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Ermittlungen gegen Günter WallraffNiedermacher niedergemacht

Gegen den Enthüllungsjournalisten Günter Wallraff wird wegen des Verdachts auf Sozialbetrug ermittelt. Besonders „SZ“-Rechercheur Leyendecker profiliert sich damit.

Ausnahmsweise mal in Zivil: Günter Wallraff. Bild: dpa

Als ich am Samstag in der Süddeutschen Zeitung einen Artikel von Hans Leyendecker mit der Überschrift „Das doppelte Gesicht“ las, packte mich die blanke Wut. Der journalistische Scharfrichter, dem Eitelkeit und Selbstgefälligkeit nicht fremd sind, schreibt über einen politisch engagierten Kollegen, über Günter Wallraff, und versucht diesen mit bislang unbewiesenen Verdächtigungen zu demontieren.

Sicher ist es reiner Zufall, dass auch im neuen Spiegel über Günter Wallraff berichtet wird („Enthüllungen über einen Enthüller“). Dieser Bericht ist immerhin ohne die offene Häme Leyendeckers geschrieben, auch wenn er sich überwiegend auf die Aussagen eines enttäuschten Ex-Mitarbeiters von Wallraff stützt.

Dabei geht es mir offen gesagt überhaupt nicht darum, ob die Vorwürfe gegen Günter Wallraff zutreffend sind oder nicht. Bislang jedenfalls gibt es im Prinzip nur die Aussage des von Wallraff enttäuschten Exmitarbeiters. Und dass sich dann auch andere Vernachlässigte melden – das gehört wohl dazu. Was jedoch im Fall Wallraff auffällt, ist die gnadenlose Vorverurteilung eines Kollegen, der im Gegensatz zu seinen Kritikern eine politische Geradlinigkeit gezeigt hat, die heute leider nur noch bei wenigen Journalisten zu finden ist. Denn es ist ja nicht so, dass in Deutschland viele JournalistInnen schreiben, die politisch Farbe bekennen, die Partei ergreifen. Nein, viele verziehen sich lieber in die warme Ecke der sogenannten journalistischen Neutralität, um bloß nicht anzuecken.

Jürgen Roth

geboren 1945, arbeitet seit 1971 als investigativer Journalist fürs Fernsehen und ist Buchautor. Günter Wallraff, mit dem er persönlich nicht bekannt ist, schätzt er seit den 70er Jahren für dessen Enthüllungsgeschichten.

Günter Wallraff hingegen hat sich, unabhängig von seinen umstrittenen Methoden, nachhaltig für die Unterdrückten und politisch Verfolgten eingesetzt. Und er hat sich damit viele Feinde geschaffen. Dass der Hauptbelastungszeuge gegen Wallraff, sein Exmitarbeiter, mit dem Anwalt einer Großbäckerei (über die Wallraff kritisch berichtet hatte), laut Spiegel, Wallraff „belastende Dokumente“ der Kölner Staatsanwaltschaft überreichte, zeigt ja, woher der Wind weht.

Für Unterdrückte engagiert

Laut Hans Leyendecker kursieren in der „Szene seit Wochen viele Geschichten über den 69-jährigen Aufklärer, die ihn als eine Mischung aus Despot und Trickser erscheinen lassen“, durch den Erfolg seiner Bücher sei er „zum Vermögensmillionär geworden“, habe aber „eine Vorliebe fürs Bare behalten“. Er habe bei 13 Vorträgen „im Jahr 2010 Honorare und Reisekosten von knapp 30.000 Euro“ erhalten. Und tückisch fragt Leyendecker: „Hat er alle Einnahmen ordentlich versteuern lassen?“ Es werden Vorwürfe ausgebreitet: „Ist Wallraff ganz echt oder ist er es nicht?“ Er soll – welch ein Skandal – „Helfer beim Schreiben“ gehabt haben, „soll bei Reden, Vorworten oder Zeitungsartikeln externe Schreibhilfe gefunden haben“. So viel soll, soll, soll.

