piwik no script img

Einkommen von Gewerkschaftern geprüftTransnet bespitzelte Mitglieder

Auch die Arbeitnehmervertretung Transnet hat das Spitzelsystem der Bahn genutzt. Sie ließ von dem Unternehmen sagen, ob Mitglieder ihre Mitgliedsbeiträge satzungsgemäß entrichteten.

Noch Ende 2008 bat Transnet die Bahn-Spitze um Überprüfungen. Bild: dpa

HAMBURG/BERLIN afpDie in der Datenaffäre belastete Deutsche Bahn hat auch für die Gewerkschaft Transnet Daten von Beschäftigten überprüft. Transnet ließ von dem Unternehmen sagen, ob die Gewerkschaftsmitglieder ihre Mitgliedsbeiträge in der satzungsgemäßen Höhe von ihrem Einkommen entrichtet haben, bestätigte die Gewerkschaft. Die Bahn-Ermittler sehen in der Datenaffäre weiteren Aufklärungsbedarf.

Die Abgleiche fanden nach einem Bericht des Spiegels in den Jahren 1994 und 1998 statt. Aber auch noch Ende 2008 habe der damalige Transnet-Boss Lothar Krauß die Bahn-Spitze um die Überprüfung gebeten. Transnet-Funktionäre hätten auch dann noch weiter Druck gemacht, als der Datenschutzbeauftragte und das Personalressort der Bahn die aufgrund neuer datenschutzrechtlicher Bestimmungen abgelehnt hatten. Dies bestreitet die Gewerkschaft.

Transnet-Sprecher Michael Klein sagte dem Tagesspiegel am Sonntag, jedes Mitglied habe mit seinem Aufnahmeantrag einen Passus unterschrieben, der die Gewerkschaft zu diesem Vorgehen ermächtigt. Allerdings sei dieser Anfang 2009 aus den Aufnahmeanträgen gestrichen worden. Dem Spiegel erklärte die Gewerkschaft, das Verfahren sei zuvor mit dem Bundesdatenschutzbeauftragten erörtert und von diesem genehmigt worden. Persönliche Daten wie Anschriften oder Kontoverbindungen seien nicht einbezogen worden.

Mitglieder der kleineren Verkehrsgewerkschaft GDBA mussten eine ähnliche Klausel unterschreiben. "Allerdings haben wir davon nie Gebrauch gemacht, weil wir auf die Beitragsehrlichkeit unserer Mitglieder vertrauen", sagte GDBA-Sprecher Uwe Reitz dem Tagesspiegel.

Die Bahn hatte in den vergangenen Monaten nach und nach eingestanden, im Kampf gegen Korruption die eigenen Mitarbeiter systematisch überprüft und überwacht zu haben. Die Vorgehensweise hatten zuletzt unter anderem die Sonderermittler Däubler-Gmelin und Baum untersucht. Am Mittwoch hatte sich das Unternehmen von Vorständen und hochrangigen Managern getrennt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • DN
    Der Name tut nichts zu Sache

    Man denkt ja immer, man wundert sich über nix mehr, und dann ...

    Also: Die Gewerkschaften lassen ihre Daten vom Unternehmen abgleichen? Wo gibts denn so was? Gewerkschaften und Unternehmen sind zwei paar Stiefel. Wer in der Gewerkschaft ist und ob der genug Mitgliedsbeiträge zahlt, geht das Unternehmen nix an. Denke ich halt so, aber vielleicht bin ich da altmodisch. Da kann man nur allen DGB-Mitglieder raten, mal zu gucken, was sie unterschrieben haben ...

  • K
    Kommentator

    Nachtrag:

    sorry, wollte eigtl. Organisationen schreiben.

     

    Obwohl man sich nach Norbert Hansen auch mal die Frage stellen sollte, inwieweit transnet nicht auch eher der Bahn nahestand als ihren Mitarbeitern.

    (und jetzt?)

     

    Big Brother geht dieses Jahr Award an Schäuble UND die dt. Großkonzenere samt ihren lahmen Gewerkschaften, oder?

  • K
    Kommentator

    So, so.

    Lidl, Plus, Schlecker, Telekom,Bahn, transnet.....

     

    Vielleicht sollte man ob der Dunkelfeldziffer mal fragen, welches Unternehmen in diesem tollen System nicht ausbeutet, korrumpiert und bespitzelt.

     

    Die Caritas und die Diakonie vielleicht?

    Ach nein, auch die nehmen 1-€-Jobber.

    Ist das nicht gelebte Nächstenliebe?

     

    Wirtschaftsdemokratie statt -diktatur!

    SPD-Erhard-INSM-Einheitsbrei...piss off!

    Eure Lügen will keiner mehr, der selbst denkt!