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„Eine fatale Verbindung“

■ Wolfgang Wieland, Sprecher der Berliner Grünen, ist gegen den Austragungsort und spricht von „historischer Blindheit“

taz: Herr Wieland, eigentlich geht es doch nur um ein Fußballspiel...

Wieland: Ja, aber es wurden gravierende Fehler gemacht. Der DFB ist auf dem rechten Auge einfach blind. Er hätte bei diesem Datum wissen müssen, daß Fußballspiele auf Rechtsextreme wirken wie Mief auf Motten. Zu dieser historischen Blindheit kam die Absage aus Hamburg, die das Länderspiel zum Politikum stilisierte.

Gibt es denn hinsichtlich der Brisanz einen Unterschied zwischen Hamburg und Berlin?

Die Situation in Berlin ist nicht entspannter als in Hamburg, eher im Gegenteil. Und das ist ein weiterer Fehler, der gemacht wurde. Man hätte, wenn man schon dem Druck der Straße weicht, einen unverdächtigen Ort aussuchen müssen – Stuttgart oder Köln. Aber auf keinen Fall München, Nürnberg oder gar Berlin. Denn gerade im Berliner Olympiastadion läßt sich nun wirklich eine fatale Verbindung zwischen Ort und Geburtstag jenes Herrn, um den es in der Diskussion geht, herstellen.

Warum können sich die Grünen nicht mit der Position von Herrn Bubis anfreunden?

Weil wir von Anfang an diese Geschichte sehr unglücklich fanden und sich Berlin auf ein Großereignis mit innenpolitischen Auseinandersetzungen vorbereiten muß, ohne daß dies hätte geschehen müssen. Aber im Berliner Senat scheint nach der Olympia- Pleite der Trotzkopf zu agieren – nach dem Motto, jetzt wollen wir allen zeigen, daß Weltsport in Berlin doch bestens geht.

Die Berliner sind zudem erfinderisch. Das Länderspiel in Berlin bekommt flugs eine neue politische Konnotation: nicht PR für Alt- und Neu-Nazis, sondern dankbarer Abschied der britischen Schutzmacht soll es sein.

Das ist nun völlig bekloppt. Die Verabschiedung der Alliierten stellen wir uns als ein großes Volksfest aller vier Schutzmächte vor, aber nicht vor dieser Kulisse, einem Fußballspiel unter Sicherheitsstufe eins. Interview: C. Heim

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