Hat Hans Leyendecker bei seinen Geschichten nie Unterstützung bei KollegInnen gesucht? Und natürlich helfen gute Kontakte zu Ermittlungsbehörden. Denn wie sonst kommt man an die Information, dass das Kölner Finanzamt für Steuerstrafsachen der Staatsanwaltschaft den Strafverfolgungsbehörden Unterlagen über ein „Steuerverfahren gegen Wallraff“ zukommen lassen wird. Damit bekomme Wallraff jetzt „ein Aktenzeichen“, schreibt Leyendecker.

Ich erinnere mich an ein Interview im Deutschlandfunk am 31. Mai 2011. Darin sagte der gleiche Hans Leyendecker: „Die Schwierigkeit für Medien besteht eigentlich darin, wenn sie ganz ungestüm und auch mit so einer Vorverurteilungs- oder Vorfreispruchmentalität herangehen, dass sie immer außer Acht lassen, dass Millionen Ermittlungsverfahren eingestellt werden. Ein Ermittlungsverfahren ist erst mal nur ein Ermittlungsverfahren, das so oder so ausgehen kann, und man hat auch tatsächlich von der Unschuldsvermutung auszugehen. Das wird immer stärker ignoriert.“

Also stellt sich die Frage: Wer urteilt da so gnadenlos über Günter Wallraff? Ich erinnere mich noch gut an die ehemalige Bochumer Staatsanwältin Margrit Lichtinghagen. Sie arbeitete in der Wirtschaftsabteilung der Staatsanwaltschaft, auch von Leyendecker als Informantin jahrelang geschätzt. Bundesweit bekannt wurde die Staatsanwältin während einer dienstlichen Aktion gegen einen prominenten Steuerbetrüger, der sein Kapital in Liechtenstein vor dem Zugriff des Finanzamts in Sicherheit gebracht hatte. Es war Klaus Zumwinkel, der ehemalige Vorstandsvorsitzende der Deutschen Post AG. Margrit Lichtinghagen war wegen ihrer Unbeugsamkeit von Kriminalisten, Steuerfahndern und vielen Kollegen hoch geschätzt. Geradlinigkeit und Unbeugsamkeit von Untergebenen – das konnte es in der Führung der Staatsanwaltschaft Bochum jedoch nicht geben und musste als Ungehorsam gegenüber der Amtsführung verstanden werden. Wie kann man also die Kollegin Lichtinghagen unglaubwürdig machen und zum Kotau zwingen?

Behördeninterne Intrige

Hilfreich sind in derartigen Fällen immer zwei Praktiken für eine effektive behördeninterne Intrige: Die Amtsleitung (deren Qualifikation für Wirtschaftsstrafsachen von außen als eher bescheiden beurteilt wird) sammelt Gerüchte und leitet daraufhin ein Disziplinarverfahren ein. Und damit das auch bundesweit bekannt wird, füttert man einen vertrauenswürdigen Journalisten mit den entsprechenden exklusiven Informationen. Es war Hans Leyendecker, der den damaligen leitenden Oberstaatsanwalt Bernd Schulte mit den Worten zitierte, die Staatsanwältin habe sich „ungebührlich verhalten und agiert hinterhältig“. Aus Leyendeckers Feder stammt auch der bemerkenswerte Satz: „Es ist im Leben und auch als Strafverfolger nicht einfach, immer saubere Hände zu behalten. Im Fall der Staatsanwältin gibt es den Verdacht von Mauscheleien“ (Süddeutsche Zeitung vom 17. Dezember 2008).

