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Archiv-Artikel

Elsebeth Gerner Nielsen Die Stadtdenkerin

Von kli

Wesentlich für die Idee der Stadt ist ja die Arbeitsteilung: Der Schmied kann schmieden, der Bäcker backen und der Nachtwächter wachen. Man spezialisiert sich, das ist schon immer so gewesen, und deswegen kommt dem Stadtdenker in Flensburg eine gewisse Autorität zu: Wer nichts anders zu tun hat als zu denken, der muss das Denken erstens gut können und zweitens mit einer gewissen Freiheit ausüben dürfen.

Der Flensburger Stadtdenker ist nun jemand, der jedes Jahr neu vom Verein Flensburger Baukultur bestimmt wird. Für jeweils eine Woche bestellt der Verein Leute, „die Flensburg gar nicht kennen, und damit völlig frei sind im Denken“, sagt Vereinssprecher Bernd Köster. In dieser Woche begeben sich die Stadtdenker auf Erkundungstour durch Flensburg und dabei erfüllt ihnen der Verein alle möglichen Wünsche: „Das kann ein Rundflug über der Stadt sein oder ein Termin beim Bürgermeister“, sagt Köster. Im Gegenzug formuliert der Stadtdenker am Ende der Woche seine Gedanken zur Stadt, wobei in der Vergangenheit die Themen Stadtplanung und Stadtmarketing den Schwerpunkt bildeten: Die beiden letzten Stadtdenker waren der Architekt Arno Brandlhuber und der Architekturkritiker Gert Kähler

Dieses Jahr ist die Wahl auf die ehemalige dänische Kulturministerin Elsebeth Gerner Nielsen gefallen. Die Soziologin sitzt derzeit als Abgeordnete im Folketing und ist Sprecherin der sozialliberalen Partei Radikale Venstre für die Bereiche Kultur, Ausländerpolitik und Integration. Vergangenen Herbst hatte sie im Zusammenhang mit den Mohammed-Karikaturen das „erschreckend fremdenfeindliche Klima“ in Dänemark angeprangert.

In ihrer Zeit als Kulturminister (1997 bis 2001) machte die heute 46-Jährige mit der Legalisierung von Internet-Tauschbörsen auf sich aufmerksam: Entgegen den Urteilen von US-Gerichten sollte es in Dänemark fortan erlaubt sein, für private Zwecke Musik über Tauschbörsen wie Napster zu kopieren. Außerdem wollte sie Kindern und Jugendlichen unter 12 Jahren per Gesetz „reklamefreie Zonen“ im Fernsehen sichern. kli