Karin von Welck, Krisensenatorin : Einsame Entscheiderin
■ ist seit 2004 Kultursenatorin in Hamburg. Zuvor war sie u. a. Generalsekretärin der Kulturstiftung der Länder Foto: dpa
Sie ist die Frau der stumpfen Waffen, der bestenfalls kurzfristig wirksamen Machtsicherungs-Methoden, die im Ernstfall nicht greifen. Dabei macht Hamburgs parteilose Kultursenatorin zunächst einen durchaus kämpferischen Eindruck. Als Erlöserin wurde Karin von Welck gefeiert, als sie Dana Horáková ins Amt folgte; kein großes Kunststück allerdings. Und intern sticht sie durchaus zu: Da werden unliebsame Staatsräte abgesetzt, aufmuckende Museumschefs einbestellt, Informationen nur häppchenweise verteilt.
Politisch hat sich die resolute Senatorin jedoch ins Abseits laviert: Nicht nur, dass ihr die teure Elbphilharmonie auf die Füße fällt und sie das von Künstlern besetzte Gängeviertel im Herzen der Stadt nicht befrieden konnte, bis endlich die Stadtentwicklungsbehörde eingriff. Von Welcks Krisenmanagement wirkt dabei zunehmend provinziell: Lange wird da zugeschaut und abgewiegelt. Droht schließlich ein Flächenbrand, schickt sie einen Staatsrat oder die Presse vor, um zu beschwichtigen. So geschehen beim historischen Gängeviertel, dessen Preis mit jedem Tag öffentlicher Diskussion stieg, bis die Stadt es endlich zurückkaufte. So geschehen auch beim Renommee-Projekt Elbphilharmonie, wo der Streit mit der Baufirma inzwischen die irrationale Phase erreicht hat.
Überraschend ist zunächst, dass die promovierte Ethnologin mit der jeweiligen Gegenpartei nicht auf Augenhöhe verhandeln will oder kann. Befremdlich ist auch, dass ihre Stellung innerhalb des Hamburger Senats offenbar auch in der zweiten Amtsperiode nicht reicht, um Konflikte im Vorhinein – und vor allem: diskret – zu entschärfen.
Dies zeugt von einer eklatanten Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung. Mit Menschen, die ihr sowas sagen, hat sie sich in ihrer Behörde leider nicht umgeben. Möglich auch, dass von Welck interne Kritik schlicht unterbindet.
Der kann auf Dauer gefährlich werden. Dann nämlich, wenn die Öffentlichkeit – oder ihr Chef, Hamburgs Bürgermeister Ole von Beust – die Welck’sche Melange aus laienhafter Außendarstellung und Inkompetenz leid ist. Und sich ihrer zu entledigen trachtet. PS