: Ende der Illusionen –betr.: „Endlich daheim!“ von Christel Burghoff und Edith Kresta, tazmag vom 6./7. 3. 99
Auf kundige und fulminante Weise drehen die Autorinnen das Bild des modernen Tourismus um und stellen es damit auf die Füße. Die Dialektik von industrieller Lebenswelt und (zeitweiliger) Zivilisationsflucht hat ihre Unschuld verloren. Nicht nur ist dem Tourismus das alternative Flair abhanden gekommen. Er setzt gar in seiner Sphäre die Verwandlung der Welt in einen universalen Markt der zahlungskräftigen Bedürfnisse fort. Das entspricht sowohl den Interessen der Reisebranche wie dem Befinden des Publikums. Burghoff/Kresta ist es gelungen, eine wenngleich immer vorhandene, so doch gewaltig durchbrechende neue Dialektik des Tourismus aufzuzeigen: Der postmodern driftende Mensch sucht und findet im flexibel-flüchtigen Reiseerleben eine „bessere Heimat“, die sich keineswegs notwendig oder gar kritisch auf seine Zuhause rückbezieht. Damit sind für den Tourismus rosige Zeiten angebrochen und für seine Betrachter neue Probleme.
Die spannenden Antworten des Artikels liefern zugleich neue Fragen: Was geschieht mit der touristischen Spannung im Universum der wohlfeilen Wünsche, was richtet das Verlangen nach zusätzlicher oder eigentlicher Heimat in der Welt und in einem selbst an? Die taz hat hier neue Dimensionen der Debatte eröffnet. Gerhard Armanski, Landwehr
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