Eine Pipeline für das Licht

Immer mehr Haushalte und Gewerbetreibende lassen sich Sonnenröhren einbauen. Sie beleuchten dunkle Innenräume und kommen ohne Energie- und Folgekosten aus

Jutta Rosenberger aus Wuppertal hat einen 250 Quadratmeter großen Lagerraum. Weil der Raum keine Fenster hatte, war er zu dunkel, um ihn als Wohn- oder als Gewerbefläche zu nutzen. Kurzum investierte sie 2.500 Euro in Sonnenröhrentechnik. Seither kommt sie tagsüber ohne künstliches Licht aus. Auch Wissenschaftler und Ärzte sind begeistert von der Technologie.

Das Prinzip ist einfach: Eine Akrylglaskuppel fängt das Sonnenlicht auf dem Dach ein und transportiert es über einen hoch reflektierenden Schacht in die Innenräume. „Geeignet ist die Konstruktion für Räume ohne Fenster wie Treppenhäuser oder Badezimmer. Aber auch Arbeits- und Geschäftsräume sowie Lagerhallen können die Sonnenröhren den ganzen Tag lang beleuchten“, erklärt Handwerksmeister René Krüger, der das System bei Kunden in Berlin und Brandenburg einbaut.

Die Technologie, die ursprünglich aus den USA stammt, kommt gut an. Auch bei Heinrich Kaase vom Institut für Lichttechnik der TU Berlin. „Messungen im Rahmen einer Untersuchung haben ergeben, dass die Lichtpipelines die Sonne bis zu 30 Meter in dunkle Gebäude hineintragen können“, erklärt der Wissenschaftler und unterstreicht den Gesundheitsaspekt. „Natürliches Sonnenlicht entspricht allen Bedingungen, die der menschliche Organismus braucht, um zu leben“, so Kaase. Ein Effekt, den der Berliner Mediziner Rolf-Dieter Krause bestätigt: „Das Tageslicht trägt maßgeblich dazu bei, Körperfunktion und den Wachheitsgrad zu verbessern.“ Der Basispreis für die kleinste Röhre liegt bei rund 400 Euro und liefert so viel Licht, um einen 30 Quadratmeter großen Raum zu erleuchten. Hinzu kommen die Einbaukosten, die je nach Rohrlänge und Deckenbeschaffenheit sehr unterschiedlich sein können.

„10 Prozent des Stroms verbrauchen Industrie, Haushalte und Kommunen für Beleuchtung in Deutschland“, sagt die Sprecherin des Verband der Elektrizitätswirtschaft, Patricia Nicolai. Zwar sei der Anteil am Gesamtstromverbrauch gering, könne aber durch den vermehrten Einsatz von Sonnenröhren um ein Vielfaches reduziert werden. Einen weiteren Vorteil sieht sie darin, dass die Pipelines Kosten für Stromfresser wie Heizungs- und Klimaanlagen senken. Die von innen verspiegelten Sonnenröhren sind so kompakt, dass im Winter nur wenig Wärme über die Platten, die auf dem Dach liegen, verloren geht und der Hitzeeintrag im Sommer viel geringer ist als bei einem herkömmlichen Dachflächenfenster.

Die Aussichten für die Sonnenröhren schätzen Fachleute positiv ein. Denn mit den Sonnenröhren spart man eine Menge Energiekosten und macht elektrisches Licht beispielsweise in Schulen und Bürogebäuden, die vorwiegend tagsüber genutzt werden, überflüssig, sagt Heinrich Kaase von der TU Berlin.

SVEN KULKA