Ende der Waffenruhe: Neue Kämpfe im Gazastreifen
Als Antwort auf den Tod von fünf palästinensischen Kämpfern feuern Hamas und Islamischer Dschihad erneut Raketen auf Israel ab.
JERUSALEM taz Die brüchige Waffenruhe zwischen Israel und den islamischen Extremisten im Gazastreifen ist vorbei. Über 15 Raketen feuerten Hamas und Islamischer Dschihad am Donnerstag auf Israel ab, nachdem am Vortag israelische Soldaten fünf Mitglieder verschiedener Widerstandsorganisationen getötet hatten. "Israel wird all jene jagen, die jüdisches Blut an ihren Händen haben", kommentierte Verteidigungsminister Ehud Barak die Militäroperationen in Bethlehem und Tulkarem. Bei einem der Toten handelt es sich um Mohammad Schehade, den Hintermann des Attentats auf acht Jeschiwa-Studenten Ende vergangener Woche in Jerusalem. Der Todesschütze wurde in der Nacht zu Donnerstag in Ostjerusalem beigesetzt.
Die erneute Eskalation untergräbt die Anstrengungen von Omar Suleiman, Chef des ägyptischen Nachrichtendienstes, der sich mit Unterstützung der USA seit Wochen um eine Feuerpause zwischen Israel, der Hamas und dem Islamischen Dschihad bemüht. Gut eine Woche lang hatten sich sowohl die extremistischen Kämpfer als auch die israelische Armee weitgehend an die Feuerpause gehalten. Daud Schihab, Sprecher des Islamischen Dschihads, sieht in der "Tötung der fünf palästinensischen Kämpfer und der Wiederaufnahme der Luftangriffe auf den Gazastreifen die Zerstörung aller Anstrengungen, die unternommen wurden, um eine Befriedung zu erreichen".
Auch Dschibril Radschub (Fatah), früherer Nationaler Sicherheitsberater, glaubt, dass die israelische Armee mit den jüngsten Operationen "ein falsches Signal" sendet. Der Mord an den fünf Palästinensern sei "ein Akt der Eskalation, nicht der Beruhigung". Radschub kannte den von Israel gesuchten Terroristen Schehade persönlich. Die beiden saßen vor der Unterzeichnung der Osloer Abkommen jahrelang zusammen in israelischen Gefängnissen. "Schehade war bereit, sich an den Waffenstillstand zu halten", sagte Radschub der Stimme Israels. Nur wenn es eine Feuerpause gebe, sei es möglich, den Friedensprozess voranzutreiben. "Blut erzeugt neues Blut. Man kann nicht weiterschießen und gleichzeitig von der anderen Seite Frieden erwarten", sagte er.
Die jüngsten Kämpfe werfen ihre Schatten auf die Verhandlungen zwischen der Führung im Westjordanland und Israel. Am Freitag ist im Beisein von US-General William Fraser das erste trilaterale Treffen der Gruppe geplant, die über die Umsetzung des internationalen Friedensplans verhandelt. US-Außenministerin Condoleezza Rice zeigte sich jüngst enttäuscht angesichts der israelischen Pläne, jüdische Siedlungen auszubauen, da das "sicher nicht hilfreich für den Friedensprozess ist". Verteidigungsminister Barak sagte sein Kommen für das Arbeitstreffen ab und schickt eine Vertretung. Premier Salam Fajjad vertritt die Palästinenser. In der kommenden Woche wird Kanzlerin Angela Merkel in Jerusalem erwartet. Sie wird anlässlich des 60-jährigen Staatsjubiläums vor der Knesset sprechen.
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