: Einwohner von Homs verärgert
SYRIEN Der Leiter der Beobachtergruppe der Arabischen Liga findet die Lage nicht besorgniserregend. Menschenrechtler berichten über Verschleppung von Gefangenen
CHEF DER BEOBACHTERGRUPPE
BEIRUT/NEW YORK rtr/afp | Ungeachtet massiver Vorwürfe der Einwohner hat die Beobachtergruppe der Arabischen Liga bei ihrem Besuch in der syrischen Protesthochburg Homs nach eigenen Angaben keine besorgniserregenden Entdeckungen gemacht. „Einige Plätze sehen ein bisschen durcheinander aus, aber ansonsten gibt es nichts Beängstigendes“, sagte der Chef der Beobachtergruppe, der sudanesische General Mustafa Dabi, am Mittwoch. „Es war gestern ruhig, und es gab keine Zusammenstöße. Wir haben keine Panzer gesehen, aber einige gepanzerte Fahrzeuge.“ Allerdings seien weitere Ermittlungen nötig. Die 20 Beobachter würden noch längere Zeit in Syrien bleiben. Nach Berichten von Menschenrechtsgruppen gingen die Sicherheitskräfte in Homs besonders hart gegen Oppositionelle vor.
Die Einschätzung der Beobachter nach dem sehr kurzen Besuch in Homs weckte bei den Bewohnern Befürchtungen, dass ihr Schicksal nicht ernst genommen wird. „Ich habe das Gefühl, sie haben das, was sie gesehen haben, nicht richtig anerkannt“, sagte ein Bewohner. Sie seien auch nicht sehr interessiert gewesen, den Leuten zuzuhören. „Wir haben unsere ganze Hoffnung in die Arabische Liga gesetzt“, sagte ein Mann. „Die Beobachter scheinen aber nicht zu verstehen, wie das Regime vorgeht, und sie scheinen nicht am Leid und Tod der Menschen interessiert zu sein.“ Im Internet wurde ein Video veröffentlicht, auf dem Menschen den Beobachtern zurufen: „Kommt und schaut euch das an, sie schlachten uns ab, ich schwöre es.“
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW) hat der politischen Führung in Damaskus die Verschleppung Hunderter politischer Gefangener vorgeworfen. Sie seien zu Militärstützpunkten gebracht worden, die für die Kontrolleure der Arabischen Liga nicht zugänglich seien, teilte HRW am Mittwoch mit. An die Arabische Liga richtete die Organisation die Forderung, sich Zugang zu den Orten zu verschaffen. Bis zu 600 Gefangene seien vor dem Eintreffen der Beobachter verlegt worden.
Die syrische Regierung entließ unterdessen rund 750 Menschen, die während er Proteste der vergangenen Monate verhaftet worden waren, wie das staatliche Fernsehen meldete.