Oder: „Neben Illoyalität und Eigenmächtigkeiten wird der Ermittlerin von ihrer eigenen Behörde vorgeworfen, bei Millionen schweren Bußgeldzuweisungen an gemeinnützige Institutionen über Jahre getrickst und gemauschelt zu haben“ (Süddeutsche Zeitung vom 16. Dezember 2008). Zuerst war die Staatsanwältin nützlich. Dann jedoch, als sie für die Amtsleitung zu forsch beim Jagen der Steuersünder wurde, verbreitete Leyendecker, wenig zurückhaltend, die Behauptungen der Amtsführung gegen Margrit Lichtinghagen. Alle Vorwürfe stellten sich später als haltlos heraus – aber Lichtinghagens berufliche Reputation war zerstört. Sie verließ nach diesen publizistischen Jagdszenen die Staatsanwaltschaft.

Von Mitvorstand abgerückt

Erinnert sei auch an das Netzwerk Recherche, in dem Hans Leyendecker bis zum großen Knall mit im Vorstand saß – bis Ungereimtheiten auftauchten, die so überhaupt nicht in das gepflegte Image der journalistischen Aufrichtigkeit und Qualitätskontrolle der selbst ernannten journalistischen Chefaufklärer passte. Am 13. Oktober 2011 konnte man in der taz nachlesen, wie Hans Leyendecker, jahrelang stellvertretender Vorsitzender vom Netzwerk Recherche, auf einmal gegen seinen langjährigen Vorsitzenden loslegte: Thomas Leif sei „größenwahnsinnig gewesen, von ihm verantwortete Vorgänge kriminell und seine Handlungen vorsätzlich. Es sei dumm gewesen, ihm zu vertrauen“, fasste die taz zusammen.

Ach ja, die gemeinsame Verantwortung und Solidarität unter Journalisten – wo sind die ethischen Maßstäbe geblieben? Hauptsache, Leyendecker kann sein Image als Moralapostel weiter pflegen.

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31 Kommentare

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  • I
    iris

    Ja der Herr Wallraff dieser Gutmensch der die sozialen Missstände hier bei uns so gewinnbringend aufklärt und den Deutschen mit seinen medienwirksamen Mitteln endlich mal die Augen öffnet.Ob Ali, Callcenter , Großbäckerei,Aldi oder ein privates Postunternehmen Herr Wallraff öffnet uns die Augen und wir sitzen da, voller Teilnahme schauen Fernsehen lesen Zeitung und kaufen dann seine Bücher! Wir sind noch beim Callcenter oder bei Aldi, da recherchiert Herr Wallraff schon emsig sein neues Projekt und sein neues Buch!Stellt sich die Frage, was wurde aus den alten Recherchen??

    Abgesehen von der Großbäckerei die nun ohne Aufträge sein wird und die ehemaligen Mitarbeiter nun beim Arbeitsamt sind, arbeiten die Anderen munter weiter mit Mindestlohn und schlechten Arbeitsbedingungen nicht nur die Callcenter wo Arbeitslose, Rentner zu finden sind und uns am Telefon weiter nerven!Da ist doch Kritik angesagt auch an Herrn Wallraff der werbewirksam mit Hilfe der Medien die Auflage seiner Bücher in die Höhe schnellen lässt die wir dann kaufen.Aber niemand von uns geneigten hoch interessierten Lesern steht auf und sagt für einen Hungerlohn und schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten wir nicht. Wäre es anders und wir würden diese Firmen meiden, dann gäbe es bald diese menschenunwürdigen Löhne nicht mehr! So kann man Herrn Wallraff wohl Kritisieren aber nicht für seine erfolgreiche Geschäftsidee verurteilen.Ich denke an die vielen Leser die seine Bücher kaufen und nichts ändern wollen!

