: Erinnerungsexperte
■ Ein deutsches Gespenst verteidigt Waldheim
Bruno Hecks Äußerungen zum Bericht der Waldheim– Kommission, seine Verteidigung des österreichischen Präsidenten, sollte man eigentlich übergehen. Da haben sich lediglich zwei gefunden, die längst schon in die Versenkung gehörten. Deutsche Gespenster - egal ob mit österreichischem oder deutschem Paß. Moralische Ansprüche an so jemanden, die eine Empörung rechtfertigten, wozu? Trotzdem, wenn einer wie Heck heute über Erinnerung und Nationalsozialismus philosophiert, einer, der selbst im Kabinett der Verdränger, ja Mittäter saß, der Kiesingers, Globkes und Lübkes, der KZ–Barackenbauer und NS–Rassengesetzkommentatoren, der läßt einem nur ein böses Gelächter und die Hoffnung, daß er bald verschwindet, genauso wie Waldheim und nicht länger die Öffentlichkeit behelligt. War es nicht auch der Erinnerungsexperte Bruno Heck, der uns schon einmal, jüngeren Datums, nach dem blutigen Putsch der Militärs 1973 in Chile, klarmachte, wie das mit der Erinnerung funktioniert? Hat er uns da nicht in aller Öffentlichkeit erklärt, daß es sich im Fußballstadion von Santiago, das er besuchte, und in dem Tausende von Regimegegnern gefangengehalten, gefoltert und umgebracht wurden, „bei Sonnenschein ganz gut leben lasse“. Wer sich daran erinnert, der versteht, wie das mit Waldheim gemeint ist, dem man nach 45 Jahren eine Erinnerung an mögliches schuldhaftes Verhalten, Kriegsverbrechen also, nicht vorwerfen könne. Max Thomas Mehr
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