: Erkennen & ändern
Genderansätze haben bereits in vielen entwicklungspolitischen Organisationen die Frauenförderung abgelöst. Der englische Begriff gender beinhaltet, dass es nicht mehr „nur“ um Frauen geht, sondern vielmehr um sozial konstruierte Geschlechterverhältnisse, um soziale Beziehungen und Mechanismen der Ausgrenzung. Dies schließt Frauenförderung nicht aus. Nach einem Genderansatz zu arbeiten heißt auch, die Strukturen innerhalb der jeweiligen Organisation zu ändern.
Dies soll gewährleistet werden durch Gender Mainstreaming. Eine Expertinnengruppe des europäischen Rats definierte den Begriff als „die (Re)organisation, Verbesserung, Entwicklung und Evaluierung von Umsetzungsprozessen, sodass die politisch Handelnden eine Perspektive der Gendergleichheit auf allen Ebenen und in jede Vorgehensweise mit einbeziehen“.
Eines von mehreren Instrumenten im Rahmen von Gender Mainstreaming ist das Gendertraining. Unter der Anleitung eines Zweierteams – oft mit einer Frau und einem Mann – soll MitarbeiterInnen einer Organisation ermöglicht werden, ihre eigenen Geschlechterstereotypen zu erkennen und Unterdrückungsverhältnisse zu reflektieren. Die Trainings sind sehr unterschiedlich: Sie umfassen Gruppenübungen, Vorträge und Diskussionen, dauern von einem Tag bis zu mehreren Wochen, und es können nur fünf oder auch zwanzig TeilnehmerInnen dabei sein. Ziel ist es, die Beteiligten zu befähigen, ungerechte Strukturen zu erkennen und sie in ihrer Arbeit abzubauen.
Dies kann unter anderem erreicht werden durch eine Genderanalyse. Bei der Planung zum Beispiel von entwicklungspolitischen Projekten geht es insbesondere in der Anfangsphase darum, die Interessen und die Bedürfnisse derer zu analysieren, die gefördert werden. Dabei ist zu beachten, dass es auch in Gruppen unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse gibt – und dass im Zuge von Entscheidungsprozessen oft diejenigen ihre Macht ausbauen, die bereits die stärkere Position haben. Um das zu vermeiden, sollten PlanerInnen vorher bestehende Unterschiede erfassen. Eine Genderanalyse untersucht Differenzen zwischen Frauen und Männern zum Beispiel durch die Erhebung geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung. Die Analyse kann auf verschiedenen Ebenen ansetzen, auch innerhalb von Institutionen.
Literatur:
„Malestreaming gender. Geschlechterverhältnisse in der Entwicklungspolitik“. Sonderheft der Blätter des Informationszentrums 3. Welt, März 2000.„Geschlecht: Konstruktion – Dekonstruktion?“. Peripherie, Nr. 77/78, IKO-Verlag, April 2000
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen