: „Eine Stadt steht auf!“
■ 20.000 demonstrieren in Bremerhaven für Erhalt des Vulkan. Gelder für Ost-Werften verschwunden
Bremen (taz) – Unter dem Motto „Eine Stadt steht auf! Bremerhaven muß Werftenstandort bleiben!“ haben am Donnerstag in Bremerhaven 20.000 Menschen gegen den Verlust von Arbeitsplätzen wegen der Vulkan-Krise demonstriert. Rund 3.000 Arbeitsplätze in den Werften und mehrere tausend in der Stadt und der Region sind gefährdet. Aufgerufen zu der größten Kundgebung in der Bremerhavener Nachkriegsgeschichte hatten Gewerkschaften und der Arbeitgeberverband. Unter den Demonstranten war neben dem Präsidenten des Bremer Senats, Bürgermeister Henning Scherf (SPD), auch der gefeuerte Vorstandsvorsitzende und Architekt des Vulkan Verbundes, Friedrich Hennemann (SPD).
Während Bremerhaven um seine Werften fürchtet, hat der Aufsichtsratsvorsitzende des größten deutschen Werftenverbundes, Hero Brahms, erklärt, „daß die beiden Ostwerften hier bei der Holding 850 Millionen Mark angelegt hatten und daß diese 850 Millionen Mark jetzt im Vergleich sind und somit nicht zurückgeführt werden können, obwohl sie im Osten dringend benötigt werden“. Diese Gelder seien für verschiedenste Aktivitäten des Konzerns verwandt worden – also weg.
Der SPD-Parteivorsitzende Oskar Lafontaine forderte gestern die Bundesregierung auf, den Überlebenskampf des Bremer Vulkan zu unterstützen. Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt (FDP) zeigte aber die kalte Schulter: Neben den laufenden Werftenhilfen seien Subventionen oder Sonderhilfen für einzelne Unternehmen weder sinnvoll noch in der EU genehmigungsfähig. Rexrodts Staatssekretär Ludewig (CDU) erklärte am Rande eines Spitzengesprächs mit dem Ministerpräsidenten von Mecklenburg- Vorpommern, Berndt Seite (CDU), der Bremer Vulkan-Konzern werde die noch ausstehenden Investitionsmittel für die Werften in Mecklenburg-Vorpommern wahrscheinlich nicht zahlen können. Der Wirtschaftsminister von Mecklenburg-Vorpommern, Harald Ringstorff (SPD), hat wegen der unklaren Finanzvorgänge den Rücktritt des Vulkan-Finanzvorstandes Günter Smidt gefordert. Klaus Wolschner
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