    Nun hat Herr Wallraff, unser Gewissen ,ein Problem..er steht wegen Sozialbetrug, Steuerhinterziehung und eventuell auch noch eidesstattlichem Versicherungsbetruges vor Gericht, er der gute Mensch der für Gerechtigkeit und Ehrlichkeit steht In seinen vielen Büchern, die er wohl noch nicht einmal selber geschrieben hat, verteidigt er diese Werte und prangert Menschen die sich nicht daran halten an! Herr Wallraff wird sich einen sehr guten Anwalt leisten können und es gibt genügend Mitstreiter die zu ihm halten werden! So bleibt nur der gute Glauben an unsere Gerichte

  • HK
    Hardy Kaiser

    Hannes D. und Fred Kirchheimer ! - Ist es wirklich euer Ernst, dass ein Journalist sich nicht über das demontierende Verhalten von Leyendecker über Wallraff äußern sollte? Gegenüber Wallraff, der seit fast einem halben Jahrhundert eine klare politische Linie im Sinne der deutschen Arbeiter- und Angestelltenklasse fährt? - Ein Journalist darf keine Kritik an der eigenen Berufsklasse üben? - Der Artikel gibt eine Menge preis und das auf einer sachlichen und fundierten Ebene. - Ich hoffe, ihr habt euch auch die anderen Kommentare ebenfalls durchgelesen ..... - kann helfen, die Augen zu öffnen .....

  • GZ
    Günter Zint

    In Sachen Fahnemann

     

    Ich arbeite seit 50 Jahren mit Günter Wallraff zusammen. Auch privat sind wir gut befreundet. Ich kenne Günters Charakter und schätze seinen Gerechtigkeitssinn. Die Sache mit Andy Fahnemann hat ihn mehr getroffen als die Auseinandersetzungen mit Springer, Lidl, Thyssen und den Paketdiensten. Ich kenne auch Andy Fahnemann seit 4 Jahren und habe oft mit ihm zu tun gehabt. Sein Übereifer war mir manchmal suspekt. 2009 habe ich ihn schon einmal im Scherz gefragt: Willst Du mal ein Buch machen mit dem Titel: „Ich war Wallraffs Neger“? Ich habe sogar aus Spaß ein Foto in Günters Büro gemacht auf dem Andy eine schwarze Puppe im Arm hält.

    Das Verhältnis von Günter zu Andy war kein Arbeitgeber-Arbeitnehmer Verhältnis. Sie spielten abends zusammen Schach und gingen zusammen in Restaurants.

     

    Mir ist inzwischen klar, dass Andy seit längerer Zeit geplant hatte Günter zu schaden. Auch mich hat er hintergangen. Ich habe ihm aus Kollegialität eine Kamera und ein Aufnahmegerät geliehen das ich bis heute nicht zurück habe. Wenn ich in Fahnemanns Blog schreibe, löscht er meine Beiträge umgehend. Hinterlistig und feige ist Andre Fahnemann. Das Loch in das er noch fällt wird tief sein.

     

    Günter Zint

  • HD
    Hannes D.

    mein name ist jürgen roth. ich bin seit langer zeit ein enger freund und vertrauter von günter wallraff und sollte deshalb keinen artikel über ihn schreiben. ein interessenkonflikt ist dabei offensichtlich und ich überschreite die grenzen des Pressekodex.ich schreibe diesen artikel dennoch, weil ....

     

    und jetzt kommen sie, herr roth

  • K
    Knorke

    Ich habe Herrn Wallraff immer als seriösen und guten (beides schließt sich nicht automatosch mit ein) Journalisten empfunden, der sich für Benachteiligte engagiert und Mißstände aufdeckt bzw. anspricht. Dass es immer wieder Menschen gibt, die sich als Königsmörder betätigen, um ihren eigenen Aufstieg zu beschleunigen ist traurig aber leider gängig in der heutigen Zeit. Ich Herr Wallraff schafft es seine Weste rein zu waschen und zu beweisen, dass nichts dran ist an den Vorwürfen. Sollte sie sich als wahr herausstellen, könnte man auch das Fazit ziehen: "Nun gut, er tut was Millionen andere Menschen im unserem Land auch tun. Er versucht bei der Steuerabgabe/dem Erhalt von Sozialleistungen etwas zu tricksen." Das würde ihm sicher etwas von seinem Status als Lichgestalt des deutschen Journalismus nehmen, ihn aber auch wieder näher an sein Klientel heranführen. Egal wie es ausgeh, für mich wird Wallraff immer einer der ganz Großen seiner Zunft bleiben und ich ihm dankbar für seine tollen Bücher.

