■ El Dorado für Kochfans: Karens KochKunst - die Serie der taz hamburg für GenießerInnen. Teil 12: "Books für Cooks": Kochbücher mit Verkostung
Londons kleinstes Restaurant ist eigentlich gar keines. Sondern die Testküche von Books for Cooks, ein Laden, der sich auf Kochbücher und alles Schriftliche rund um die Küche spezialisiert hat. Für viele ein El Dorado und für manche sogar alleiniger Reiseanlass in die Inselmetropole.
Das verwundert nicht, nimmt doch der optische Konsum von Nahrung in Form von Büchern beständig zu. Möglicherweise eine Begleiterscheinung des modernen Lebens: Gekocht wird nur noch selten und in Singlehaushalten meist nur dann, wenn sich FreundInnen ankündigen. Wer nicht kocht, mag aber trotzdem Food-Fotos gucken – und das führt zu einem ungeahnten Boom der Kochbücher, bei dem mittlerweile selbst klassische Literaturverlage mithalten.
Ob die Gründerin des Londoner Ladens, Heidi Lascelles, diese Entwicklung 1983 vorausgeahnt hat, bleibt fraglich. Auf ihrer Suche nach deutschen Kochbüchern in London, mit deren Hilfe sie Ess-Erinnerungen aus ihrer Kindheit nachspüren wollte, stieß Heidi Lascelles das damals noch lieblose Angebot der Buchläden im Food-Sektor sauer auf, und sie beschloss, diese Marktlücke zu schließen.
Mit Erfolg: Heute wird Books for Cooks von TouristInnen wie professionellen KöchInnen und JournalistInnen besucht, im Angebot sind Kochkurse, eigene Kochbücher und kulinarische Reisen in die Toskana. Und eben das hauseigene „Restaurant“: In der Miniatur-Testküche, die sich im hinteren Teil des Ladens befindet und diesen mit köstlichen Düften aromatisiert, werden seit 1988 Rezepte aus den ausliegenden Kochbüchern ausprobiert und zum Lunch angeboten. Eine ganze Reihe von KöchInnen haben Books for Cooks bereits mit ihrem Können und ihren Ideen bereichert – und mehreren hat das Geschäft eine Karriere als KochbuchautorIn ermöglicht.
Da der Laden klein ist und trotzdem etwa 8000 Bücher im Angebot hat, stehen nur fünf Tischchen zur Verfügung, an denen man in der Second-Hand-Abteilung speisen kann. Vorbestellen ist dringend angeraten, am besten schon von zu Hause aus per Telefon. Und ein bisschen risikofreudig sollte man sein, denn die Karte ist klein und wechselt täglich: Eine Suppe, zwei Hauptgerichte (darunter ein vegetarisches) und Desserts stehen drauf, als Komplett-Menü zum Sonderpreis von zehn Pfund (etwa 30 Mark) oder auch einzeln. Aber keine Sorge: Es schmeckt meist gigantisch gut!
Die besten Rezepte des Jahres werden gesammelt und in der hauseigenen Buchserie veröffentlicht – angereichert mit Tips und Tratsch aus der Books for Cooks-Welt. Denn dass sich hier mittlerweile ein eigener Kosmos etabliert hat, steht fest: An Samstagen läuft das Geschäft mit TouristInnen aus aller Welt, die einen Abstecher vom nahegelegenen Portobello Road Market machen. Unter der Woche gerät das Essen und Stöbern etwas gelassener.
Das heutige Rezept – eine vegetarische Borschtsch-Variation – stammt von der Books for Cooks-Köchin Celia Brooks Brown, und wurde von der Autorin in London getestet. Urteil: Superb!
Books for Cooks, 4 Blenheim Crescent, U-Bahn: Notting Hill Gate o. Ladbroke Grove, Tel. 0044-(0)171-221 19 92; E-Mail: info§booksforcooks.com.
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