Einen Grobmotoriker zieht es auf ungewohntes Parkett

■ Nationalspieler Christian „Büdi“ Blunck hat am Sonnabend die Chance mit dem HTHC Hallenhockeymeister zu werden

Diesen Titel hatte er nicht eingeplant – doch nun kann Hockey-Nationalspieler Christian Blunck vom Harvestehuder THC plötzlich sein Meisterstück machen. „Es wäre ein Traum, am Ende ganz oben zu stehen“, sagt der 25jährige vor der Endrunde um die deutsche Hallenmeisterschaft am Wochenende in der Alsterdorfer Sporthalle. Eigentlich wollte der HTHC-Star in diesem Winter pausieren, doch der Eklat um das verschobene DM-Finale auf dem Feld ließ seine geplante Australienreise platzen. Jetzt geht der HTHC nach nur einer Niederlage in der Bundesliga gegen Halbfinalgegner Limburger HC sowie Titelverteidiger Rot-Weiß Köln und Feldmeister Dürkheimer HC, die sich im zweiten Semifinale gegenüberstehen, als Favorit ins Rennen.

„Die Halle ist mir eigentlich nicht so wichtig“, gibt Blunck offen zu. Doch das blonde „Kraftpaket“ entwickelt sich auch unter dem Dach immer mehr zum Aushängeschild im deutschen Hockeysport und nimmt bei den Titelkämpfen in der Hansestadt eine herausragende Rolle ein. Ende Januar sorgte er mit viel Kampfgeist und als Torschützenkönig bei der Hallen-Europameisterschaft in Bonn mit 15 Treffern fast im Alleingang für die Titelverteidigung, auch in der Vereinsmannschaft ist „Büdi“ Blunck die zentrale Figur.

„Der Christian hat charismatische Fähigkeiten und kann ein Spiel herumreißen. Er ist ein Spieler, der provoziert“, sagt Bundestrainer Paul Lissek. Er machte den ehrgeizigen Hamburger nach dem Gold von Barcelona und dem Karriereende des Führungsduos Carsten Fischer/Volker Fried (Mülheim/Köln) im Nationalteam zum Kapitän und neuen „Leitwolf“. Lissek: „Er ist im optimalen Alter und kann sich voll in seine Aufgaben reinknien. Ich plane mit ihm bis zu den Olympischen Spielen in Atlanta.“

Auch den HTHC führte „die Sogwirkung“ Blunck und seine Erfahrung aus 103 Länderspielen in die nationale Spitze. Mit Stefan Saliger und Michael Green wechselten gleich zwei Auswahlkollegen nach Olympia an die Elbe zum damals noch mittelmäßigen Bundesligaklub – mittlerweile hat HTHC-Coach Jost Miltkau bei sieben Nationalspielern die Qual der Wahl. Zwar blieb der „Grobtechniker“ (Blunck über Blunck) mit 27 Toren in der Hallensaison nur im oberen Mittelfeld der Goalgetter, doch die Respektsperson ist im Verein unverzichtbar.

International fehlt dem 1,89 m großen und 88 Kilogramm schweren Modellathleten nach Goldmedaille und Europameisterschaft nur noch ein Titel: „Mein großes Ziel ist die Weltmeisterschaft dieses Jahr in Sydney“, sagt Blunck, der 1994 allein mit der Nationalmannschaft 120 Tage im Einsatz ist. Immhin will sich der „reine Amateur“ dann auch mehr Zeit für seine Frau Kirsten nehmen und die Australienreise nachholen. Schon im Winter 1992/93 hatte er den fünften Kontinent besucht – und als Gastspieler die „Perth Thundersticks“ zur australischen Hockey-Meisterschaft geführt. dpa