Engagement gegen Antiziganismus: Sie wollen gesehen werden
Der Beirat für Angelegenheiten von Rom*nja und Sinti*zze öffnet seine Geschäftsstelle. Sie soll ein Kontaktpunkt für Community und Politik sein.
Zuletzt regte die Äußerung des Abgeordneten Timur Husein (CDU), der in einem Angriff auf die Linken-Bürgermeisterkandidatin Elif Eralp die rassistische Fremdbezeichnung „Z*g*n*r“ verwendete, die Debatte um Antiziganismus an. Um die Sichtbarkeit von Rom*nja und Sinti*zze auch in der Landespolitik zu verstärken und dem gesellschaftlichen Antiziganismus zu begegnen, hat sich Anfang des Jahres der Beirat für Angelegenheiten von Rom*nja und Sinti*zze gegründet.
Die am Mittwoch neu eröffnete Geschäftsstelle befindet sich auf dem Schiff „Chirikli“, romanes für „Pelikan“ und liegt an der Rummelsburger Bucht. Sie soll ein Anlaufpunkt sein, eine Schnittstelle zwischen der Community und der Landespolitik. Versammelt haben sich im Einsatz gegen Antiziganismus etablierte Vereine wie Amaro Foro, RomaniPhen und das Rroma-Informations-Centrum.
„Wir wollen als Menschen gesehen, anerkannt und wahrgenommen werden“, so der stellvertretende Vorsitzende des Beirats, Roman Herzberg. Er wies auf die Geschichte von Verfolgung hin, die Rom*nja und Sinti*zze insbesondere in Deutschland erfahren haben und heute leider immernoch spürbar sei. Herzberg begrüßte die Gäste zusammen mit dem Beiratsmitglied Milan Raković und dem Staatssekretär für Integration und Antidiskriminierung, Max Landero (SPD).
Roman Herzberg, stellvertretender Vorsitzender
Sprachrohr gegen Ausgrenzung
Der Beirat soll die Interessen und Belange der Community bündeln und diesen bei politischen Entscheidungsträger*innen, im Berliner Senat und in der Verwaltung Gehör verschaffen. Um der fortdauernden Ausgrenzung von Rom*nja und Sinti*zze entgegenzuwirken, soll der Beirat zudem eine Plattform für die Vernetzung und Kooperation zwischen zivilgesellschaftlichen Organisationen sowie zur sensibilisierenden Öffentlichkeitsarbeit sein.
Laut der Melde- und Informationsstelle Antiziganismus (MIA) sind die erfassten antiziganistischen Vorfälle, darunter Beleidigungen, Bedrohungen und phsyische Gewalt, mit 1.678 im Jahr 2024 um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Dem Jahresbericht der Organisation zufolge berichten Betroffene insgesamt von einer zunehmend feindseligen Atmosphäre. Bei der Erfassung der Vorfälle gehe man von einer hohen Dunkelziffer aus, sie seien nur die „Spitze des Eisberges“.
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