: „Eiskalt und brutal“
■ Landshut-Prozeß: Stewardeß belastet die Angeklagte Souhaila Andrawes schwer
Die potentielle Entlastungszeugin wurde zur Belastung: Im „Landshut“-Prozeß vor dem Oberlandesgericht Hamburg widersprach gestern die damalige Stewardeß der 1977 nach Mogadischu entführten Maschine, Gabriele Dillmann, der Schilderung der Angeklagten Souhaila Andrawes. Diese und die drei weiteren EntführerInnen hätten sich, so Dillmann, vor der Ermordung des Flugkapitäns Schumann kurz besprochen. Nach dessen Tod habe Andrawes ihr gegenüber erklärt, daß die Erschießung „gerecht“ gewesen sei.
Die Angeklagte dürfte darauf gehofft haben, daß Dillmann ihre angeblich untergeordnete Rolle im Entführungskommando sowie ihr teilweise freundliches Verhalten gegenüber den Entführten betont. Mehrere Passagiere hatten nach der Erstürmung der „Landshut“ durch die deutsche Anti-Terror-Einheit GSG 9 von einem „nahezu freundschaftlichen Verhältnis“ zwischen der Stewardeß und Andrawes gesprochen. Das Gegenteil war gestern der Fall: „Sie war eiskalt und brutal. Ihre bedingungslose Solidarität mit dem Anführer Akacha, diesem Folterknecht und Sadisten, macht es mir auch heute noch unmöglich, den Menschen in Andrawes zu sehen“, so Dillmann.
Nach der Erschießung des Piloten habe Andrawes ihr „im Brustton der Überzeugung“ versichert, daß sie selbst „schon ganz andere erschossen hätte“. Die Angeklagte hingegen hatte vor dem OLG versichert, daß Akacha alleine über den Tod Schumanns entschieden habe. Als er den Piloten hinrichtete, woran sie bis zum Schluß nicht geglaubt habe, sei sie „entsetzt“ gewesen. Dillmann sagte hingegen aus: „Nachdem der tödliche Schuß gefallen war, hörte ich Andrawes kichern.“
Die Mitverantwortung am Tode Schumanns ist der einzige strittige Anklagepunkt zwischen der Bundesanwaltschaft (BAW) und Andrawes. Während diese jegliche Mitschuld von sich gewiesen hat, wurde sie von der BAW als Mittäterin angeklagt. Der Prozeß wird fortgesetzt. Elke Spanner
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen