Engagierte Kunst: Jenseits von Blümchen
Hamburger Kunsträume
von Hajo Schiff
Niemals einem Club beitreten, der einen aufnehmen würde. Das war nicht nur eine ausgesprochen witzige Bemerkung von Woody Allen, das schien auch lange Zeit die unausgesprochene Maxime der meisten Künstler: In den Berufsverband bildender Künstler oder gar die Gewerkschaft einzutreten, galt als mega uncool. Wer wollte schon mit verbissenen Blümchen-Malern gemeinsam in einem Verein sein? Doch inzwischen sind sowohl junge aufstrebende Maler, Video- und Installationskünstler wie Martin Meiser als auch alte Hasen des Kunstbetriebs wie der Zeichner düsterer Visionen Peter Bue neue Mitglieder des wieder wesentlich aktiveren BBK geworden.
Seit drei Jahren werden die Neumitglieder in einer eigenen Ausstellung präsentiert. Diesmal können Monika Schröder und Alfred Stephan Mattes als die verantwortlichen Organisatoren in der kompakten Schau unter dem Titel „Position.“ etwa 25 Positionen zeigen. Dabei wird in der Fabrik der Künste in Hammerbrook die Kunstpolitik als Thema ernst genommen und in fast täglichen Diskussionen ausgeleuchtet.
Da geht es am heutigen Samstag über „Die Ethik der Ästhetik“: Die Direktorin des Kunstvereins, Bettina Steinbrügge, überlegt gemeinsam mit Hanno Rauterberg, dem Kunstkritiker der Zeit und Autor von Büchern zur Kunst und den müde gewordenen Kritikern, wie politisch Kunst sein muss. Montag fragt dann in einer Tisch-Installation und Lecture-Performance die Künstlerinnengruppe Call: „Hat Feminismus in der Kunst politische Folgen?“
Doch oft sind die Begriffe so klar nicht und die Grenzen sind undefiniert, wenn über Kunst gesprochen wird. Also versuchen am Mittwoch die Kritikerin, Dozentin und Autorin Belinda Grace Gardner, der Ausstellungsmacher und ehemalige Kunstvereinsdirektor Florian Waldvogel und der Kunstförderer und Galerist Ralf Krüger sich darüber zu verständigen, wer denn heute eigentlich bestimmt, was Kunst ist. Am Freitag ist dann André Leipold vom „Zentrum für politische Schönheit“ (ZPS) zu Gast. Die Gruppierung gehört zu den derzeit radikalsten Aktivisten, ihre politische Aktionskunst soll weh tun und Widerstand leisten, oft auf spektakuläre Weise Aufmerksamkeit erzwingen. Ihr neuestes Projekt ist eine Brücke für Flüchtlinge von Tunesien nach Sizilien, zum Beginn jedenfalls wenigstens Rettungspontons im Mittelmeer …
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