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Eiskunst"Die Leute sind doch alles Heulsusen"

Der Bildhauer und Icefreestyler Thomas Wölting kann das Gejammer übers Wetter nicht verstehen.

Kunst aus Eis: Winterwetter kann auch Schönes bringen Bild: dpa
Interview von Plutonia Plarre

taz: Herr Wölting, was halten Sie von der aktuellen Witterungslage?

Thomas Wölting: Toll! Man muss sich nur richtig anziehen. Außerdem ist bei Kälte alles viel sauberer.

Sie meinen die Luft?

Nicht nur. Die ganze Stadt. Berlin ist nicht mehr so grau. Jetzt ist ein anderer schöner Farbton dabei: weiß. Interessant sind auch die vielen Spuren im Schnee.

Warum klagen die Leute dann alle so?

Das sind alles Heulsusen. Die sollten echt mal aufhören. Es ist schön! Ich finde es super, dass es hier überhaupt noch einen Winter gibt. Die Leute haben einfach die falschen Klamotten an. So kann man den Winter natürlich nicht genießen. Wie manche Frauen bei der Kälte rumrennen, ist schon bizarr.

Wie denn?

Dünne Strumpfhosen, kurze Röcke, einfache Schühchen. Ich komme aus dem Norden. Da sind die Norwegerinnen weiter. Die ziehen sich warm und sexy an.

Was für eine Kleidung bevorzugen Sie bei den derzeitigen Temperaturen?

Ich trage meine Polarstiefel. Die sind zwar ein bisschen klobig …… klingt nicht gerade sexy …

… dafür habe ich aber immer warme Füße. Die reichen bis minus 60 Grad. Und ausrutschen tut man aufgrund der speziellen Sohlenkonstruktion auch nicht.

Die vereisten Bürgersteige machen nicht nur alten Leuten Angst, sich die Knochen zu brechen. Was, außer Polarstiefel, können Sie noch empfehlen?

Die Leute sollten sich Spikes kaufen. Die kriegt man für 5 Euro in jedem Outdoor-Laden. Die schnallt man sich unter die Schuhe, und dann gehts los.

Was haben Sie sonst noch so für Beobachtungen gemacht?

Lustig finde ich, wie manche Leute auf ihre vereisten Bürgersteige einhacken. Neulich habe ich einem Hauswart zugesehen, der sich mit Hammer und Meißel abgemüht hat. Dabei hätte der Hammer allein gereicht: Eis springt, wenn man draufhaut.

Sie sprechen aus Erfahrung. Als Bildhauer haben Sie sich auf die Bearbeitung von Eis spezialsiert. Warum gerade Eis?

Eis kann man im Gegensatz zu Marmor schneller seinen Willen aufzwingen. Die Eisblöcke stelle ich in meiner Werkstatt in Weißensee her. Dann mache ich daraus Figuren, nach Fotovorlagen. Wenn jemand sagt, mach Angela Merkel, mache ich Angela Merkel.

Mit welchen Werkzeugen bearbeiten Sie denn die Bundeskanzlerin?

Mit einer Kettensäge und japanischen Schnitzeisen.

Wie lange ist Merkels Haltbarkeitsdauer?

Das kommt auf die Temperatur an. Bei normalem Wetter ist nach vier Tagen nichts mehr von ihr übrig, momentan dauert es länger. Ich friere übrigens auch Sachen ein.

Zum Beispiel?

Schweineherzen. Computer. Handtaschen. Schuhe. Alles. Eyecatcher. Zu Präsentationszwecken für die Werbung.

Auf den Straßen ist zurzeit auch vieles eingefroren.

Ist mir auch aufgefallen. Fußmatten sieht man gehäuft. Neulich habe ich sogar einen eingefrorenen Mantel gesehen. Alles Überreste von verzweifelten Versuchen von Autofahrern, ihren Wagen aus der Parklücke rauszubekommen.

Gibt es noch etwas, was Sie an dem Winter so positiv stimmt?

Die ganze Hundescheiße ist eingefroren. Das wird ein Drama, wenn die auftaut. Dann wird die Wahrheit über uns kommen. Das wird ja alles frisch gehalten - wie ein Fischstäbchen.

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1 Kommentar

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  • O
    ooops

    Danke für das erfrischende Interview.