  • S
    seppl

    v. reblek und andere

     

     

    Im wirklichen Leben hatte ich einmal mit diesem Herrn Leyendecker (Kölner Umfeld) zu tun. einmal und nie wieder. Und was Sie "Verdienste" nennen ist bestenfalls MYTHOS. Ich denk schon, Jürgen Roth könnt´ noch´n bisserl deutlicher werden von wegen/in Sachen "Recherchejournalist" Leyendecker. Es wird Zeit, daß des Sängers Höflichkeit nicht mehr schweigt.

  • B
    benno

    zu leyendecker nur ein zitat vom Philisophen, den Herr leyendecker so gerne zitiert:Ich habe keine Angst vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Faschisten, sondern vor der Rückkehr der Faschisten in der Maske der Demokraten, nämlich der Sozialdemokraten!

  • M
    Maria

    .....und Bad Kleinen, erfand Herr Leyendecker da nicht einen Zeugen für den finalen Todesschuss?

    Woraufhin Herr Leyendecker seinen Stuhl beim SPIEGEL abtreten musste?

    Interessant wäre zu wissen, ob Leyendecker auch die "Verfehlungen" von Frau Lichtinghagen erfand. Dass möchte ich gerne mal wissen. Herr Roth, bitte übernehmen Sie.

  • B
    benno

    Mensch Jürgen, ich dachte Du denkst mit, merkste endlich auch, was die sueddeutsche, der spiegel, der tagesspiegel, die welt, die ZEIT, die BILD für ein spiel in deutschland abziehen, das geht schon seit jahren so "mit der gnadenlosen Vorverurteilung" scheinbar braucht der mensch deutscher zunge so etwas wie den mittelalterlichen pranger, eine richtige fette sau, die zuzeiten durchs dorf getrieben wird! so kannste mit mitteln der verleumdung auch jede menge geld verdienen und die bürgerliche mitte mit vorgefassten meinungen bedienen. das ist das refugium eines leyendecker und co. und du wunderst dich...ich dachte immer der jürgen roth hat diese spiel längst durchschaut!-

  • F
    Friederike

    Wer in Deutschland die Wahrheit sagt, Skandale aufdeckt oder Machenschaften, der wird fertig gemacht.

    Wallraff weiss dass und ich hoffe, er wird sich wehren wissen.

    Intrigen wo man hinsieht und es ist ekelhaft.

    Abwarten, was dabei raus kommt, spekulieren bringt ja nun auch nichts.

  • G
    Gästin

    Leyendecker und NSU

     

    Herr Leyendecker wollte auch der Leserschaft weismachen, der NSU habe Michèle Kiesewetter wohl erschossen, um an ihre Waffe zu kommen. Entsprechende angebliche Äußerungen aus dem BKA wurden da ganz ungefiltert durch die SZ verbreitet. Allein, wer soll das glauben, bei alldem, was doch offengelegt wurde?

     

    http://www.sueddeutsche.de/politik/neue-erkenntnisse-zu-zwickauer-terrorzelle-ermittler-finden-motiv-fuer-polizistinnen-mord-von-heilbronn-1.1243474

     

    Vielleicht müssen Journalisten bei irgendwelchen offenen oder verschwiegen einverständigen Deals mitmachen, um auch an Informationen, also an Fakten, zu kommen. Da ich als Leserin aber das Hintergrundwissen oft nicht habe, bleibt nun der Zweifel ...

