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Erfahrungsbericht einer MutterEinzelhaft mit Kind

Monatelang sich ganz dem eigenen Neugeborenem widmen zu dürfen ist unvergleichlich und manchmal ziemlich ätzend - wer das allerdings offen ausspricht, eckt vielerorts an.

Meistens sind Kinder ganz entzückend. Bild: dpa

Die Mütter sitzen im Kreis, in der Mitte spielen ihre Kleinen, krabbeln umher, untersuchen die Spielzeuge, ziehen sich an den Haaren. Auch Kathrin sitzt mit in der Runde, obwohl ihr Sohn Theo weder krabbeln noch sitzen kann. Er ist auch erst drei Monate alt. Kathrin kommt trotzdem jede Woche mit ihm in die Krabbelgruppe, der Abwechslung wegen - nicht für Theo, sondern für sich selbst. "Zu Hause fällt mir die Decke auf den Kopf", sagt sie. Die anderen nicken verständnisvoll.

Literatur zum Thema

Maria Sveland: "Bitterfotze". Kiepenheuer & Witsch, 2009, 272 Seiten, 8,95 Euro

Cornelie Kister: "Mütter, euer Feind ist weiblich! Wie Frauen sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen". Eichborn Verlag, 2007, 127 Seiten, 12,90 Euro

Barbara Vinken: "Die deutsche Mutter. Der lange Schatten eines Mythos". Fischer Taschenbuch, 2007, 272 Seiten, 12,95 Euro

Herrad Schenk: "Wieviel Mutter braucht der Mensch? Der Mythos von der guten Mutter". Rowohlt

Taschenbuch, 6. Auflage, 2005, 237 Seiten, 7,90 Euro

Shari Thurer: "Mythos Mutterschaft". Droemer Knaur, 1997,

509 Seiten, im Antiquariat

Dieses Gefühl kennen viele Frauen, die sich während der Elternzeit ausschließlich ihrem Baby widmen: Das Kind und die ausschließlich ihm gewidmeten, oft "Kuschelzeit" genannten Monate waren sehnlich erwünscht. Dass der Familienzuwachs mit vielen Einschränkungen verbunden sein würde, war klar, und obwohl man sich vorab ausführlich über alle relevanten Fragen informiert hat, kommt die Erfahrung, wie endlos lang und erdrückend ein Tag sein kann, an dem die Hauptaufgabe lautet: "Erfülle die Bedürfnisse deines Kindes!", trotzdem unerwartet.

Großfamilien, in denen Kinder selbstverständlich von mehreren Erwachsenen betreut werden, was der Mutter ab und zu eine Auszeit ermöglicht, gibt es kaum noch. Verlässliche Babysitter müssen mühsam gesucht werden, wenn die eigenen Verwandten weit weg wohnen. So kann sich die Brutpflege im ersten Jahr für Mütter an anstrengenden Tagen wie eine zehn- bis zwölfstündige Einzelhaft mit Kind anfühlen, ein "Vollzeit-Job" im wahrsten Sinne des Wortes: In Extremphasen, etwa wenn das Kind stark fremdelt, ist manchmal nicht einmal der Gang zur Toilette von der permanenten Zweisamkeit ausgenommen.

Die Zeit mit Baby ist schön, bereitet unvergessliche Momente und bedeutet trotzdem oft soziale Isolation, in der manchmal der Smalltalk mit der Kassiererin beim Windelkauf zum einzigen persönlichen Gespräch des Tages mit einem Erwachsenen wird. Ausflüge mit Kind bedeuten - auch wenn sie nur in den nächsten Supermarkt führen - oft einen großen logistischen Aufwand: Das Timing muss Still-, Wickel- und Schlafrhythmus bedenken; die Kindersicherheit des Zielorts und der barrierefreie Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln müssen berücksichtigt werden; und je nach Witterung kann das bei vielen Babys verhasste Anziehen unförmiger Jacken oder Overalls schon zur ersten Stresssituation werden.

