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Erloschenes Feuer

■ Abdullah Ibrahim und Ekaya spielten am Dienstag im Modernes

Abdullah Ibrahim ist ein gern und oft gesehener Gast in Bremen, so verwunderte es nicht, daß er im gut besuchten Modernen schon mit begeistertem Applaus begrüßt wurde. Aber vielleicht waren diese Vorschußlorbeeren etwas voreilig. Insbesondere seit er 1983 sein Septett Ekaya formierte, hat sich sein Musizierideal doch auffällig verändert. Bestand die Faszination seiner Mu

sik in den 70ern v.a. in der Verbindung der musikalischen Traditionen seiner südafrikanischen Heimat mit den Traditionen des Jazz und der Avantgarde, so scheint er heute einer konventionelleren Spielweise den Vorzug zu geben. Der Sound des völlig neubesetzten Septetts (Joe Ford-as'ss'fl; Willy Williams-ts'ss'fl; Howard Johnson-bs'tr'piccolo-fl; Bob Trowers-tb; Phil Bow

ler-b; Newman Taylor Baker-dr) wirkte weichgespült, recht gefällig, erinnerte an das Klangideal der Swingbands aus den 40er Jahren. Die Arrangements waren nicht sonderlich aufregend, die Solisten hatten kaum Raum für die Entwicklung eigener Ideen, nach wenigen Takten wurden sie wieder von der Gruppe eingefangen. Auch der Aufbau der Stücke folgte dem ewig gleichen

Schema: gemeinsames Intro, jedes Instrument ein kurzes Solo und gemeinsamer Abschluß. Ibrahim selbst hielt sich sehr zurück, mit Ausnahme eines ausgedehnten Solos im zweiten Set, war kaum etwas von ihm zu hören. Dem ganzen Auftritt fehlte das schwelende, von Zeit zu Zeit hoch auflodernde Feuer, das seine früheren Einspielungen so spannend machte. Daß dieses Feuer noch vorhanden ist, wurde in seinem Solo deutlich, in dem er, ganz in bekannter Weise seine vier bis fünf Grundmelodien variierte, mit Blue Notes durchsetzte, von lyrischen, melodiösen Linien zu rollenden, perkussiven wechselte. Da war Reibung zu hören, Brüche und Kanten, schräge Momente und Drive. Für Ekaya scheint er etwas anderes anzustreben. Hervorzuheben am ehesten Willy Williams, der etwas mehr Gelegenheit hatte, auf Tenor-und Sopransax Eigenes zu sagen, und Howard Johnson, der auf der Piccolo-Flöte zwei schöne Soli blies. In diesem Zusammenhang sei mir erlaubt, einem sich ausbreitenden Mißverständnis entgegenzutreten: Ein Solo wird nicht deshalb beklatscht, weil es allein absolviert werden muß, sondern eigentlich nur, wenn es besonders gut war. Nach gut zwei Stunden gab es trotz begeistertem, langanhaltendem Applaus keine Zugabe. Arnaud

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