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Entdeckt!Hier kommt die kleine Steinlaus

■ Oldenburger Experte entdeckt unbekanntes Kleinlebewesen

Oldenburg. Der Oldenburger Restaurierungsexperte Professor Wolfgang Krumbein hat ein bisher unbekanntes Kleinlebewesen entdeckt, das nach seinen Erkenntnissen alte Kirchenmauern und Fresken zerstören kann. Das einen Millimeter kleine Wesen sei eine „rotgefärbte Variante der Blattlaus“, sagte Krumbein am Dienstag. Er habe dem neuen winzigen Tier den Namen „Steinlaus“ gegeben, weil es in seinem Verhalten der von Loriot erfundenen Comic-Figur ähnele.

Bisher wisse man, daß die von ihm gefundene Steinlaus in komplexen Lebensgemeinschaften an Gebäuden oder auf Oberflächen von Wandbildern vorkomme, sagte er. Flechten, Pilze und Moose, die dort wachsen, dienten den Steinläusen sowie auch Spinnen oder Fliegen als Nahrung.

Wenn die kleinen Graser die Gesteinsoberfläche abfressen, beschädigten sie dabei offenbar immer auch einen kleinen Teil der Mauern. Das wolle er jetzt wissenschaftlich beweisen, sagte Krumbein. Auch bisher übliche Fixiermittel, etwa für Wandbilder, könnten Pflanzen und Tiere nicht daran hindern, sich auf den Steinen anzusiedeln.

Krumbein ist Professor am Institut für Chemie und Biologie des Meeres und Leiter eines internationalen Forschungsprojektes über Schäden an Kirchenmauern und Fresken. Daran sind 20 Forscher aus Spanien, Belgien, Österreich und Deutschland beteiligt. Sie untersuchen Kunstwerke in Andalusien, Kärnten, im oldenburgischen Wildeshausen und in den ostfriesischen Orten Pilsum und Eilsum.

Die Arbeit wird mit 1,6 Millionen Mark aus Fördergeldern der Europäischen Gemeinschaft unterstützt. Geplant ist nach Angaben Krumbeins unter anderem eine Datenbank mit genetischen Informationen von Mikroorganismen, die die Mauern angreifen, um neue Restaurierungsmöglichkeiten zu entwickeln. epd

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