: Entwicklungshilfe für Intourist
■ Glasnost kennt keine Grenzen oder eine britische Geste für Gorbatschow
London (taz) - Richard Branson, Thatchers Lieblingsunternehmer und Chef der britischen „Virgin– Gruppe“, hat einen neuen Werbecoup gelandet. Nachdem er aus Publicity–Gründen den Atlantik zuerst im Rennboot und dann im Helium–Ballon überquerte, heißt das Motto des Tausendsassa des britischen Unternehmertums: „Go East“. Branson wird demnächst im Aufsichtsrat des staatlichen sowjetischen Reiseunternehmens „Intourist“ Platz nehmen, um der lahmen Tourismusbehörde endlich auf die Sprünge zu helfen. Der erste Aufsichtsratsposten für einen westlichen Kapitalisten war Branson angetragen worden, nachdem er mit „Intourist“ im vergangenen Monat ein Abkommen über die touristische Nutzung des zum Hotel umgebauten Zarenpalastes auf Jalta abgeschlossen hatte. Die Sowjetunion, so hatte der unternehmenssüchtige Branson bei seiner Jalta–Reise entdeckt, brauche dringend Devisen. Tourismus und „joint ventures“,(wechselseitige Handelsabkommen) seien da genau das Richtige. Außerdem solle sein Beitrag zur Entwicklungshilfe für das Sowjet–Management als Geste an die Glasnost–Politik Gorbatschows verstanden werden. Doch nicht nur für die Sowjetwirtschaft, auch für das Unterhaltungsempire Richard Bransons öffnet der grenzüberschreitende Deal ganz neue Möglickeiten: Billigflüge von Virgin–Airlines ins Reich des reformfreudigen Sozialismus, Virgin–Schallplatten für die rockhungrige Sowjetjugend. Moskau wird dagegen nicht nur die begehrten Devisen erhalten, sondern auch das neueste Massenutensil aus der Bransonschen Produktpalette: Billigkondome der Marke „Mates“, die Branson in Großbritannien über eine Wohlfahrtsorganisation zum Selbstkostenpreis werbeträchtig vermarkten läßt. Rolf Paasch
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