: Eine alltägliche Angst
betr.: „Schule macht Angst“ (Kinder sorgen sich mehr um ihre Noten als um Krieg), taz vom 25. 6. 03
Schön, dass unsere Ergebnisse aufgegriffen werden. Einige kleinere Ergänzungen möchte ich aber machen, weil das Bild, das durch den Artikel entsteht zwar grundsätzlich richtig, aber leicht verzerrt ist.
Es stimmt, dass die Angst vor dem Versagen in der Schule, also vor schlechten Noten, einer verpassten Versetzung oder einem nicht erreichten Schulabschluss in der zitierten Befragung die größte Angst der befragten Kinder in NRW ist. Die Aussage, dass die Schulangst noch vor der Angst vor einem Krieg liegt (vor allem in Zusammenhang mit den großen Antikriegsdemonstrationen vom Frühjahr gebracht), muss allerdings differenziert betrachtet werden. Während akuter Kriege wie dem Afghanistankrieg 2001 und dem Irakkrieg 2003 gibt es unter den befragten Kindern sehr wohl starke Kriegsängste, wie wir aus Befragungen wissen, die genau zu diesen Zeitpunkten stattgefunden haben. Für wenige Wochen verdrängt die Kriegsangst dann die Schulangst vom ersten Platz der Rangliste. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn der Krieg einen breiten Raum in der Berichterstattung der Medien einnimmt. Die zitierte Befragung 2002 fand allerdings im Frühjahr 2002, d. h. also in einer Phase „relativen Friedens“ statt. Während die Kriegsängste der Kinder also zumeist auf wenige Wochen (also auf die Dauer des Krieges) beschränkt bleiben, ist die Schulangst eine alltägliche Angst der Kinder. Genau das ist – und insofern gibt der Artikel die Ergebnisse schon richtig wieder – eine Erkenntnis, die ich im Kontext von Pisa aufrüttelnd finde.
Außerdem hat sich noch ein kleiner Fehler in den Bericht geschlichen: Wir befragen mit dem LBS-Kinderbarometer seit 1998 jährlich etwa 2.000 Kinder zwischen 9 und 14 Jahren (nicht 12), also Schülerinnen und Schüler der Klassen 4 bis 7.
CHRISTIAN KLÖCKNER, Herten