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Gespräche

„Eine Stunde Zukunft“ mit Robert Habeck Menschen, nicht Klima!

Vizekanzler Robert Habeck im taz FUTURZWEI-Gespräch über Klimapolitik als Kulturkampf, Degrowth, Döpfner und seine Präferenz für Menschen- statt Klimaschutz.

Das Gespräch mit Robert Habeck jetzt in voller Länge als Aufzeichnung ansehen Foto: taz lab

taz FUTURZWEI, 27.04.2023 | Robert Habeck ist Vizekanzler der Bundesrepublik Deutschland, sein Wirtschafts- und Klimaministerium steht im Zentrum der bundesrepublikanischen Zukunftspolitik, durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine auch sicherheits- und geopolitisch. Deshalb steht der Mann auch folgerichtig im Zentrum des öffentlichen politischen Gesprächs und inzwischen auch des heftigen Streitens, des notwendigen inhaltlichen, aber auch der strategischen Anti-Zukunftspolemik. „Ich bin alarmiert, dass Klimaschutz wieder zu einem kulturellen Thema gemacht werden soll“, sagt Habeck in dem tazlab-Gespräch mit taz FUTURZWEI-Chefredakteur Peter Unfried. Es solle vielmehr „zu einem politischen Thema gemacht werden, dass von allen verantwortet wird.“

Im Kontext des öko-ethischen Klassikers „Das Prinzip Verantwortung“ von Hans Jonas (1979 erschienen) widersprach Habeck dessen Postulat, es gebe eine moralische Verpflichtung, die Natur zu schützen, weil diese ein eigenes Recht habe. „Wir sollten das Klima schützen, um uns zu schützen. Klimaschutz ist das falsche Wort. Wir sind gut beraten, die Interessen von Dekarbonisierung und Klimaschutz von uns und unseren Leben abzuleiten“, sagt Habeck. Man müsse gar nicht den Eigenwert der Natur in den Vordergrund stellen. „Ich glaube, wir kommen politisch und in der Sache viel weiter, wenn wir von unseren eigenen wohlverstandenen Interessen aus argumentieren.“ Was man jetzt tue, tue man für Menschen, nicht für das Klima. „Wenn wir Frieden wollen, wenn wir Zugang zu Wasser wollen, wenn wir nicht in aufgeheizten Innenstädten leben wollen, wenn wir keine geopolitischen Verwerfungen wollen, dann macht es doch Sinn, dafür alles Mögliche zu tun.“ Das Schützenswerte sei nicht die Natur, sondern die Freiheit der Menschen und die offene und liberale Gesellschaft. Das könne man deshalb auch nicht aufgeben, um Klimaschutz autoritär umzusetzen, sagt der Vizekanzler. Jonas' Buch habe aber eine große Bedeutung, weil es die zuvor nicht gestellte ökologische Frage in den intellektuellen Diskurs der Zeit katapultierte.

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„Wir machen Ernst“: Das taz FUTURZWEI-Gespräch 2023 mit Vizekanzler Robert Habeck

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