  • M
    Marten

    besonders schön ist ja. dass Hans Leyendecker sich erregt über Wallraffs Hilfe beim Schreiben. Da hört man as der SZ aber auch von "intensiven Redigierbedarf" an Texten von Leyendecker. Pikant ist aber natürlich auch, dass einer, der wie Wallraff, Sozialskandale aufdeckt Sozialabgaben hinterzieht.

  • RS
    Redakteur Schmock

    Der deutsche Journalismus verdient doch gar nicht einen so hohen Sockel von Moralität und vermeintlicher Objektivität.

     

    Das begann doch schon mit den schmierigen Schreibern bei Springers "Welt" wie Bernhard Menne und Willy S. Schlamm aus Przemysl. Deutscher Journalismus ist permanente "Selbsterhöhung". Da werden zu Diskussionsrunden zwei Kontrahenten eingeladen. Bei dem Einen verschleiert man seine Mitgliedschaft bei der CDU und stellt dem bösen Linken auch noch weitere "unabhängige" Journalisten beiseite, die allesamt aus dem Hause Springer oder dem Schweizer Konzern, der "Focus" finanziert, entstammen. So z.B. bei einem sonntäglichen "Pressegespräch" bei Phönix. Das nennt sich dann objektive Auswahl.

     

    Deutscher Journalismus, das sind Mietmäuler, Parteilakaien und feige Lavierer, manchmal sogar in einer Person vereinigt.

     

    Was Günter Wallraff angeht, da kann ich wohl sehr gut mitreden. Ich kennen ihn seit den 70er Jahren und weiß auch, wo er nur schwach recherchiert hat, wo ihm auch Fehler unterlaufen sind. Das sind aber Fehler, wie sie jedem bei seiner Arbeit unterlaufen. Bei dem Herrn Leyendecker ist das aber primitive Meinungsmache und hat nichts mit seriösem Journalisums zu tun. Doch da befindet er sich ja in bester Gesellschaft.

  • FK
    Fred Kirchheimer

    Ja, ja, wenn mal ein böses Wort über einen Linken, zumal noch erklärter Gutmensch, fällt, dann bricht gleich die Welt zusammen.

     

    Und wieder ist in diesem Artikel gaz klar zu entnehmen, daß alle Medienfritzen eine gestörte Wahrnehmung haben. Man erhöht sich selbst und berichtet dann großspurig über das Thema.

     

    In diesem Fall, wird doch dem SZler vorgeworfen, daß er unbelegte Behauptungen aufstellt. Aber welch eine Überraschung, daß sich L. nicht anders verhält wie all die anderen Schreiberlinge landauf und landab auch: Man zimmert sich seine eigene Wahrheit. Fehlende Fakten werden durch großmaulig vorgetragene Vermutungen ersetzt. Fakten die nicht passen, werden einfach unter den Tisch gekehrt.

    Alle Artikel und Berichte in den dt. Medien sind so gestrickt. Ziel der Attacke und die erwünschte Ausrichtung des Berichts geben den Grad der Lüge vor.

     

    Also Herr Roth, ersparen Sie uns Ihre Krokodilstränen und die erbärmliche Entrüstung. Sie sind Teilr dieses Medienzirkusses und ich kann nicht erkennen, wie sie da positiv auffallen.

    Was glauben sie denn, woher die schlechte Reputation der Pressfritzen kommt? Herr Roth, gönnen Sie sich eine Pause und denken dort in aller Ruhe über Ihr Tun nach.

  • P
    Parteilose

    Und wenn doch etwas dran ist an den Vorwürfen?

     

    Nicht nur der Beklagte sollte m.E. bis zu einer Verurteilung als unschuldig gelten, sondern auch der Ankläger.

  • R
    rolff

    Zu meiner Schulzeit war die "SZ" eine Institution. Wer etwas über die Welt in gutes Deutsch gefasst erfahren wollte der las diese Zeitung.

