: Entspannte Lage am Wohnungsmarkt
■ Makler verdienen gut, städtischer Wohnungsbau erfüllt seine Zielzahlen, Bremen bleibt ein vergleichsweise billiges Pflaster – nur an ganz billigem Wohnraum fehlt's
Entwarnung in Sachen Bremer Wohnungsmarkt hat gestern Bausenatorin Eva-Maria Lemke-Schulte gegeben: Die Lage ist relativ entspannt, die Mieten blieben auf nicht allzu hohem Niveau stabil, der öffentlich geförderte Wohnungsbau geht gut voran – und bis zum Jahr 2000 soll ein Ausgleich zwischen Wohnungsangebot und Nachfrage erreicht sein.
„Nach wie vor besteht allerdings eine starke Nachfrage bei kleineren und preisgünstigen Wohnungen“, so Lemke-Schulte. So solle also niemand auf die Idee kommen, der Weidedamm oder Arsten-Süd würden nun nicht mehr gebraucht: Das „hohe Niveau“ des Wohnungsbaus und der Wohnbauförderung müßte fortgesetzt werden.
10.000 neue Wohnungen bis zum Jahr 1995, das war die Zielzahl, die der Senat vor zwei Jahren festgelegt hat. Zu 70 Prozent ist das Soll bereits erfüllt: 7.000 Mietwohnungen sind nun fertiggestellt. Zu diesen Neubauprogrammen gehören auch große Projekte wie das Neubaugebiet in Horn-Lehe; schwerpunktmäßig wurden aber kleinere Einheiten in bereits bestehender Infrastruktur, wie zum Beispiel im Buntentor oder in Marßel, gebaut. Zu diesem Konzept paßt auch das Baulückenprogramm: Bis Ende 1993 sind dort 2.300 neue Wohnungen entstanden. Und auch die nächste Zukunft sieht das Bauressort optimistisch: „Die Zahl der erteilten Baugenehmigungen ist so hoch, daß wir auch in den nächsten Jahren mit einer Erfüllung der Zielzahlen rechnen können“, erklärte Bernd Blum, Abteilungsleiter für Wohnungsbau.
Die bremischen Makler konnten im vergangenen Jahr gute Geschäfte machen: der „Ring deutscher Makler“ vermeldete „deutlich gesteigerte“ Umsätze im Vergleich zu den Vorjahren. Der Fachverband Bremen legte jetzt Zahlen vor, nach denen Bremen im Vergleich zu anderen Großstädten weiterhin als billiges Pflaster ausgewiesen wird: Grundpreise und Mieten blieben gut die Hälfte günstiger als beispielsweise in Berlin oder München. Die Immobilienpreise blieben zum Teil noch unter denen von Leipzig oder auch Essen. Für ein typisches Bremer Reihenhaus mit 100 qm Wohnfläche werden bei mittlerem Wohnwert rund 260.000 Mark angesetzt. Die Mieten lägen zum Beispiel für eine 3-Zimmer-Wohnung von 70 qm bei mittlerem bis gutem Wohnwert bei elf bis 15 Mark pro Quadratmeter. Eine Altbauwohnung ist ab acht Mark Kaltmiete zu haben.
In der Wohnungsbauförderung – in den letzten Jahren stetig zurückgegangen, da der Bund sich „total vom sozialen Wohnungsbau verabschiedet hatte“ (Lemke-Schulte) – sollen neue Wege gegangen werden: Als „Riesenschritt in die richtige Richtung“ bezeichnete die Bausenatorin die Idee, die B-Schein-Regelungen lockerer zu handhaben. „Einseitige Mieterstrukturen in Neubaugebieten“ – weniger milde Ghettoisierung genannt – sollen dadurch aufgelöst werden, daß die Einkommensgrenze erhöht und „auch der mittlere Angestellte oder der Facharbeiter bei Mercedes eine geförderte Wohnung erhalten kann“, so Lemke-Schulte. 60 statt bisher fünf Prozent Überschreitung der Einkommensgrenze sollen demnach erlaubt sein – gleichzeitig aber auch 60 Prozent der geförderten Wohnungen denen vorbehalten bleiben, die maximal 10 Prozent mehr verdienen als „erlaubt“. Diese bundesweite Regelung wird vermutlich im Oktober in Kraft treten. Daß damit noch mehr bezahlbarer Wohnraum für schlechter Verdienende verloren gehen könnte, bestreitet die Bausenatorin: „Selbstverständlich soll niemand mit geringem Einkommen aus den Wohnungen verdrängt werden.“ skai
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