Berliner Kino : Eishockey als Zufluchtsort
Das Gute am Sport ist, dass alle mitmachen können – entweder aktiv oder passiv. Sport ist identitätsstiftend und erzeugt ein Gemeinschaftsgefühl. Wie viel das für die Bewohner eines im Verfall begriffenen tschechischen Dorfes bedeutet, führt Marek Najbrt in seinem Spielfilmdebüt „Champions/Mistri“ vor. Ganze neun Menschen wohnen noch in einem Dorf an der Grenze zu Deutschland. Besessen verfolgen vier von ihnen die Eishockey-Weltmeisterschaft auf einem schrottigen Schwarzweißfernseher in der Dorfkneipe – denn Eishockey ist für die Tschechen das, was für die Deutschen der Fußball ist. Verständlich, dass die Männer ihre Hoffnung in den Sieg der tschechischen Mannschaft setzen. Verständlich auch, dass der Sieg über ihre eigene Erfolg- und Hoffnungslosigkeit hinwegtäuschen kann, wenn auch nur für kurze Zeit. So lange, bis sie der Alltag wieder einholt, bis sie sich in Alkoholexzesse und Rassismus flüchten, um die bedrückende Langeweile zu vergessen. Marek Najbrt schildert die Ausweglosigkeit der Männer mit Humor. Durch eine hervorragende Mischung aus Beschreibung und Karikatur gelingt es ihm, Mitgefühl für seine Helden zu erwecken. Fragen zu seinem Film beantwortet er höchstpersönlich im Montagskino.