Zudem muss häufig das Selbstbild überdacht werden: Wo vorher intellektuelle Fähigkeiten zählten, werden jetzt emotionale und auch körperliche Belastbarkeit auf die Probe gestellt. Draußen scheint die Welt vorbeizuziehen, während frau sich dabei ertappt, auf Dinge stolz zu sein, die ihr vorher banal schienen: Das gemeinsame Mittagessen verläuft jetzt so, dass die Mutter auch etwas essen kann, die Wickeltechnik des Tragetuchs klappt im Halbschlaf und den Pyjama bekommt der oder die Kleine unbemerkt während des Stillens angezogen - Fähigkeiten, auf die man kaum öffentlich stolz sein kann, wo doch in "der Welt da draußen", der Welt, die sich nicht um die Bedürfnisse eines Babys dreht, vor allem Flexibilität gefragt scheint.

Dass die in der Elternzeit angeeigneten Fertigkeiten von der Außenwelt kaum honoriert werden, bestätigt auch Diplom-Pädagogin Regina Heimann vom weiterbildenden Studiengang Frauenstudien der Universität Bielefeld. "Wer für die Familienarbeit aus dem Beruf aussteigt, verliert Qualifikation, zwar nicht auf dem Papier, sondern für den Arbeitsmarkt. Je tiefer eine Frau in die Familienarbeit eintaucht, desto schwieriger wird es, in die Arbeitswelt zurückzukehren. Viele Frauen erleben diese Welt nur noch als Zuschauer - wenn der Mann abends nach Hause kommt und davon erzählt." Der Studiengang Frauenstudien wendet sich an ebenjene Frauen, die mit den Kindern zu Hause blieben, und vermittelt Anknüpfungspunkte zur Berufs- und Studienwelt für die erfahrenen "Familienarbeiterinnen" - mit einer theoretischen Komponente, welche die Frauen nachweisen können. Denn "die in der Familienarbeit erlernten Qualifikationen sind informell erworben und sind nicht zertifiziert", so Heimann.

In der Welt "da draußen" - außerhalb von einschlägigen Internetforen, wo "www" für Wegwerfwindeln und "MSR" für Milchspendereflex steht - ist es jedoch fast schon ein Tabu, sich offen über die Schattenseiten der Elternzeit zu beklagen und zu äußern, wie ätzend das Nur-zu-Hause-Bleiben mit dem Wunschkind manchmal sein kann. Wer negative Gefühle im Zusammenhang mit dem eigenen Kind äußert, passt einerseits nicht in das idealisierte gesellschaftliche Mutterbild und macht andererseits die eigene Entscheidung, Mutter zu werden und ein Kind nach bestimmten Ansprüchen großzuziehen, angreifbar. "Normale Mütter" mit emotionalen Höhen und Tiefen kommen öffentlich kaum vor. Es scheint nur Supermamas und Horrormütter zu geben. Die Klatschpresse macht aus jeder Promi-Geburt "Babyglück", und wenn "Brangelina" Kind Nummer fünf und sechs bekommen, läuft das freudige Ereignis auf allen Kanälen. Wenn in den USA eine Frau Achtlinge bekommt, wird das als medizinisches Wunder präsentiert, die Pläne der Mutter, alle zu stillen und bald ein Studium zu beginnen, als Beweise für Mutterliebe und Tatkraft gefeiert.

Selbst die öffentliche Selbstdarstellung von Familienministerin Ursula von der Leyen, die sich auf die Fahnen geschrieben hat, das Muttersein aufzuwerten, degradiert dies zur locker mitlaufenden Nebenrolle: Von der Leyen hat beruflich als Medizinerin und Politikerin viel erreicht und zieht scheinbar ganz selbstverständlich sieben Sprösslinge und diverse Vierbeiner groß, wie aus öffentlichen Einblicken ins Familienalbum ersichtlich wird. Ganz selbstverständlich vermeldet sie, sich auch noch um ihren kranken Vater zu kümmern.

Wie weit solche Lebensentwürfe von der Realität der meisten anderen Mütter entfernt sind, stellt auch die Diplom-Pädagogin Heimann klar: "Wir müssen uns kritisch mit unseren Rollenbildern auseinandersetzen", fordert Heimann, die problematisch findet, wenn öffentlich vermittelt wird, Kindererziehung sei zusätzlich zum Beruf nebenbei zu schaffen. "Das ist eine Illusion. Für Wohlhabende ist es einfacher, die können sich Kindermädchen leisten, deren Einsatz wird jedoch kaum öffentlich gemacht." In ihrer Arbeit hat sie hingegen die Erfahrung gemacht, dass "sich die meisten entscheiden müssen. Selbst wenn sie berufstätig sind, wird ein Aufgabenfeld im Vordergrund stehen, meist ist das die Familie."

