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Engel auf dem Weg nach Hamburg

■ „Guardian Angels“ - bald auch in den Hamburger U- und S-Bahnen? Von Peter Behrendt

In New York gibt es sie seit 15 Jahren: die „Guardian Angels“ (Schutzengel). Seit ungefähr einem Jahr gehen sie auch in Berlin auf „Patrouille“, um ehrenamtlich und gewaltfrei für Sicherheit in den U-und S-Bahnen zu sorgen. Nun wollen die „Schutzengel“ auch in Hamburg aktiv werden: In den nächsten Tagen wird eine Gruppe der „Guardian Angels“ in Hamburg die Lage „peilen“.

Die Berliner Sprecherin Laura Grothoff: „Wir müssen sehen, wie die Stimmung in Hamburg ist, ob eine Gruppe wie wir angenommen und akzeptiert wird.“ InteressentInnen für eine Mitgliedschaft gäbe es in der Hansestadt aber schon jetzt „schulklassenweise“.

Von der Berliner Verkehrsgesellschaft anfänglich mißtrauisch beäugt, haben sich die „Guardian Angels“ in Berlin als Beschützer von Wehrlosen einen Namen gemacht. Zu erkennen sind die rund 220 Berliner Mitglieder an den roten Baretts und den roten Jacken mit dem Schriftzug ihrer Gruppe. Die jungen Leute, Frauen und Männer zwischen 16 und über 30 Jahre alt, gehören 19 verschiedenen Nationalitäten an.

„Wir brauchten einige Zeit, bevor wir losgehen konnten. Zuerst suchten wir mit Flugblättern Leute, die Lust hatten, einen Teil ihrer Freizeit für diese vertrauensvolle Aufgabe zu opfern“, so Laura Grothoff. Danach begann der schwierigste Teil für die Mitglieder – das Training.

Wichtig ist für „Guardian Angels“ die Gewaltlosigkeit – und die wird einmal die Woche in einem Sportstudio „trainiert“. Dabei lernen die „Engel“ das richtige Verhalten in Streßsituationen: geistig wie körperlich. Deeskalation ist das Stichwort, Kommunikation mit dem/der ÜbeltäterIn steht im Mittelpunkt. „Reden ist unsere stärkste Waffe“, weiß die Sprecherin. Wenn das nicht ausreichen sollte, kommen defensive Kampftechniken zum Einsatz, die den/die GegnerIn schach-matt setzen sollen.

„Viele Interessierte müssen wir ablehnen, weil sie entweder die Gruppendisziplin nicht beachten oder unser Konzept der Gewaltfreiheit nicht akzeptieren wollen“, sagt Laura Grothoff. So kommen am Ende nur die Leute „zum Einsatz“, auf die sich die Gruppe 100prozentig verlassen kann.

Bei fast allen nächtlichen U-Bahn Fahrten, die immer in Vierer-Gruppen gemacht werden, passiert „zum Glück nichts – das ist eigentlich schon ein Erfolg für uns, denn vielleicht gibt es Übergriffe nur deshalb nicht, weil wir im Zug sitzen“, sagt die Angel-Sprecherin. So werden oft nur Broschüren über die Arbeit verteilt oder Geld gesammelt – denn andere Unterstützung bekommen die „Engel“ nicht. Die Fahrkarten und ihre „Uniformen“ bezahlen sie aus eigener Tasche.

Linke und alternative Kreise stehen den „Guardian Angels“ skeptisch gegenüber: „Schwarze Sheriffs“ und Polizei gebe es genug. Leute, die sich als Ordnungshüter aufspielen, bräuchte man/frau nicht noch zusätzlich, so die zusammengefaßte Meinung. Andere Stimmen sehen den „therapeutischen Wert“: Lieber diese sinnvolle Aufgabe als in Streetgangs Unsinn machen.

Ob sich die „Guardian Angels“ in Hamburg durchsetzen werden, kann frühestens ab Anfang nächsten Jahres beurteilt werden – dann nämlich soll in Hamburg die erste „Patrouille“ auf Fahrt gehen.

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