Göttinger Elch : Emil Steinberger geehrt
Er ist ein Tausendsassa, dieser Herr Steinberger, wie er mit seiner Kunstfigur Emil jahrzehntelang dadaistische Züge im Alltäglichen entdeckte. Für sein „Lebenswerk“ erhielt er jetzt den „Göttinger Elch“, Deutschlands einzigen Satirepreis.
Als Göttingens Oberbürgermeister Jürgen Danielowski dem Kabarettisten die Brosche in Elchform ans Revers heftete, atmete Steinberger tief durch, reckte das Kinn in die Höhe und stand stramm. Wieder einmal verstand es der 71-Jährige spielerisch, eine Situation humorvoll zu überzeichnen – eine Gabe, die ihm internationale Berühmtheit einbrachte.
Die alltäglichen Probleme von Postbeamten, Polizisten oder Familienvätern waren es, die der Künstler mit sanfter Übertriebenheit karikierte. Verletzend wurde der eidgenössische Eulenspiegel dabei nie.
1987 nahm Steinberger Abschied von der Kunstfigur. „Aus Emil bin ich altersmäßig rausgewachsen, jetzt bin ich nur noch der Steinberger“, sagt der Schweizer. Um dann gleich seine wohlwollenden Augen wieder in Lachfalten zu legen und zu ergänzen: „Aber Emil und ich arbeiten zeitweise noch ganz gut zusammen.“
Tatsächlich zeigt sich Steinberger verwundert darüber, dass sein Alter Ego, trotz 20-jähriger Bühnenabstinenz, immer noch nachgefragt werde. Jury und Laudatoren indes verwunderte das nicht. Der von „Untergürtellinientieren“ beherrschte Comedysektor könne einem Steinberger nicht das Wasser reichen, hieß es. Holger Schleper