Und für dieses Aufgabenfeld trägt die Mutter in der Öffentlichkeit die volle Verantwortung: Neben den "Supermüttern" prägen nämlich die "Horrormütter" die Schlagzeilen. Die Kinder sterben in schlimmster Verwahrlosung oder müssen vom Jugendamt gerettet werden, wie am Samstag in Berlin - wo Polizeibeamte zwei Kinder aus völlig verdreckten Wohnungen holten. Zudem fehlt in kaum einem Beitrag über Serienmörder der Verweis auf dessen Mutter, die vermeintlich mit einer verkorksten Beziehung die Weichen für spätere Entgleisungen stellte, wie etwa im Fall des "Kannibalen von Rotenburg", dessen Mutterbeziehung in vielen Darstellungen zum einzigen Grund für sein Verbrechen gemacht wurde.

Fernab solcher Extremfälle ist es eigentlich nahe liegend, sich bei Menschen auszuheulen, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben: den Großeltern des eigenen Kindes, doch die haben nicht immer Verständnis, vor allem wenn hier gegenteilige Erziehungsansichten aufeinanderprallen. Statt Solidaritätsbekundungen werden unter dem Motto "Mach es dir doch nicht so schwer" Maßnahmen empfohlen, die angesichts heutiger Ansprüche, sich an den Bedürfnissen des Kindes zu orientieren, brutal wirken: zum Abendessen den Bauch voll stopfen, Schreienlassen zum Schlafenlernen und der möglichst frühe Beginn mit "richtigem Essen", anstatt sich nach den Entwicklungsschritten des Sprösslings zu richten. Die Ratschläge scheinen zu sagen: "Selber schuld, wenn es dir nicht gut geht", und führen zu der absurden Situation, die eigene Lage zu verteidigen, obwohl diese gerade unerträglich erscheint.

Diese Verteidigungssituation kann sich auch gegenüber kinderlosen Freunden und Bekannten oder Kollegen einstellen. "Das wusstest du doch vorher", heißt es da - und hierauf zu widersprechen, wäre, rein sachlich betrachtet, eine Lüge. Klar wusste man vorher, dass Gespräche eintönig werden können, wenn der Gesprächspartner nur "Agü" und "Eideidei" formulieren kann, dass kindliche Schlafrhythmen sich von denen Erwachsener unterscheiden und dass nicht alle Busse und Bahnen mit dem Kinderwagen befahrbar sind - schon im Geburtsvorbereitungskurs werden schließlich alle Eventualitäten von der Wochenbettdepression über Wege zurück zur Ausgangsfigur bis hin zur Veränderung des Sexlebens erörtert - aber eben nur in der Theorie!

Was in der rationalen Vorbereitung oft zu kurz kommt, ist die Erkenntnis, dass das Leben mit Kind neben vielen Höhen eben auch Tiefen hat - allen vermeintlichen Supermüttern zum Trotz. Und das sollte frau auch äußern dürfen, ohne dass ihr Kind dadurch in den Augen des Gegenübers zum späteren Serienkiller oder beziehungsunfähigen Soziopathen in spe wird. Also, warum nicht einfach mal Dampf ablassen und der Rentnerin, die sich über das ausnahmsweise mal schlafende Kind im Kinderwagen beugt und verzückt in Erinnerungen von damals, als ihre "Kinder noch klein waren" schwelgt, entgegnen: "Jetzt mal ehrlich - manchmal wars auch ganz schön scheiße, oder?"

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17 Kommentare

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  • Leider ist es nach wie vor so, dass Mütter alleine zu Hause sitzen und die Kinder hüten - wie oft habe ich keine Lust mehr auf das Ganze und mein Mann oft null Verständnis: "Du hast ja eh den ganzen Tag Zeit!" höre ich, wenn ich mal wieder am Ende meiner Kräfte bin. Schließlich geht er ja den ganzen Tag arbeiten - ha ha ha, würde ich auch lieber und dafür mehr Ruhe haben.

     

    Wenn man dann in einer Runde mit mehreren Muttis etwas sagt, erntet man oft komische Blicke. Vermutlich bin ich einfach nicht die Obermutti und echt frustriert.

