Energiehaushalt des Eisbären: Kein Problem mit viel Cholesterin

Eine dicke Fettschicht schützt den Eisbären vor Kälte. Sein Choleresterinspiegel ist hoch. Für Menschen wäre das gefährlich. Doch das Tier hat besondere Gene.

Bei Kälte wird viel Energie verbrannt: Eisbären in der Antarktis. Bild: dpa

BERKELEY/SHENZEN dpa | Eisbären bestehen zu 50 Prozent aus Fett und kommen dank ihrer Gene gut mit ihrem extrem hohen Cholesterinspiegel klar. Dieser würde beim Menschen schnell zu Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen.

Doch Eisbären haben eine besondere genetische Ausstattung, seit sie sich in der Evolution vom Braunbären abgespalten haben. Ein internationales Team um Rasmus Nielsen von der Universität von Kalifornien in Berkeley präsentiert diese Ergebnisse im Fachjournal Cell. Die Forscher hoffen, dass die Studie zu neuen Therapien von Herz-Kreislauf-Erkrankungen des Menschen führen kann.

Nach der Abspaltung seiner Ahnenreihe von der des Braunbären vor weniger als 500.000 Jahren habe sich das Erbgut des Eisbären schnell an eine fettreiche Ernährung angepasst, schreiben die Forscher. Das Team sequenzierte und analysierte das Erbgut von 79 grönländischen Eisbären und 10 Braunbären aus Skandinavien, Kanada und Alaska.

Dabei stellte es fest, dass Eisbären und Braunbären später getrennte Wege gingen als bisher angenommen, nämlich vor 343.000 bis 479.000 Jahren. Bisher war die Verzweigung der beiden Abstammungslinien auf die Zeit 600.000 bis fünf Millionen Jahre geschätzt worden. „Es ist wirklich überraschend, dass der Zeitraum seit der Abzweigung so kurz ist“ sagte Nielsen.

Womöglich hätten sich Braunbären während einer wärmeren Periode zwischen zwei Eiszeiten weit in den Norden gewagt, schreibt die Universität von Kalifornien in einer Mitteilung. Als es wieder kälter wurde, sei ihnen der Rückweg durch Wasser abgeschnitten gewesen, und sie hätten sich an die schwierigen Bedingungen der Arktis anpassen müssen. Einen Großteil ihrer Energie beziehen Eisbären aus Robben und ihrem Speck.

Wesentliche genetische Unterschiede zwischen Braunbären und Eisbären betreffen der Studie zufolge das Herz-Kreislauf-System und den Fettstoffwechsel. Besonders viele Veränderungen habe es bei dem Gen APOB gegeben. Es spielt nach Angaben der Forscher eine wichtige Rolle bei dem Vorgang, Cholesterin aus dem Blut in die Körperzellen zu transportieren und damit Herz-Kreislauf-Risiken zu reduzieren.

„Das Leben des Eisbären dreht sich um Fett“, sagte Ko-Autorin Eline Lorenzen von der Universität von Kalifornien. Das gelte nicht nur für ihren Energiehaushalt. „Eisbären leben in der Polarwüste und haben die meiste Zeit des Jahres keinen Zugang zu frischem Wasser. Deshalb sind sie auf Stoffwechselwasser angewiesen, das ein Nebenprodukt der Fettaufspaltung ist.“

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