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Archiv-Artikel

„Er kam nicht mehr zum Arbeiten“

Zehn Jahre nach dem Tod von James Krüss eröffnet seine Heimatinsel Helgoland ein Museum für den Schriftsteller. Der Vater von Florentine, Timm Thaler und dem Reisepudel Archibald hat die Insel früh verlassen – vergessen hat er sie aber nicht. Ein Gespräch mit seiner Nichte Kirsten Rickmers-Liebau

KIRSTEN RICKMERS-LIEBAU, 53, ist Nichte von James Krüss und Sprecherin der Erbengemeinschaft.

INTERVIEW: FRIEDERIKE GRÄFF

taz: Warum eröffnen die Helgoländer erst jetzt, zehn Jahre nach dem Tod von James Krüss, ein Museum für ihn?

Kirsten Rickmers-Liebau: Das weiß ich auch nicht – aber ich freue mich, dass wir jetzt die Eröffnung feiern.

Das Interessanteste an Krüss entdeckt man vermutlich, wenn man seine Bücher liest. Was lässt sich darüber hinaus in einem Museum vermitteln?

Wir stellen seine alten Ausgaben und sämtliche Auslandsausgaben aus. Wir haben aber auch die Bücher fotokopiert – man kann sie sich tatsächlich angucken. Außerdem zeigen wir Postkarten von Krüss an seine Mutter, wir haben alte Verträge und wir haben Hörstationen eingerichtet.

James Krüss hat Helgoland 22-jährig verlassen und ist letztendlich nach Gran Canaria ausgewandert. Haben ihm das die Helgoländer übelgenommen?

Das glaube ich nicht. Denn er hat in seiner Zeit auf Gran Canaria sehr viel Besuch von Helgoländern bekommen. Er war deshalb immer sehr gut informiert über die Vorgänge auf der Insel und auch interessiert daran.

Krüss lebte dort mit einem Mann zusammen. Das war in dieser Offenheit für die damalige Zeit und für die Helgoländer vermutlich ungewöhnlich.

Als James 1966 nach Gran Canaria auswanderte, war Homosexualität noch strafbar. Vielleicht war das mit ein Grund, weshalb er sich dorthin zurückzog. Sein Lebensgefährte Dario wird übrigens zur Eröffnung kommen.

In den 60ern war Krüss in den Medien sehr präsent. 1960 las er sogar in der Tagesschau, als er den Jugendbuchpreis dafür bekommen hatte.

Er hatte auch Sendungen wie „James Tierleben“ und „ABC und Phantasie“ im Fernsehen moderiert, das war eine Zeit in den 60er Jahren, als er sehr bekannt war. So bekannt und so in die Schriftsteller- und Schauspielerszene involviert, dass er nicht mehr in Ruhe zum Arbeiten kam. Das hat ihn auch genervt, er war ja ein sehr fleißiger Arbeiter.

Beim redaktionsinternen Herumfragen war Krüss bei den Über-30-Jährigen bekannt, danach bröckelt es. Ist das ein allgemeines Phänomen?

Wenn er in einer Familie gelesen wird, dann wird er an die Kinder und Enkelkinder weitergegeben. Es gibt zwar eine Generation, die nicht mit Krüss groß geworden ist. Aber wenn wir dann sagen „Timm Thaler“ oder Gedichte nennen wie den Zauberer Korinthe, der auch in den Schulbüchern steht, dann sagen die Leute: „Klar, kenne ich“.

Am 1.9. eröffnet das James-Krüss-Museum auf Helgoland. Mehr unter: www.james-kruess.de