  • N
    nik

    war ja klar, meine Optik als von Beginn an hauptverantw. Vater für einen inzw. 10J. jungen Sohn wird taz-seitig ausgeblendet - es kann ja nicht sein, dass der weibl. Erfahrungsbericht mal kontrastiert und konfrontiert wird mit der Realität einer weibl.-mütterl. Parallelgesellschaft inkl. soz.-demokr. Lobbyismus weibl. Prägung. Die weibl. Emanzipation frisst ihre Kinder. wohlan Frau Redakteurin.

  • C
    Comment

    In unserer gescheiterten Beziehung war auch die Mutter diejenige, die sich ganztägig um die Kinder kümmerte und sich in einem goldenen Käfig wähnte.

     

    Noch heute hat ein Bild in ihrem Umfeld Gültigkeit, dass ich als berufstätiger Vater mich nach der Arbeit weder um den Haushalt noch in ausreichendem Maße um die Kinder gekümmert hätte.

    Ich war, nach einer bestätigten Aussage, sogar mit einer Erwebstätigkeit meiner geschiedenen Frau grundsätzlich nicht einverstanden.

    Leider hatte sie es versäumt ihre Wahrheit zu vollständigen.

    Heute ist es ihr unmöglich dies zu korrigieren, weil sie sich ansonsten ins Abseits katapultieren würde.

    Sie hat sich selbst dazu vergattert, ihr Bild und somit ihr Ansehen auf diese - ihre - Weise zu wahren.

    Die Auswirkungen auf dem Feld der Elternschaft dürften jeder/jedem Außenstehenden, mit ähnlichen Erfahrungen klar sein - unsere Kinder müssen die Folgen solcher Lebenslügen ausbaden - in "Ganz Weit Weg".

    Für mich bedeutet dies, einen überwiegend pauschalen und nachhaltigen Vertrauensverlust gegenüber alleinerziehenden Müttern.

    Ob meine Erfahrung stellvertretend für viele andere steht werde ich vermutlich Zeit meines Lebens nicht beantwortet bekommen, denn dazu reichen keine Studien auf Basis von gezielten Personenbefragungen und keine Statistiken eines Bundesamtes, ebensowenig wie Erfahrungsberichte und Kommentare einzelner Betroffener.

    Ich weiß, wie ich mich verhalten hatte, welche Angebote ich meiner geschiedenen Frau unterbreitet hatte und wie sie darauf reagierte.

    Ihre Beweggründe sind mir bis heute unbekannt, was mir aber ausreichend Raum für Spekulationen und Handlungen lässt.

    Immerhin habe ich in meinem Besitz einige Fotos, Schriftstücke und etliche Zeitzeugen, die mich eines guten Tages unterstützen, wenn die Kids mich nach Gründen fragen sollten, sofern diese es denn zu tun gedenken.

    Dieser Zeitgeist hat so manchen Menschen die Sinne vernebelt und mir zu oft das mütterliche Gejammer um Unterstützung wegen Überlastung die Ernsthafitgkeit an dieser Debatte konstruktiv mitzuwirken den Spaß verdorben.

    Hierzu erinnere mich an die sogenannte Studie der Bertelsmann-Stiftung, im dazugehörigen Blog.

    Der Blog wurde kassiert, Frau Käsbohrer ist abgetaucht.

    Es kann nicht, was nicht sein darf!!!

     

    Dies entsprechend zu kommentieren ist mein Anliegen und daran halte ich fest, solange mir das möglich ist (ich nicht auch öffentlich ausgegrenzt werde).

  • JK
    Judith Kuck-Bösing

    @lebien:

    "Ehedem hatten Frauen ihre "Mutterrolle" zu ertragen und Männer die Versorgerrolle auszufüllen."

     

    Soso, da fragen Sie doch mal ihre Mutter und falls noch lebend, Großmutter, wie das früher war!

    In meiner Familie haben alle Frauen trotz vieler Kinder gearbeitet.

     

    "Die Frau konnte "zu Hause" machen was sie wollte (inkl. Kinderkriegen) und hatte mit dem Familienunterhalt nichts am Hut."

     

    Was heißt denn "machen, was sie wollte": wenn ich mein Kind nicht weglegen darf, um beide Hände für's Kochen zu benutzen (haben Sie mal versucht, mit einer hand! eine Kondervendose zu öffnen, oder kartoffeln zu schälen?), und es dann unerträglich schreit, wenn ich kein Telefonat mehr in Ruhe erledigen kann ohne abzuwarten, dass mein Kind mal schläft, ist das vielleicht "machen, was sie wollte"?

