: Einsamer Widerstand
■ Die Panzerzüge fahren, der Kampf geht weiter Interview mit dem letzten Demonstranten, Rudolf Prahm
taz: Als heute morgen der erste Panzerzug abfuhr, gab es noch einen Demonstranten. Dich.. Wie hast Du Dich gefühlt?
Prahm: Ein wenig vereinsamt bin ich mir schon vorgekommen. Wir hätten in unseren Initiativen die Präsenz hier für diesen Anlaß besser absprechen können. Du kannst nicht 10 Jahre gegen ein solches Projekt kämpfen und Dich dann aber nicht drum scheren, wenn der erste Zug fährt.
Das Gleis wird befahren - waren die 10 Jahre Widerstand umsonst?
Nein. Jede Möglichkeit, die der Bevölkerung Gelegenheit gibt, Widerstand zu üben, ist gut, weil Widerstand auch eingeübt werden muß. Sonst klappt er dann nicht, wenn er von höchster Wichtigkeit ist: Nämlich bei Kriegsbeginn Waffenstillstand von Anfang an. Ich halte es da mit einem Leitsatz von Hans-Ulrich Klose: Widerstand muß zur politischen Kultur des Alltags werden. Wir haben hier eine Vielzahl von Aktionen gemacht, von Demonstrationen über Blockaden bis hin zu Sonntagsspaziergängen und Baumaktionen. Hier ist Bewußtsein geprägt worden.
Aber Ihr habt weder das Gleis verhindern können noch den ersten Zug. Hättet Ihr nicht die Schienen wieder ausgraben müssen?
Einerseits ist das schwere, kaum zu bewältigende Arbeit. Zum anderen ist einer überwiegend apolitischen Bevölkerung nicht zu vermitteln, was nach Sabotage riecht. Der Streit um die richtigen Formen des Widerstands ist so alt wie der Widerstand selbst. Deswegen haben wir hier auch keine Vorgaben gemacht und niemanden ausgegrenzt. Hier muß jeder den Weg gehen, zu dem er innerlich stehen kann. Und wir müssen uns gemeinsam gegen Kriminalisierung wehren. In Schwanewede wollte der CDU-Bürgermeister gegen die Panzer auf die Straße gehen. Das ist okay. Wenn wir aber für denselben Zweck auf die Schienen gehen, soll das kriminell sein. Das zeigt, wie Aktionen politisch gewichtet werden sollen.
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