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■ QuerspalteEinzelkind? Ja, bitte!

Abendbrotzeit. Michi hat sich eingeschlossen. Und schickt beleidigte Schluchzer durch die Tür. Im Flur hat Mutter Elisabeth den Ralfi am Schlafittchen. Im Wohnzimmer sitzt Heinz-Harald, der Nachbarjunge, und guckt Sportschau.

Mami: „Du gehst jetzt sofort rein zu Michi und entschuldigst dich!“

Ralfi: „Nein, dafür gibt es keinen Grund.“

Mami: „Werd nicht frech! Michi sagt, du hast sein Auto kaputtgemacht.“

Ralfi: „Daß die ganze Situation einfach doof ist, darüber brauchen wir nicht zu reden.“

Mami: „Was heißt hier doof? Erst hast du bei Michis Auto die Räder abgerissen, und dann wolltest du ihn auch noch hauen! Das stimmt doch, oder?“

Ralfi (druckst): „...dann bin ich aufgestiegen, auf Michael drauf – alles ging so schnell...“

Mami: „Und jetzt weint der Michi, hörst du das nicht?“

Ralfi: „Für ihn ist das natürlich doppelt bitter.“

Mami: „Also Ralfi, ich versteh' das nicht. Wieso machst du so was?“

Ralfi: „Ja, ... ich bin rein zu Michael. Die Stimmung war supermies. Ich hatte keine Chance.“

Mami: „Keine Chance? Was redest du da? Wieso hattest du keine Chance?“

Ralfi: „Nur weil ich der Bruder von Michael bin. Michael ist einfach außergewöhnlich – er ist der Beste.“

Mami: „Aber Ralfi, wir haben euch doch beide lieb. Und jetzt hast du Michi ganz traurig gemacht.“

Ralfi: „Das belastet mich nicht. Echt nicht.“

Mami: (atmet hörbar aus)

In der Sportschau kommt gerade das Autorennen. Aus dem Wohnzimmer Heinz-Harald: „Bin ich froh, daß ich ein Einzelkind bin!“ Mitgehört von Bettina Markmeyer

Kursiv: Ralf Schumacher gestern in einem Interview der Bild-Zeitung. Heinz-Harald Frentzen zitiert nach dpa.

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