    Dass die Frau zuhause blieb, galt vielleicht für einige reiche Familien oder sehr gut verdienende Männer. In Wirklichkeit ist dieses Bild übrigens ein romantisch verklärtes, welches uns durch Romane, Bilder aus Bilderbüchern oder sogar Kinderlieder immer wieder vorgegaukelt wurde. Sucht man nach seriösen Quellen, so ist dieses Familienbild nicht haltbar. Vielleicht hat es eine kurze Zeit von etwa einer Generation gegeben, in der Mütter zu Hause bleiben konnten, aber auch vor hundert Jahren haben Mütter gearbeitet, was meinen Sie, warum überhaupt Kindergärten erfunden worden sind?

    Und noch etwas:

    Viele Männer und Frauen teilen sich in ihrer Partnerschaft, bevor sie Kinder haben, den Haushalt gut auf, jeder erledigt seinen Teil. Jetzt kommt ein Kind dazu, ein Partner bleibt zu Hause und dr andere denkt, dass er sich nun nicht mehr am Haushalt beteiligen muss. Deswegen ist die Dimension der anfallenden Arbeiten vorher nicht absehbar. Das Kind ist der Vollzeitjob und die bisher vom Partner erledigten Arbeiten soll man jetzt auch noch schaffen?

    Bevor ich mit so einem partner Tisch und Bett teile, würde ich meine Kinder lieber alleine erziehen! Auch wenn ich dafür mehr als jetzt arbeiten müsste.

  • L
    lise

    Vielen Dank für diesen wunderbaren Artikel. Meine beiden Jungs habe ich vor 20 und 18 J. geboren und alleine großgezogen - dabei bald auch wieder voll gearbeitet, weil es keinen Unterhalt gab. Die Erfahrung, dass man rund um die Uhr und mit ständigem Schlafdefizit jahrelang nur für die Bedürfnisse anderer lebt, ist schon ziemlich heftig. Sitzt mir heute noch in den Knochen. Am schlimmsten: das schlechte Gewissen, wenn man sich auch mal kleine Zeiten für sich selbst "gestohlenen" und derweil dem Kind eben nicht "nach seinem Bedürfnis" gegeben hat.

  • F
    Frank

    Ich bin Vater und fühle mich von dem Artikel auch angesprochen. Ich habe auch viele gemeinsame Stunden während meiner Elternzeit mit meiner Tochter verbracht. Die Frage für mich ist bei der Debatte: Nehmen die engen sozialen Verflechtungen/Bindungen/Kontakte von Eltern weiter ab? Denn vor allem das sehe ich als großes Problem für Eltern und Kinder. Und damit meine ich nicht die Zweckbekanntschaften in der Krabbelgruppe. Das sind meiner Erfahrung nach nur Lückfüller bzw. oberflächliche Sachen. Und Umzüge - heute öfter bei jungen Eltern als früher - heben auch nicht gerade die Motivation zur "Dorfbildung", wie user-Henrik fordert.

  • CR
    christine roelke-sommer

    @ Roger Lebien

    und was nun aber , wenn wir es in der altergruppe der 20-35jährigen tatsächlich mit der unfähigsten aller männer- und vätergenerationen zu tun haben?

