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Archiv-Artikel

SPANIEN: US-PRÄSIDENT BUSH HAT EINEN WICHTIGEN PARTNER VERLOREN Erinnerung an den Friedenswillen

Spaniens frisch gewählter Regierungschef, der Sozialist José Luis Rodríguez Zapatero, will die 1.300 spanischen Soldaten noch vor dem Sommer aus dem Irak abziehen. Was wie ein Nachgeben vor den Terroristen aussieht, die am Donnerstag das Blutbad von Madrid anrichteten, hat Zapatero allerdings schon lange versprochen. Der Chef der Sozialisten war in den Wochen vor dem Irakkrieg immer wieder auf den großen Friedensdemonstrationen mit dabei und hatte sich eindeutig auf den Rückzug der Truppe festgelegt. Als „Transparent-Oppositionellen“ beschimpfte ihn die Regierung wegen seiner Beteiligung an den Märschen.

Die Konservativen waren sich sicher, dass die Menschen ein kurzes Gedächtnis haben und vor allem, dass der Geldbeutel – sprich die gut gehende Wirtschaft – schwerer wiegt als das ferne Land, das im Krieg versinkt. Diese Rechnung wäre fast aufgegangen, auch wenn Zapatero auf seinen Wahlkampfveranstaltungen immer wieder vom Krieg sprach. Dann kamen die Anschläge vom Donnerstag. Blut und Leid vor der eigenen Tür öffneten vielen die Augen, die großen Antikriegsdemonstrationen waren plötzlich wieder präsent, und die Stimmung schlug um. Die innenpolitische Schlussfolgerung lautete: Aznars Politik hat Spanien überhaupt erst ins Fadenkreuz des internationalen Terrors gebracht. Die Wut über die Vertuschungsversuche, die einseitige Schuldzuweisung an die ETA besorgte dann den Rest.

Jetzt warten die Menschen, dass Zapatero das tut, was er versprach: Er muss den Truppenabzug umsetzen. Bisher bestätigt er diesen Willen. Doch er wäre kein Sozialdemokrat, wenn er nicht ein Hintertürchen offen ließe: Ein Mandat der UNO für die Besatzung des Irak würde alles ändern. Zapatero hätte dann die internationale Absicherung der Besatzung, die er auch vor dem Irakkrieg immer gefordert hat. Doch zurzeit deutet nichts darauf hin, dass es dazu in absehbarer Zeit kommt. Damit sind die spanischen Wahlen vom Sonntag eine Schlappe auch für die USA. Mit Aznars Spanien hat George W. Bush einen der standhaftesten Partner für seine Kriegspolitik verloren. REINER WANDLER