Standbild: Entschlossener Deutscher
■ "Schwarz-Rot-Gold. Mission in Hongkong."
„Schwarz-Rot-Gold. Mission in Hongkong.“ Mittwoch, 20.15 Uhr, ARD
Es ist das Verdienst dieser Serie, Zuschauern, die schon beim Erwähnen des Wortes „vorsteuerabzugsfähig“ in tiefe Depressionen verfallen, die Wirtschaftsgesetzgebung auf spannende Art nahezubringen. Natürlich auch ihre gern genutzten Lücken. „Schwarz-Rot-Gold“ zeigte seit 1982 sechzehnmal genaue Recherche und filmisch gutes Handwerk.
Diese Folge führt uns von Hamburg nach Hongkong. Es geht um Videokassetten, die millionenfach in die EG importiert werden. Dabei lernen wir zwei Tricks. Einmal, wie Billighersteller von Videokassetten die Anti- Dumping-Zölle umgehen, und zum anderen, wie Importeure die Leerkassettenabgabe – zugunsten von Künstlern, deren Werke auf Leerkassetten unkontrolliert vervielfältigt werden – vermeiden, indem sie bespielte Bänder einführen – mit einem Werbespot, der vor dem Verkauf wieder gelöscht wird.
Nach dieser lehrreichen ersten halben Stunde läßt das Drehbuch den Märchenonkel heraus. Zollfahnder Zaluskowski fährt mit einer international besetzten Untersuchungskommission im Brüsseler Auftrag nach Hongkong, versteht zwar kaum ein Wort, schafft es aber nahezu im Alleingang, den großen Schwindel des allmächtigen chinesischen Konzerbosses aufzudecken und die Betrüger ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Regisseur Theo Mezger inszeniert behäbig-langatmig bis – in den Dolmetscherpassagen – entnervend, da wünscht man sich sehnsüchtig Dieter Wedel zurück. Daß Hongkong fotografisch wesentlich mehr hergibt als Sightseeing-Aufnahmen von Hochhäusern und bunten Lichtreklamen, hat Kameramann Banuscher leider nicht gesehen.
Und das Buch? Es entsteht der Eindruck, daß uns hier ein Asienbild gezeigt wird, wie es im Kopf eines deutschen Autors existiert. Der Versuch, mit der fremden Mentalität umzugehen, gipfelt in der Erkenntnis, daß ein Chinese, der sein Gesicht verloren hat (gräßliche Metapher), als Helfer brauchbar ist.
Doch was ist die eigentliche Botschaft der fernöstlichen Exkursion unseres Zöllners? Daß Engländer, Franzosen und was sich sonst so in Brüssel herumtreibt, in falscher Rücksichtnahme befangen sind und daß erst ein entschlossener Deutscher kommen muß, um ihnen zu zeigen, wo es langgeht. Roswitha Seidel
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