  • RL
    Roger Lebien

    Der Artikel ist natürlich Balsam auf der wundgeschrienen Mutterseele, was viele Mütter freuen wird. Was aber nun, wenn wir es in der Altergruppe der 20-35jährigen tatsächlich mit der unfähigsten aller Frauen- und Müttergenerationen zu tun haben? Was, wenn der Stress tatsächlich daher kommt, dass Frauen ihre "Lebenskonzept" mit Kind alleine entwickeln - ohne nennenswerte Beteiligung des Mannes? Da unserer Gesellschaft sich tatsächlich von der Norm der Hausfrauenehe zur Norm der Doppelverdiener-Partnerschaft (in welcher Gewichtung auch immer) entwickelt hat, sind TATSÄCHLICH und wie die Wissenschaftlerin berichtet, Rollenbilder neu zu verhandeln. Dieser "Verhandlungsbedarf" ist durch die Veränderung der Frauenrolle bedingt. Ehedem hatten Frauen ihre "Mutterrolle" zu ertragen und Männer die Versorgerrolle auszufüllen. Weder Mann noch Frau wurden gefragt, ob ihnen das gefiel. Es war Schicksal. Als Frauen sich homogen um "Kinder, Küche und Kirche" gekümmert haben, war es für Männer auch überwiegend selbst-verständlich, für den Familienunterhalt zu sorgen. Die Frau konnte "zu Hause" machen was sie wollte (inkl. Kinderkriegen) und hatte mit dem Familienunterhalt nichts am Hut. Aber: Die Zeiten sind vorbei! Weil es (allen?) Frauen nicht mehr reichte nur "zu Hause" zu regieren, und sie ihre Rolle selbstbestimmt und mit aller politischen und juristischen Gewalt in Richtung der Erwerbs-arbeit verändert haben, ist aus der Schicksalsgemeinschaft ein Geschlechterkampfplatz geworden. Aus der durch Frauen erworbenen Qualifikation, die Legitimation der Fremdversorgung verloren gegangen und die VERPFLICHTUNG erwachsen, für den eigenen Lebensunterhalt zu sorgen. Frauen haben den "Hausdienerinnenvertrag" gekündigt. Ihr gutes Recht! Einverstanden! Jetzt kündigen Männer den "Versorgungsvertrag". Und es wird dabei Millionen Frauen schlechter gehen, als vorher. Den Männer suchen auch heute und später ihre Frauen nicht nach "Versorgerinnenqualitäten" aus. Da kann man mal sehen, wo einseitige, feministische Familienpolitik hinführt.

  • S
    Skeptiker

    Die " Einzelhaft " ist nicht das wirkliche Problem-

     

    Die Lösung hat die Autorin selbst vorgegeben mit hinweis auf Frau v. d. Leyn..

     

    Was den Müttern fehlt ist GELD - sie müssten vorher überlegen, ob sie die finanziellen Voraussetzungen haben, sich die nötigen Ressourcen einzukaufen.

     

    Jeder Unternehmer muss überlegen, ob er über genügend Kapital verfügt * Familienunternehmen liebe Frauen muss auch geplant werden ! Nur von Luft und Liebe kann niemand leben!

  • JO
    Jürgen Orlok

    Vorab - Frauen, speziell Mütter, leisten in der Regel mehr als Männer !!

    Drei Aspekte.

    1. Die Einsamkeit der Mutter ist eine Folge nicht mehr existierender Nachbarschaftsstrukturen.

     

    2. Hier wird die aufopferungsvolle Arbeit der Mutter(Vater) - Vollzeitjob - recht gut getroffen. Wie steht aber das zur Kinderkrippe ? Dort gibt es kein Verhältnis Kind zu PflegerIn von 1:1 oder 1:3 ! Also entweder grobe Vernachlässigung im Hort oder völlig übertriebenes Gluckenverhalten ?

     

    3. Männlein und Weiblein sollten sich doch mal über die Wertigkeit von Tätigkeiten grundlegend Gedanken machen. Mutter ( Vater ) - Kind haben haben emotionale und existentielle Dimensionen.

    BERUFSALLTAG, angeblich intellektuell, zumindest für TAZ-Leser, hat doch in Wirklichkeit nur Sinnlosigkeit und das Anforderungsprofil eines angelernten Affen , ob Professor, Verwaltungsmensch oder Arbeiter- Repetition halt !!

    Oder gibt es etwa viele, die beweisen können, das täglich ihre ganze Intelligenz und Kreativität für die Erfüllung ihrer Aufgaben erforderlich ist ?

    Ein Großteil der Energie vergeudet sich in sogenanter sozialer Kompetenz - wie komme ich voran im HirarchieGebirge.

    Zum Schluß.

    Ich bin Student ... und wenn ich mal so richtig loslegen will ...

    lande ich in einer intellektuellen und emotionalen Wüste ... ein Mutterschicksal eben ..

  • SM
    Susanne M

    Tja, da kann ich nur sagen, dass die Autorin und die Kommentatorin "Susanne" sich halt im falschen sozialen Umfeld aufhalten. Letztere ist nebenbei noch "eine Blinde, die von der Farbe redet".

    Was im Artikel so herausposaunt wird erfuhr ich bereits vor der Geburt meines ersten Kindes in der Schwangerschaftsberatung. "Intelektuelle" Fähigkeiten braucht eine Nur-Mutter ebenso, jedoch auf anderen, vielleicht nicht an der Uni gelehrten Wissensgebieten. Wie war das noch mal mit dem lebenslangem Lernen?

