Energiesparen oder Sicherheit: Bremens Straßen unterbelichtet
In Bremen ist ein Teil der Straßen schlechter beleuchtet als vorgeschrieben. Die Landesfrauenbeauftragte fordert dazu auf, sich über düstere Stellen zu beschweren.
Fast ein Zehntel aller Bremer Straßen ist nicht ausreichend beleuchtet. Das ergibt eine jetzt veröffentlichte Antwort des Senats auf eine Anfrage der SPD-Fraktion. Nach dem in einem Beleuchtungsvertrag mit dem Unternehmen SWB festgelegten Standard muss eigentlich alle 40 Meter eine Lampe stehen, erklärt Martin Stellmann vom Amt für Straßen und Verkehr. Bei 280 von rund 3.000 Straßen und Wegen trifft dies aber nicht zu, wie der Senat jetzt mitteilte. Allerdings seien darunter auch Straßenzüge, in denen nur noch eine oder zwei Leuchten fehlen, heißt es in dem Schreiben. Nach und nach sollten die fehlenden Leuchten jetzt installiert werden.
„Wir sind da seit Jahren dran“, sagt Martin Stellmann. Die Straßenzüge, in denen es nur alle 80 Meter hell ist, befänden sich historisch betrachtet im sogenannten „untergeordneten Straßennetz“.
Darunter seien viele Wege durch Parkanlagen und in weniger stark befahrenen Gegenden. Also genau an den Orten, an denen sich vor allem Frauen häufig eine stärkere Beleuchtung wünschen. „Es geht um den Abbau von Angsträumen“, bestätigt Martin Stellmann. Ökonomische und ökologische Gründe stünden dagegen, Gewerbegebiete und nachts wenig befahrenen Fernstraßen durchgehend zu beleuchten. Dasselbe gelte für den Verzicht auf eine breite Streuung des Lichts: „Erwünscht ist ein möglichst punktgenaues Ausleuchten“, sagt Stellmann. Das spare Stromkosten und vermeide „Licht-Smog“, der die Insektenvielfalt beeinträchtige. Offenbar seien die Menschen mit der Straßenbeleuchtung aber zufrieden: „Bei uns kommen nur sehr wenige Beschwerden an.“
Bremens Landesfrauenbeauftragte Ulrike Hauffe fordert Frauen und Männer dazu auf, sich zu melden, wenn der Weg zur Arbeit oder nach Hause zu duster ist: „Das Amt für Straßen und Verkehr hat den Auftrag, Sicherheitsaspekte bei der Beleuchtung mitzubedenken.“ Dies sei genauso wichtig wie ökologische und ökonomische Aspekte.
Bei der Frage der Licht-Streuung ist klar: In Zukunft wird nur noch ausgeleuchtet, was ausgeleuchtet werden muss, nämlich die Verkehrsflächen. „Für die Privatgrundstücke sind wir nicht zuständig“, das sagt Christoph Brinkmann, Sprecher der SWB, die bis zum Jahr 2025 den Auftrag hat, für die Beleuchtung zu sorgen. Und die gegenüber herkömmlichen Leuchtmitteln wesentlich energieeffizienteren LED-Leuchten hätten zudem den Vorteil, dass sie punktgenau ausleuchten könnten: „Das heißt auch, dass die Hauswände nicht mehr so angestrahlt werden und die Anwohner ihre Fenster nicht mehr so stark abdunkeln müssen.“ Noch sei der Einsatz der in der Anschaffung teuren LED-Leuchten allerdings in der Testphase: „Wir wissen nicht, ob die wirklich so lange halten wie sie beschrieben werden und welche wir für welche Situationen brauchen.“
Problematisch sind schlecht ausgeleuchtete Orte auch für Behinderte, wie Dieter Stegmann, Vorsitzender der Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen, zu bedenken gibt. „Rollstuhlfahrer können dann Hindernisse nicht so gut erkennen“, sagt er. Und Sehbehinderte könnten dann Kontraste noch schlechter wahrnehmen.
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