Erbitterte Kämpfe in Syrien: IS will wichtigen Regime-Flughafen
Dschihadisten und die syrische Armee kämpfen um den Militärflughafen Dair as-Saur. Wer siegt, kontrolliert die ganze Provinz. Iran lädt zu einer Anti-„IS“-Konferenz.
DAIR AS-SAUR dpa | Nach einem Angriff der Terrormiliz „Islamischer Staat“ („IS“) auf den Militärflughafen Dair as-Saur im Osten Syriens hat das syrische Regime seine Attacken auf die Dschihadisten verstärkt. In zwei Luftangriffen habe die Luftwaffe des Regimes von Präsident Baschar al-Assad am Sonntag IS-Stellungen östlich des strategisch wichtigen Flughafens bombardiert, meldete die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte.
Zugleich bemüht sich auch der Iran um Lösungen im Kampf gegen die Dschihadisten. Für kommende Woche hat Teheran über 40 Länder zu einer Konferenz eingeladen.
Die Militärflughafen von Dair as-Saur wird bereits seit Donnerstag von Kämpfern des IS angegriffen. Der Fliegerhorst ist die letzte Bastion der syrischen Streitkräfte in der Provinz Dair as-Saur, die ansonsten fast völlig unter Kontrolle des IS steht. Das Assad-Regime nutzt den Flughafen, um Gebiete unter IS-Kontrolle aus der Luft anzugreifen und die eigenen Truppen zu versorgen. Nach Angaben der Beobachtungsstelle waren in den vergangenen vier Tagen im Kampf um den Flughafen rund 120 Menschen ums Leben gekommen.
Am Samstag hatten die Dschihadisten mit einem Sturmangriff eine Entscheidung erzwingen wollen. Die sunnitischen Extremisten schickten dabei einen Selbstmordattentäter als „Türöffner“ vor, wie die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte meldete. Die syrische Armee habe den Vormarsch jedoch stoppen und die Extremisten zurückdrängen können.
Iran lädt zu Anti-„IS“-Konferenz
In der Nacht zum Sonntag und im Laufe des Tages habe das Regime mehrere Luftangriffe auf „IS“-Stellungen nahe dem Flughafen geführt. Am Samstag soll die syrische Luftwaffe ihre Gegner auch mit Chlorgas bombardiert haben. IS-Kämpfer litten unter Atemproblemen, meldeten die syrischen Menschenrechtsbeobachter. Einen klaren Beleg für den Einsatz von Chlorgas gab es aber nicht.
In Syrien und im Irak hat der „IS“ je rund ein Drittel Landesfläche unter seine Kontrolle gebracht und staatsähnliche Strukturen erschaffen. Die Dschihadisten sprechen von ihren Eroberungen als „Kalifat“.
Im Kampf gegen dieses Kalifat wollen die Außenminister Syriens und des Iraks an einer vom Iran initiierten internationalen Konferenz teilnehmen. Der Iran hat für kommenden Dienstag und Mittwoch zu der Tagung in Teheran aufgerufen. „Der Iran wurde in den letzten drei Jahrzehnten als Teil des Problems angesehen, jetzt aber als Teil der Lösung“, sagte der Vizeaußenminister Mostafa Sahrani über die Initiative am Samstag.
Papst Franziskus hatte am Wochenende die Taten der IS-Terrormiliz Islamischer Staat in einer Videobotschaft scharf verurteilt. „Als Religionsführer haben wir die Pflicht, alle Attacken auf die Menschenwürde und die Menschenrechte zu verurteilen“, forderte der 77-jährige Argentinier.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!