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