Das große Geraune : Emotional tief im Existenzkonflikt
betr.: „Antisemitismus unter Juden?“ von Micha Brumlik, taz vom 3. 4. 07
Was ist antisemitisch an einer Kritik der gegenwärtigen Israelpolitik? Nichts! Bei allem Mitgefühl für die schwierige Situation der Israelis durch die Selbstmordattentäter und die Bedrohung durch den Iran: Wer emotional so tief drinsteckt in diesem Existenzkonflikt, ist blind für das, was er selbst – also was die israelische Politik – dazu beiträgt, dass der Konflikt immer mehr geschürt wird, dass der Hass der Palästinenser durch die israelische Besatzungspolitik weiter verstärkt und die Zahl der Selbstmordattentäter erhöht wird.
Wer in solch einer Situation als „Jude in der Diaspora“ oder auch als Nichtjude versucht, Wege aus der Hoffnungslosigkeit und der Verzweiflung aufzuzeigen und die Schaffung eines palästinensischen Staates, die Aufgabe der Siedlungen auf Palästinensergebiet, die Wahrung der palästinensischen Selbstbestimmung fordert, der ist kein Antisemit, sondern im Gegenteil, er steht auf Seiten Israels. Denn nur durch die Beendigung der Feindseligkeiten zwischen Israel und den Palästinensern ist auf Dauer die Existenz Israels gesichert.
Micha Brumlik, der die Befürworter und Unterstützer einer diplomatischen Herangehensweise heftig attackiert und sie als Moralisten beschimpft, macht in seinem Beitrag keinen einzigen Vorschlag, die Krise im Nahen Osten zu beenden. Warum lässt er sich nicht inspirieren?
LIOBA SCHNEYINCK, Hosskirch