Eintritt in die Linkspartei: Die Rückkehr der roten Lucy

Es ist noch nicht so lange her, da war sie das prominenteste Gesicht der Gegner einer Fusion der WASG mit der PDS. Jetzt hat sie einen Antrag auf Mitgliedschaft in der Linkspartei gestellt.

Hier noch auf der Straße - aber vielleicht schon bald im Sitzungssaal neben Oskar? Bild: dpa

BERLIN taz Vor zwei Jahren war Lucy Redler klar, wo der Feind steht. Links, oder besser: angeblich links. Die Sozialökonomin war damals eine Wortführerin der Berliner WASG. Sie wetterte gegen die in der Hauptstadt mitregierende Linkspartei, wann und wo sie nur konnte. Redler geißelte die Privatisierungswut des rot-roten Senats, seinen Sparkurs, die Gängelung der Landesbeschäftigten. "Man kann nicht am Sonntag von Sozialismus reden und am Montag Sozialabbau betreiben", verhöhnte sie die Genossen.

In den zwei Jahren hat sich nicht viel geändert. Lucy Redler, 29, verdammt immer noch etablierte Sozialkahlschlagsparteien, sie ist immer noch Marxistin, sie arbeitet immer noch als Redakteurin einer von der Sozialistischen Alternative herausgegebenen Zeitschrift. Nur eine Kleinigkeit ist anders: Redler tritt in die Linke ein. Am Mittwoch gab sie ihren Mitgliedsantrag im Ortsverband Berlin-Neukölln ab, am Donnerstag schickte sie eine lange Pressemitteilung an Redaktionen. Der Wechsel zum ehemaligen Feind sei ein "folgerichtiger Schritt", findet sie.

"Ich will die Kräfte in der Partei stärken, die für einen kämpferischen Kurs und ein sozialistisches Programm eintreten." Mit der Berliner Regierungslinken möchte sie weiter nichts zu tun haben, aber das Programm der Bundespartei gefällt ihr: Weg mit Hartz IV, weg mit der Rente mit 67, Bundeswehr raus aus Afghanistan.

Viele Genossen wird der Neuzugang freuen. Als Redler noch gegen die Linke kämpfte, legte sie eine rasante Medienkarriere hin. So wortgewaltig und geschliffen kritisierte kein anderes WASG-Mitglied die Linkspartei. Der Spiegel und überregionale Zeitungen riefen an, wohl auch, weil sich eine junge, gut aussehende Frau abhebt von den grauhaarigen Herren der Partei. "Die rote Lucy", wie manche Blätter Redler nannten, war das Gesicht, das für die Geburtswehen der vereinigten Linke stand.

Ihr Wechsel passt jedenfalls in die Zeit: Die Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit hat sich unter Oskar Lafontaine längst mit der Linkspartei zur Partei Die Linke zusammengeschlossen, die jetzt die SPD das Fürchten lehrt. Redler und ihre Anhänger polemisierten erst gegen die Fusion, spalteten sich dann mit einem eigenen Verein von der WASG ab, der Berliner Alternative für Solidarität und Gegenwehr, kurz: BASG. Von der redete schon bald kein Mensch mehr.

Jetzt ist die rote Lucy zurück. Ende September will sie ihre Position auf einer Podiumsdiskussion in Berlin mit Vertretern unterschiedlicher Linksströmungen begründen. Titel: "Was sollen die Linken in der Linken?" Redlers Ziel ist klar: Sie wird für den Eintritt werben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.