piwik no script img

■ Eine Podiumsdiskussion in der UniversitätAmerikanische Leitkultur?

Brauchen wir eine Amerikanisierung der deutschen Hochschule, um im internationalen Wettbewerb zu bestehen? Dieser schwierigen Frage stellte sich eine gut besuchte Podiumsdiskussion in der Universität Bremen. Ein gutes Bildungssystem ist eng mit florierender Wirtschaft und dem Wohlbefinden seiner Bürger verflochten, betonte Daniel Fallon von der Carnegie Corporation in New York. Klaus Lanfried, der Leiter der Hochschulkonferenz, berichtete, wie offensiv sich amerikanische Spitzenuniversitäten um den lukrativen Bildungsmarkt der Welt bemühen: Das Massachussetts Institute of Technology (MIT) zum Beispiel will ab September dieses Jahres sein ganzes Kursmaterial im Internet zugänglich machen. Das sei, so Landfried, für viele Studenten weltweit eine unwiderstehliche Werbung für amerikanische Leistungsuniversitäten.

So schlecht könnten die deutschen Universitäten nicht sein, wenn ihre Absolventen in den USA reissenden Absatz fänden, wandte Peter Gottstein vom deutschen Bildungsministerium ein. Trostreiche Logik! Die deutschen Universitäten müssten eine offensivere Vermarktung ihrer Tugenden betreiben, um die besten Köpfe der Welt zu gewinnen.

Stephan Kohl, Vorsitzender des deutschen Anglistenverbandes wäre durchaus für eine Amerikanisierung der Unis, wenn das auch eine Verfünfachung der Finanzen und der Lehrkräfte bedeute. Aber unter den gegebenen Konditionen müsse man sich an deutschen Universitäten auf eigene Werte besinnen: auf eine gleichmäßig gestreute gute Qualität, kostenfreies Studium und gesellschaftliche Solidarität. Unter dem Beifall des Publikums sprach er sich gegen die Einführung des Wettbewerbsgedankens und der „Juniorprofessur“ aus.

Mit in der Runde saß auch Max Kaase, Vizepräsident der Internationalen Universität Bremen und Architekt des ersten Modells einer deutschen Leistungsuniversität. Er suchte eine Position zwischen dem deutschen Einheitssystem und der kreativen Vielfalt amerikanischer Universitätsmodelle. Die Kooperation mit der amerikanischen Rice University sei von Bremer Eigenständigkeit geprägt. Christian Oesterreich

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen