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Erneuerbare EnergienSolaranlage schlägt Steckdose

Obwohl die Bundesregierung die Solarförderung kappt, wird der Ausbau der Fotovoltaik weitergehen. Und: Strom vom Solardach wird billiger als der aus dem Netz.

Montage eines Solardachs in Ohio, USA. Bild: Wayne National ForestCC-BY

Hat die Sonnenenergie Zukunft? Am Donnerstag, einen Tag nachdem klar ist, dass die Bundesregierung die Vergütung für den Solarstrom kappt, stellte so mancher das Solargeschäft in Frage. Dabei könnte für Privatleute der Sonnenstrom bald billiger werden als Strom aus der Steckdose.

Ab dem 1. April soll es künftig 15 Prozent weniger Geld für den Strom vom Dach geben, so hat es der CDU-Umweltminister Norbert Röttgen vorgeschlagen. Das wären dann noch gut 33 Cent je Kilowattstunde.

Der Bundesverband der Solarwirtschaft erklärte, die Kürzung entziehe der Branche in Deutschland die Geschäftsgrundlage. Verbraucherschützer forderten eine stärke Kappung - damit die Kosten des Solarstroms nicht künstlich hoch gehalten würden. Mit den sinkenden Vergütungen müssen jedenfalls die Preise für die Anlagen fallen. Andernfalls würden die Firmen auf ihren Modulen sitzen blieben. Entscheidend wird sein, ob die Anlagenpreise in gleichem Stil sinken werden wie die Vergütungen. Das ist aber offen, weil der Solarmarkt längst international ist.

Eines zeigt die Debatte: Die Interessen der Solarbranche und die Interessen derjenigen, die aus ökologischen Gründen die Fotovoltaik voranbringen wollen, sind nicht unbedingt identisch. Während die Kürzungen die Profite der Solarbranche unbestritten schmälern werden, dürfte der Ausbau der Fotovoltaik kaum leiden.

Einige Branchenexperten gehen sogar davon aus, dass durch geringere Vergütungen die Anlagenpreise derart ins Rutschen kommen, dass mehr Solaranlagen gebaut und mehr Solarenergie ins Netz gespeist werden. Das Solarmagazin Photon hat sich immer wieder für geringe Fördersätze starkgemacht.

Einige prophezeien, schon in wenigen Jahren werde die Netzparität erreicht. Das ist der Punkt, an dem die Kilowattstunde vom Solardach genauso wenig kostet wie der Strom aus dem Netz. Kritiker der Solarenergie vergleichen zwar gerne den Strompreis im Großhandel (etwa 5 Cent je Kilowattstunde) mit der Einspeisevergütung für Solarstrom (derzeit noch etwa 39 Cent bei Hausdachanlagen). Sie schließen daraus, dass Solarstrom längst nicht rentabel ist. Doch für den Hauseigentümer stellt sich die Frage, ob er den Strom aus der Steckdose holt oder lieber vom Dach. Die Kilowattstunde aus der Dose kostet ihn heute im Schnitt 22 Cent. Sobald der Solarstrom diesen Wert unterschreitet, ist er wirtschaftlich, abzüglich der Investition für die Anlage. Wer ausrechnen will, ob die selbst gezüchtete Karotte wirtschaftlich ist, legt auch den Preis an der Ladenkasse zugrunde, nicht den Großhandelspreis.

Noch stärker als die Vergütungen für Dachanlagen sollen die Sätze für Freilandanlagen gekappt werden - um 25 Prozent. Diese Regelung ist ein Lobbyerfolg der deutschen Solarbranche. Die privaten Hausbesitzer setzen überdurchschnittlich auf heimische Ware. Für Freiflächenanlagen, Besitzer sind oft Fonds, werden meistens Billig-Module importiert. Der Union wird diese Regelung nicht schwergefallen sein: In den unionsgeführten südlichen Bundesländern stoßen Freilandanlagen zunehmend auf Widerstände. Vor allem in den touristischen Mittelgebirgsregionen fürchten Bürger eine Verschandelung, unterstützt von Bauern, die steigende Ackerpreise beobachten.

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4 Kommentare

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  • M
    MTK

    Was immer übersehen wird: Fotovoltaik liefert vor allem zu Spitzenlastzeiten Strom. Es gibt eine Untersuchung vom VDE, die einen Ausbau bis 30 GW empfiehlt. Spitzenlaststrom kostet übrigens an der EEX (Strombörse) bis zu 50 EUR/kWh, nie 0,05 EUR/kWh.

  • S
    Solarnow

    Die Netzparität ist tatsächlich nicht die Lösung. Schon 2007 hatte Q-Cells laut verkündet, dass es in den USA mittlerweile die Netzparität in Kalifornien gäbe, siehe www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0925/wirtschaft/0007/index.html Doch seitdem hört man von keinem Solarboom in Kalifornien, der ohne Fördermittel auskommt. Die sogenannte Netzparität wird sich als ziemlich Fata Morgana herausstellen. Die Solarlobby möchte der Politik nur erzählen, dass sie angeblich ja bald keine Subventionen mehr braucht. Das dürfte so nicht eintreffen. Hier wäre mal eine genauere Recherche gefragt.

  • J
    Johanna

    Jetzt wo es seit dem Sommer 2009 der Branche

    endlich so richtig gut (Nachfrage >>>Angebot), hier spreche ich auch von vielen deutschen Solarunternehmen,

    die Momentan dabei sind die Kapazitäten aufzubauen

    Mitarbeiter einzustellen und Fabriken zu bauen

    z.B. SMA bei Kassel, kommt dieses Gesetz.

    Ganze vier Monate haben die Unternehmen Zeit um zu reagieren und zu überlegen welche Auswirkungen

    diese auf Ihr Unternehmen haben wird.

    Ob die Ihre frisch angestellten Mitarbeiter behalten werden?

    Ist der Deutsche Solarmarkt platt wie Spanien?

    Wird Deutschland die Technologieführerschaft in der Solarbranche behalten?

    Ob die Bundesregierung hier an der richtigen Stelle spart......der Markt wird es entscheiden....

  • M
    Michael

    Diese Rechung mit der Netzparität geht so leider nicht auf. Ich nenne nur mal ein paar Gründe:

     

    1. Man müsste immer den gesamten erzeugten Strom direkt verbrauchen, was unrealistisch ist. Ohne garantierte Einspeisevergütung lässt sich die kWh vielleicht für ca. 12 cent verkaufen

    Endkundenpreis

    -Steuern/Abgaben/EEG-Umlage

    -Verteilnetzentgelte

     

    2. Sind beide Alternativen gleichwertig, würden allenfalls Technikfreaks und Idealisten zur PV-Anlage greifen. (Aufwand für die Errichtung/Wartung, Risiken (Zerstörung, weniger Sonneneinstrahlung, etc.)

    selbst bei geringen Einsparungen gilt dieses Argument, es baut ja auch kaum jemand Karotten an um ein paar Euro zu sparen (um mal das Beispiel aus dem Artikel aufzugreifen)

     

    3. Sollte es wirklich zu dem prognostizierten Boom kommen, würde die Netzentgelte deutlich steigen. Da alle PV-Anlagenbetreiber nachts weiter auf Netzstrom angewiesen wären, aber die Netzkosten (hauptsächlich Kapitalkosten) auf weniger kWh umgelegt werden könnten.