Einkaufsführer von Greenpeace: Finger weg von der Scholle
Greenpeace rät bei den meisten Speisefischen vom Verzehr ab. Grund: schädliche Fangmethoden oder gefährdete Bestände.
HAMBURG taz | Die wenigsten Fischarten können guten Gewissens verzehrt werden, findet die Umweltorganisation Greenpeace. Die meisten Bestände seien entweder überfischt oder es werde ihnen mit schädlichen Methoden zu Leibe gerückt. Weil die Politik in ihren Augen zu schwerfällig handelt, hat Greenpeace jetzt die neueste Ausgabe seines Einkaufsführers "Fisch - beliebt aber bedroht" (PDF) veröffentlicht. "Die Verbraucher können mit ihrem Kauf dem Handel zeigen, dass sie ein umweltfreundliches Angebot im Laden wollen", sagt Greenpeace-Expertin Iris Menn.
In seiner Lageeinschätzung stützt sich Greenpeace auf Zahlen der Welternährungsorganisation (FAO). Demnach werden 52 Prozent der verwerteten Fischbestände weltweit bis an ihre Grenze genutzt; 19 Prozent sind überfischt, 8 Prozent erschöpft. In den Gewässern der EU ist die Lage noch schlimmer: 88 Prozent der Speisefischbestände seien überfischt, stellte EU-Fischereikommissar Joe Borg im April fest, 30 Prozent würden sich möglicherweise nicht mehr erholen. Nach Angaben des Fisch-Informationszentrums (FIZ) der deutschen Fischwirtschaft haben die Deutschen 2008 mit 15,6 Kilo pro Kopf so viel Fisch gegessen wie noch nie.
Um Verbrauchern die Möglichkeit zu geben, auf diese Entwicklung zu reagieren, hat Greenpeace die Fische in seinem Ratgeber übersichtlich sortiert: Karpfen, Pangasius, Regenbogen- und Bachforelle sind blau markiert und können bedenkenlos gekauft werden. Hering, Makrele, Sardine und Zander sind ebenfalls blau, aber mit Einschränkungen versehen: Fische aus bestimmten Fanggebieten sollten gemieden werden.
Ohne Einschränkung rot eingestuft und damit tabu sind so beliebte Fische wie Alaskaseelachs, Rotbarsch, Wolfsbarsch, Scholle, Seeteufel und Steinbeißer. Unter bestimmten Bedingungen noch vertretbar sei der Genuss von Dorade, Heilbutt, Kabeljau und Miesmuschel.
Dass die Kabeljaubestände wieder zugenommen haben, ist für Greenpeace angesichts des verheerenden Rückgangs der vergangenen Jahre kein Grund zur Entwarnung. Vertretbar sei Kabeljau aus dem Nordostatlantik, dem Nordostpazifik - und sogar als "Dorsch" aus der östlichen Ostsee -, sofern er mit Wadennetzen, Leinen und Fallen gefangen werde.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen