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Eishockey-BundesligaVorne passiert wieder was

Nach drei Siegen in Folge tasten sich die Berliner Eisbären an den Tabellenführer ran

Im Sturm jetzt wieder treffsicherer: die Eisbären Berlin Bild: ap

Mangelnde Konstanz, das war zuletzt das große Thema bei den Eisbären Berlin. Und manch einer wähnte den erfolgsverwöhnten Klub in einer handfesten Krise. Aber eine Woche genügen in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), um anscheinend völlig neue Diskussionsgrundlagen zu schaffen. Nachdem die Eisbären lange Zeit nicht so recht vom Fleck kamen und im Tabellenmittelfeld festhingen, feierte man am Samstag mit dem 4:2-Erfolg gegen den EHC München den dritten Sieg in Serie. Der Spitzenreiter Hannover ist mit nun nur drei Punkten Vorsprung in unmittelbare Reichweite gerückt.

Der zuletzt von Medienvertretern massiv kritisierte Trainer Don Jackson sah sich auf einmal mit ganz neuen Fragen konfrontiert. Wie das denn nur sein könne, wollte einer wissen, dass seine Abwehr plötzlich so gut zusammenhalte? Zwischenzeitlich, nach dem zweiten Drittel, beim Stande von 4:0, konnten die Eisbären am Samstag gar auf eine stolze Bilanz von zehn Dritteln mit nur einem Gegentor zurückblicken.

Jackson nahm die Frage zum Anlass, auf die vielleicht einzige kontinuierliche Größe in dieser Saison zu verweisen. "Die Abwehr arbeitet schon die ganze Spielrunde gut. Die Statistiken zeigen, dass wir in der Liga die wenigsten Schüsse aufs Tor zugelassen haben." Vorne in der Angriffszone hingegen plagten sich die Eisbären in den vergangen Wochen mit einem völlig unbekannten Problem: Sie trafen das Tor zuweilen über längere Zeiträume nicht. Selbst bei den jüngsten Erfolgen in Mannheim (1:0) und Straubing (2:1) war die fehlende Treffsicherheit nicht zu übersehen.

Bei der tieferen Ursachenforschung wurden die Vereinsführung und Don Jackson schnell fündig. Der geplante Umbruch, gestand Manager John Lee, habe nicht geklappt. Die jungen, aber mittlerweile durch viele Einsätze gereiften Spieler sollten eigentlich die geplanten Abgänge der gealterten Führungsspieler Denis Pederson (35) und Steve Walker (37) auffangen. Unter anderem schrieb man Spielern wie den 23-jährigen Stürmer Alexander Weiß, der vor fünf Jahren bereits in der DEL debütiert hatte, eine verantwortungsvollere Position im Team zu. Und just diesen pickte sich Don Jackson jüngst heraus und bescheinigte ihm, er habe sich zurückentwickelt.

Vielleicht wollte die Vereinsführung damit auch nur unterstreichen, wie notwendig die Rückkehr der altgedienten Profis ist. Pederson entschloss sich schon im August zum Rücktritt vom Rücktritt. Und nun zeichnet sich ab, dass auch Steve Walker in zwei Wochen zu den Eisbären zurückkehren wird. Lee bestätigte das Interesse des Vereins. Vielleicht aber wollten die Verantwortlichen mit ihrer Einzelkritik Weiß entsprechend anstacheln.

Nimmt man die Partie von Samstag zum Maßstab, dann wäre der Plan vorerst aufgegangen. Alexander Weiß war es nämlich, der das wichtige 1:0 erzielte, und auch am Treffer zum 4:0 durch seinen jüngeren Bruder Daniel Weiß (20) war er mit einer Vorlage beteiligt. Natürlich musste Don Jackson hernach einige Worte zur Leistung des von ihm so sehr Bekrittelten sagen: "Er hat besser und aggressiver gespielt. Jetzt muss er nur noch Konstanz in sein Spiel bekommen."

Jackson ließ sich also von der kleinen Erfolgsserie am Samstagabend nicht blenden. Er erinnerte daran, dass sein Team vorletzte Woche noch "sehr, sehr schlecht" gespielt habe. Für ihn war die mangelnde Konstanz der jungen Spieler nach wie vor ein aktuelles Debattenthema. Zumal der Sieg gegen München auch den erfahrenen Akteuren im Team zu verdanken war. Pederson und Derrick Walser (32) hatten die beiden anderen Treffer erzielt.

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