    Heute ist es ein Blatt unter wenigen Erträglichen, aber ein Muss ist die "SZ" schon lange nicht mehr.

    Gut dass es im Netz die vielen Alternativen gibt.

    Übrigens: "TAZ zahl ich"!

  • J
    Jörn

    Vielen Dank Herr Roth für diesen Zwischenruf!

    Auch wenn jemand viel bemerkenswertes gemacht hat und sich unzweifelhaft viel Anerkennung für den unabhängigen Journalismus verdient hat, so muss er nicht unbedingt ein "Engel" sein. Warum denken wir nur schwarz-weiss? Warum kann nicht jemand etwas heldenhaftes leisten und gleichzeitig aber nicht über jeden Fehler erhaben sein? Würde ein nicht deklariertes Honorar wirklich das Werk von Herrn Wallraff zunichte machen?

    Gerade weil wir schwarz/weiss denken lassen sich "Helden" heutzutage so leicht demontieren. Assange hat beim einvernehmlichen Sex kein Kondom verwendet - ist deswegen sein Einsatz für Whistleblower auf dieser Welt nichts mehr wert? Kann er auf einmal nur noch niedere Motive gehabt haben, als er die menschenverachtenden Praktiken der USA an den Pranger gestellt hat? Ein gezielt gestreuter Verdacht und unser heimlicher Neid auf den "Helden" schiebt diesen gleich in die Kategorie Betrüger und Verbrecher.

    Gerade die Presse (nicht so sehr aber auch die taz) macht gerne jemanden zum Helden um ihn danach genüsslich zum Verbrecher zu erklären. Warum geben wir uns nicht mit Menschen zu frieden, die ab und zu aber nicht immer heldenhaftes leisten?

  • DB
    Die bösen Migranten

    War ja klar, dass die taz alle anpinkeln würde, die ihren bigotten Wallraff anpinkeln. In Bigotterie seid Ihr schließlich die Experten schlechthin.

  • S
    spiritofbee

    Dazu fällt mir wieder mal folgendes Zitat von Craig Roberts ein:

     

    "Es gab mal eine Zeit, da war die Feder mächtiger als das Schwert. Es war die Zeit wo die Menschen an die Wahrheit glaubten und die Wahrheit für eine unabhängige Macht hielten und nicht als ein Hilfsmittel für Regierungen, Klassen, Rassen, ideologien, persönlichen oder finanziellen interessen.....usw."

     

    weiter nachzulesen an

    vielen Stellen im Netz.

     

    Propaganda regiert inzwischen wieder fast durch alle Sparten den Journalismus. Älteren Mitmenschen sollte das noch sehr deutlich im Gedächniss sein.

     

    Solche klar fomulierten Artikel machen deshalb umso mehr die TAZ immer wieder lesenswert.

  • Z
    zalog

    Da ist es wieder das ewige Mantra von Fanboys/-girls: Die anderen treiben es noch viel bunter. Und alle wollen den Idol nur schlechtes. Manchmal ist mal den Kohl- oder Guttenberganhängern doch viel näher, als man es sich wünscht.

  • SJ
    schwerer Junge

    Günter Wallraff soll ja ab 1977 für einige Jahre die Bild-Zeitung herausgegeben haben. Das ist heute kaum noch bekannt und war erst wenige Jahre, nachdem seine Tätigkeit als griechischer Diktator mit dem Zusammenbruch der Militärdiktatur ein unrühmliches Ende nahm, aber deutlich bevor er 1989 durch seine Fatwa gegen Salman Rushdi Aufsehen erregte.

    1983 wurde er außerdem von mehreren unabhängigen Zeugen beobachtet, wie er in Oer-Erckenschwiek seinen Wagen im beschränkten Halteverbot abstellte.

    Herr Leyendecker, ermitteln Sie!

  • WW
    Wie wahr, wie wahr!

