Erdbeben in Japan belastet Rückversicherer: Wetten auf Katastrophen sind hip

Rückversicherer verkaufen ihre Risiken seit einiger Zeit gern als "Katastrophen-Bonds". Attac warnt davor, dass auch bei diesen Wetten "die Blase platzen" könnte.

Immer beliebter: Wetten auf menschliches Leid. Bild: dpa

Der weltweit größte Rückversicherer Munich Re hat wegen der Katastrophe in Japan sein Gewinnziel für 2011 von 2,4 Milliarden Euro kassiert. Jetzt rechnet der Konzern vielmehr mit Kosten für die Großschäden von rund 1,5 Milliarden Euro vor Steuern, die Kosten der drei führenden Rückversicherer zusammengerechnet belaufen sich nach Schätzungen sogar auf 2,6 Milliarden Euro. Doch das Anlagegeschäft der Unternehmen, die Versicherungsgesellschaften versichern, boomt weiterhin. Kritiker befürchten eine neue Spekulationsblase.

Um ihre eigenen Risiken aus Hurrikans, Tsunamis und Erdbeben zu begrenzen, verkaufen Rückversicherer ihre Wagnisse, verbrieft als Wertpapiere, seit wenigen Jahren auf den Finanzmärkten als "Katastrophen-Bonds". Sie funktionieren wie eine Wette: Geht alles gut, kassieren die Anleger auf Kosten des Versicherers hohe Zinsen.

Verdirbt aber beispielsweise ein Hurrikan den amerikanischen Bauern die Ernte, verlieren die Investoren ihr eingesetztes Kapital teilweise oder ganz. Der Versicherer hält sich trotz Unglücks schadlos. 2010 wurden Katastrophen-Bonds für fünf Milliarden US-Dollar neu ausgegeben. Für 2011 erwartet die Munich Re einen weiteren Anstieg.

Ein Risiko für die Stabilität der Finanzmärkte sieht man jedoch nicht. Die "relativ kleine Größe" des jungen Marktes, heißt es in einer Studie der Deutschen Bank, begrenze die Gefahr eines Finanz-Tsunamis. "Dass auch diese Bonds zu einer Blase führen, ist zu erwarten", sagt dagegen Detlev von Larcher vom Attac-Koordinierungskreis. Er erinnert an das Platzen der Immobilienbond-Blase 2007 in den USA.

Detlev von Larcher: Bonds werden zu Blase werden

Vorausgegangen war ebenfalls eine neuartige Verbriefung von Risiken als Anleihen. Damals, so von Larcher, seien es riskante Hypothekenkredite amerikanischer Häuslebauer gewesen, heute seien es noch unkalkulierbarere Naturkatastrophen. Aus dem anfänglich kleinen Markt der Hypothekenkredite entwickelte sich innerhalb einer Dekade ein globales Geschäft - bis die Blase platzte und die größte Banken- und Wirtschaftskrise seit den dreißiger Jahren auslöste.

Die Rückversicherer holen über die Ausgabe von Wertpapieren Banken, Fonds und Investoren mit ins Boot. Die Anlagemöglichkeit ist gefragt, denn während das Zinsniveau derzeit allgemein niedrig ist, versprechen die sogenannten Cat-Bonds eine Rendite von zehn Prozent und mehr. Seit kurzem gehören sogar Pensionsfonds zu den Abnehmern, die das Risikospiel der Rückversicherer mitmachen.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.