■ Mit dem Grundwasser auf du und du: Empfindliches Gut
Köln (taz) – Die letzte amtliche Statistik des Umweltbundesamtes vom Dezember 1995 weist 170.000 altlastenverdächtige Flächen in Deutschland aus. Heute werden bereits Zahlen um 250.000 Flächen gehandelt. Der vergiftete Boden wird akribisch erfaßt und registriert, allein schon deshalb, weil jede Altlastverdachtsfläche ein immenses Investitionshemmnis darstellt.
Alle diese Flächen sind jedoch auch potentielle Zeitbomben für das Grundwasser: Denn aus Zehntausenden von alten Deponien drohen lösliche Giftstoffe, wie chlorierte Kohlenwasserstoffe, ins Grundwasser zu wandern. Aus dem Boden ebenso vieler alter Industriestandorte spült der Regen die Giftstoffe hinaus ins Grundwasser, wo sie in der Regel lange bleiben. Denn ein großes Problem ist, daß im Grundwasser durch die niedrigen Wassertemperaturen und die Dunkelheit natürliche Selbstreinigungsprozesse wesentlich langsamer verlaufen als in Oberflächengewässern. „Die Folgen des Unfalls bei der Firma Sandoz 1986 haben wir im Rhein einige Wochen lang verspürt“, illustriert Jens Jedlitschka von der Lawa, „wäre Sandoz im Grundwasser passiert, würden wir das etwa 50 Jahre lang merken.“ Wenn Schadstoffe in das Grundwasser gesickert sind, wird das belastete Wasser meistens mittels Pumpen an die Erdoberfläche befördert und dort beispielsweise über Aktivkohlefilter gereinigt (Strip-Verfahren). Die Kostenschätzungen für Grundwassersanierungen reichen von 20 Pfennig bis hin zu 80 Mark pro gereinigte Tonne Wasser.
Ein besonderes Problem ist die Mobilität der im fließenden Grundwasser gelösten Schadstoffe: Bei seiner Wanderung durch die unterschiedlichen Boden- und Gesteinsformationen nimmt die Bodenfeuchte die Schadstoffe nicht nur in horizontaler Richtung mit, sondern auch in vertikaler. Detlef Stoller
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