    "Denn es ist ja nicht so, dass in Deutschland viele JournalistInnen schreiben, die politisch Farbe bekennen, die Partei ergreifen. Nein, viele verziehen sich lieber in die warme Ecke der sogenannten journalistischen Neutralität, um bloß nicht anzuecken."

     

    Wie wahr, wie wahr!

     

    Danke daher für diese Stellungnahme.

  • O
    Ott-one

    Sozialbetrug, was für ein abstoßendes Wort in unserem Lande.Das macht sich immer gut.Sicher hat man schon lange versucht, dem Günter, was Nachteiliges nachzuweisen!Jetzt wird mit eiserner Härte zurückgeschlagen. Wie wurde umgegangen ,mit denen, die Millionen veruntreut haben, zum Schaden der Bürger und somit des Staates?

    Wie wird es wohl ausgehen?

  • D
    D.J.

    Wallraff mag kein Engel sein. Aber er hat sich stets auch dort engagiert, wo manch pseudolinker Aufklärungsrelativierer und Feigling den Schwanz eingezogen hat - so etwa für Rushdi und jetzt den iranische Rapper Najafi. Höchsten Respekt dafür!

  • S
    Siegfried

    Hans Leyendecker, den Namen werde ich mir merken und seine Aktivitäten in den Zeitungen genau verfolgen. In Afrika kennt man ein interessantes Sprichwort:

     

    "Wer mit dem Finger auf andere zeigt, auf den zeigen immer drei der eigenen Finger auf sich selbst zurück."

  • P
    Peter

    Steuerbetrug heist das. Schließlich waren es keine Sozialleistungen, die er ungerechtfertigt bekommen hat. Und das sollte ja einfach nachweisbar sein, wenn die Steuerbehörde mal in die Akte schaut.

     

    Im Übrigen ist das wohl eher ein Kavaliersdelikt, wenn man bedenkt, wie die Bundesregierung tausenden Steuerbetrügern Straffreiheit zugesichert hat, Stichwort Schweizer Konten.

     

    Eher scheint hier jemand zu versuchen einen politischen Gegner mundtot zu machen.

  • M
    Marc

    Frechheit auch, gegen einen von uns, zu recherchieren, obwohl Wallraff als Raffke landesweit bekannt ist. Dann doch lieber wochenlange Empörung darüber, dass Wulff beim Autokauf ein Bobbycar absahnt oder die fast jedem unbekannte Tochter von Stoiber die copy und paste Taste zu oft drückte.

    Drum merke, Skandalisierung ist immer soweit akzeptiert, wie weit man am politischen Tellerrand positioniert ist. Da kann es dann schonmal schnell passieren, dass nicht Wallraff als Säulenheiliger kritisiert werden darf, sondern Leyendecker als Journalist letztendlich durch den Dreck gezogen wird.

  • H
    hanfbauer

    Vielen Dank für den aufschlussreichen Artikel. Die Geschichte mit dem Netzwerk Recherche war mir noch geläufig, die älteren Geschichten schon wieder entfallen...

    Tja liebe SZ, nachdem Prantl und Leyendecker verbrannt sind, kannst du dich langsam aber sicher wieder auf die Suche machen. Dummerweise sind "lupenreine" Moralapostel aber ein seltener (temporärer) Glücksfall!

  • LP
    Lorenz P. Tews

    Noch vor der Zeit des 'Thumbs up & Thumbs down' wurde von unserer Mentalität die des 'Forefinger against your opposite' gepflegt.

    Hans Leyendecker scheint sich 'dieser Schule' nunmehr ohne Vorbehalt anzuschließen.

     

    Hans Leyendecker wird öffentlich als profilierter und investigativer Journalist 'anerkannt'.

    Ob er seinen Beitrag bei Wikipedia wohl selber geschrieben hat ?

  • R
    reblek

    Schade, wenn stimmt, was Roth über Leyendecker schreibt, denn es relativiert seine vielfältigen Verdienste.