piwik no script img

Entführte Österreicher in TunesienKidnapper stellen Ultimatum

Die Entführer zweier Österreicher fordern Freilassung von Al-Qaida-Gefangenen in Algerien und Tunesien. Die Frist der Geiselnehmer läuft Sonntagnacht ab.

Die Geiseln Andrea Kloiber und Wolfgang Ebner. Bild: dpa

WIEN taz Alle Al-Qaida-Mitglieder aus den Gefängnissen in Tunesien und Algerien müssen entlassen werden. Widrigenfalls würde ein österreichisches Urlauberpaar sterben. Das sind die Forderungen der Entführer zweier österreichischer Urlauber in Tunesien. Die beiden Salzburger waren Ende Februar in der tunesischen Wüste verschleppt worden. Die Geiselnehmer, die sich als "Gruppe al-Qaida des Maghreb" identifizierten, setzten der österreichischen Regierung am Donnerstag ein Ultimatum von drei Tagen, das am Sonntag um Mitternacht ausläuft. "Österreich ist verantwortlich für das Leben der beiden Geiseln, falls diese Frist ausläuft und unsere Forderungen nicht erfüllt werden", lautete die Botschaft.

Zum Beweis, dass sie die Urlauber aus Hallein in Salzburg in ihrer Gewalt haben, stellten die Kidnapper ein Foto ins Internet, auf dem der 51-jährige Steuerberater Wolfgang Ebner mit Bart und die 43-jährige Krankenpflegerin Andrea Kloiber mit blauem Kopftuch zu sehen ist. Ihr Gesicht ist allerdings unkenntlich gemacht. Das erste Foto, das Wolfgang Ebner als Gefangenen bärtiger und schwer bewaffneter Männer zeigt, wurde vor einigen Tagen vom Site Institute entdeckt, das im Auftrag der US-Regierung islamistische Websites beobachtet. Für Johannes Kyrle, Leiter des Krisenstabs im Wiener Außenministerium, besteht kein Zweifel an der Authentizität. Wo genau sich die Gruppe befindet, ob in Algerien oder bereits in Mali, wie Kenner der nordafrikanischen Terrorszene vermuten, ist unbekannt. Tunesiens Regierung hat das eigene Territorium aus der Luft und mit Dromedarpatrouillen durchkämmt und keine Spur gefunden. Sowohl die algerische als auch die tunesische Regierung bestreitet, dass sich die Geiseln auf ihrem eigenen Staatsgebiet befinden.

Die Verschleppten waren in Ebners blauem Geländewagen auf eigene Faust unterwegs. Er gilt als wüstenerfahren und reiste seit Jahren jeden Frühling in die Region. Andrea Kloiber war zum ersten Mal dabei.

Ob die Kidnapper tatsächlich in das Al-Qaida-Netzwerk eingebunden sind oder sich nur wichtig machen wollen, ist unklar. Unter den Gefangenen, deren Freilassung sie verlangen, sollen sich jedoch Terrorschwergewichte wie der Anführer des Anschlags auf die Synagoge der tunesischen Ferieninsel Djerba im Jahr 2002 befinden. Er soll demnächst in Tunis vor Gericht gestellt werden.

Österreichs Bundeskanzler Alfred Gusenbauer, SPÖ, erklärte: "Wir haben nicht vor, auf die Forderungen einzugehen", schließlich liege die Verantwortung für die Gefangenen nicht in der Hand der österreichischen Bundesregierung. Er forderte die sofortige und bedingungslose Freilassung des Salzburger Paars.

Neben der Bedingung der Gefangenenbefreiung dürfte es noch eine Lösegeldforderung geben. Terrorexperten halten es für möglich, dass es den Geiselnehmern wie schon bei vergangenen Aktionen in erster Linie um Geld für Waffen und die Verbesserung der Logistik gehe. Vor fünf Jahren wurde bereits eine deutsch-österreichische Touristengruppe in Algerien gekidnappt und gegen Lösegeld in Mali freigelassen.

RALF LEONHARD

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!