■ Gong: Er heißt Waldemar
Mein Schwager (MS) ist einer dieser unglücklichen Menschen, die in tiefer Verehrung zu Herrn Tappert alias Derrick entbrannt sind. Sie wissen schon: Pfannenaugen-Horst. Mich wundert's nicht. Ich dagegen liebe Gerhard Depardieu und war bereits in mehreren Filmen von Eisenstein.
Ich (wie über den Dingen): Sieh dir den mal an! Dieser Mensch ist die fleischgewordene Widerlichkeit.
Mein Schwager (genüßlich schmatzend): Ach, ich weiß nicht. Eine gewisse Art von Charme wohnt ihm inne...
Ich (kleine Augenschlitze): Wohnt ihm inne? Bist du denn jetzt völlig verblödet?
MS (abwägend schmollend): Das Bärtchen...
Ich (ihn nachäffend): Das Bärtchen... Nicht mal der letzte Zuhälter traut sich heutzutage noch, ein solches Bärtchen zu tragen!
MS (jetzt gar den Finger an die Lippen legend): Auch die Haare sind...
Ich (speichelsprühend): Die Haare sind eine absolute Zumutung!
MS (Kämmbewegung): So nach hinten, sieht doch gut aus.
Ich (meinen Schwager wie ein Ekzem betrachtend): Gut aus? Kennst du „Planet der Affen“? Alle genau die gleichen Frisuren... die Affen, wohlgemerkt.
MS (Kopf schiefgelegt): Bemüh dich doch einmal um Objektivität. Irgendwie muß man den mögen... Schau, wie er jetzt wieder zwinkert.
Ich: Das ist bei dem überhaupt nichts Besonderes. Der zwinkert ständig.
MS: Das hat so was Wienerisches. Küß die Hand – heut geh'n wir ins Maxim – noch a Schalerl Kaffee?
Ich (hoffnungslos): Sehr richtig. Wienerisch. Schmierlappen würde ich das nennen.
MS (wieder schmollend): Ooooch...
Ich (erleuchtet): Ich hab's. Du bist schwul. Du bist schwul und in Waldemar Hartmann verliebt.
MS (erbleichend sich erhebend): Sei vorsichtig, was du sagst. Ich habe Frau und Kinder.
Ich (kalt): Eben. Meine Schwester. Das heißt schon mal gar nix. Albert Hefele
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