  • C
    Christine

    Ich finde diesen Artikel richtig und wichtig. Was ich allerdings befremdlich finde, ist die vollständige Ausklammerung der Rolle des Vaters. Der Vater kommt nur als derjenige vor, der nach der Arbeit die Schnittstelle zur normalen Welt bildet. Selbst in den bisherigen Leserkommentaren heißt es "Netzwerk aus Großeltern, Nachbarsfamilien und Freundinnen". Was ist denn mit dem Vater? Warum wird die Möglichkeit, die

    elterlichen Aufgaben und die Elternzeit gleichberechtigt auf beide Partner aufzuteilen überhaupt nicht thematisiert?

    Es gibt immer mehr Männer, die hierzu bereit sind und es auch tun. Frauen müssen dies von ihren Männern einfordern bzw. ihren Männern auch dieses Recht zugestehen (Das gibt es ja auch häufig, dass sich die Mütter die Aufgaben gar nicht abnehmen lassen, weil sie sie ihrem Mann nicht zutrauen). Eine gleichmäßige Aufteilung der Familienarbeit auf beide Partner wirkt einerseits einseitiger Überlastung und Isolation entgegen. Andererseits führt es auch zu mehr Anerkennung der elterlichen Aufgaben in der Gesellschaft, weil dann auch die Männer die Erfahrung machen, wie anstrengend und anspruchsvoll diese Aufgaben sein können.

  • C
    christine

    es ist nur meine einzelerfahrung. aber dass mich meine beiden kleinen töchter manchmal tierisch nerven, kann ich ohne probleme äußern. und so etwas hört man genau so auch von anderen müttern. ist doch auch ganz klar. was ist schon immer toll und rosarot? nix. na und. nicht mein freund, nicht mein job, nicht meine kinder. zum glück aber alles meistens schon.

  • H
    Henrik

    "Um ein Kind groß zu ziehen, braucht es ein ganzes Dorf", lautet ein afrikanisches Sprichwort. Aber finden Sie erst mal das Dorf …"

     

    Zitat von Reinhard Kahl aus seinem Film "Kinder!" (Ein Tierfilm über Kinder).

     

    Also, lasst uns Kinderdörfer (Kinderpaläste/Kathedralen für Kinder) bauen!

  • S
    *sue

    @ herr scholz:

    wenn ihre ansicht nicht so steinzeitlich wäre, nicht so frauenverachtend, nicht so ewig-gestrig oder wäre sie wenigstens originell oder sonstwie amüsant - aber so ist sie in ihrer dumpfheit und ihrem stumpfsinn einfach besser bei bild.de & co. aufgehoben.

  • J
    Jengre

    @fscholz

     

    Ein dümmerer und diffamierenderer Leserkommentar als der von fscholz ist nicht denkbar. Erstens sind Frauen wie Männer zu diversen, auch anspruchsvollsten Aufgaben befähigt, und fscholz hat offenbar keine Ahnung davon, daß die Betreuung und Erziehung eines Kindes eine der forderndsten Aufgaben überhaupt ist. Wohl denen, die auf ein Netzwerk aus Großeltern, Nachbarsfamilien und Freundinnen zurückgreifen können. Auch für Mütter, die nicht berufstätig sind, weil sie ein Kleinstkind nicht jeden Tag in die Krippe geben wollen, wäre die Möglichkeit gelegentlicher Betreuung eine Hilfe und ein Segen, damit diverse Dinge erledigt werden können und eigene geistige Interessen nicht vollig vernachlässigt werden müssen.

  • S
    Susanne

    Liebe Frau Griessmeier,

     

    vielen Dank für diesen Text, sie sprechen mir aus dem Herzen. Ich bin selbst keine Mutter, habe aber mit vielen Müttern gesprochen. Alle Frauen haben mir sehr offen auch von den negativen Seiten der Mutterschaft erzählt; beispielsweise das Alleine-Sein mit dem Kind, die geistige Unterforderung, der Stress, Stillterror, die Auswirkungen auf die Partnerschaft etc. Mir geht schon lange die Mutterschaftsidealisierung in unserer Gesellschaft auf den Keks. Auf keinen Fall darf man erwähnen, dass man auch mal genervt ist vom Mutter-Dasein und das nicht alles toll ist. Oder sagen sie mal als junge Frau in einer Runde, dass sie keine Kinder bekommen wollen; nein, auch nicht später. Das versteht fast niemand.