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Archiv-Artikel

VORMERKEN Einpersonenstück

Ein Mann liebt eine Frau. Die Frau liebt den Mann. Ein zweiter Mann taucht auf. Auch er liebt die Frau. Die Frau ist hin- und hergerissen. Der zweite Mann nähert sich der Frau. Am Ende ist ihr Mann tot, der zweite Mann des Mordes beschuldigt, die Frau verschwunden. Die gemischte deutsch-Schweizer Kompagnie mikeska:plus:blendwerk verdichtet den japanischen Klassiker „Rashomon“ zu einem 15-minütigen Labyrinth subjektiver Wahrheiten für je einen Zuschauer. In einer sich ins Surreale wandelnden Versuchsanordnung inszenieren sich die Figuren mal in der Opfer-, mal in der Täterrolle. Eigentlich gehört zu jedem Krimi eine Lösung und für alles findet sich eine Erklärung. „Rashomon“ handelt dagegen von der Utopie des Ungewissen. Der Struktur von Akutagawas Novelle folgend dringt der Beobachter immer tiefer in das Geschehen ein. Geschützt durch die Poetik von Akutagawas Sprache ist er Zuhörer, Vertrauter und Voyeur in einer Person. Zwischen Traum und Wirklichkeit erlebt er seinen ganz eigenen Film im Kopf – und wird am Ende zu einem Teil des Systems. Mikeska:plus:blendwerk zeigten zuletzt „Falls City. Die Geschichte des Brandon Teena“, ihre Experimente mit alternativen Seh- und Erfahrungswelten im Theater.

Rashomon, Beitrag zum Festival Cut&Paste: 6. bis 8. 12., 18 bis 22 Uhr, HAU 2, Hallesches Ufer 32